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2.

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Der Morgen brach an bei Benjamin und Stella. Genau in der Reihenfolge stimmte es, zuerst war es Morgen bei Benjamin, dann bei Stella. Immer war es erst sein Morgen, ehe es ihrer wurde. Sein Name stand zuoberst an der Tür, seine Sachen dominierten in der winzigen Einzimmerwohnung, und er war es, der bestimmte, was Spaß machte – ob es nun um Sex ging oder darum, vielleicht vor der Glotze zu sitzen und Bier zu trinken, oder sich zusammen mit Kumpels vollzudröhnen, bevor man in die Stadt zog.

Stella machte mit. Sie machte bei allem mit. Zum erstenmal in ihrem Leben war nicht sie es, die das Sagen hatte, sondern sie ließ über sich bestimmen und fand es herrlich und erschreckend zugleich. Alle, die Stella kannten, wußten, daß ihre Willenskraft für fünf ausreichte und daß sie mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg halten konnte, egal zu welchem Thema. Wer Benjamin hatte kennenlernen dürfen – und das waren nicht viele –, fand es unglaublich, daß sie sich auf dieses Arrangement eingelassen hatte. Fragte man Stella selbst, erklärte sie, sie begreife nicht, warum man die ganze Zeit an Kleinigkeiten herumkritteln solle. So was verderbe eine Beziehung nur, das könne man ja überall beobachten.

In Wahrheit hatte Stella ihre Abhängigkeit eingesehen, hatte verstanden, daß sie aus dieser Beziehung vielleicht sowieso nicht herauskam. Und damit gab es tausend Gründe, jedem Auftritt aus dem Weg zu gehen und zu vermeiden, den eigenen Willen bei jeder Gelegenheit zu betonen. Was hieß überhaupt Willen? Wessen Willen denn? Stella konnte nicht länger sehen, wohin sie unterwegs war. Ihren Willen hatte Benjamin übernommen. Und sie selbst hatte sich darein gefügt.

Nachdem Benjamin aufgestanden war und die Stereoanlage eingeschaltet, ein Bier geöffnet, die Zeitung durchblättert, gerülpst und sich unter die Dusche gestellt hatte, machte Stella Tee für sich und ihn. Zum Frühstück nur Tee war die erste Regel des Tages. Kein Toast dazu – davon wurde man dick. Manchmal machte sich Benjamin zwar ein Brot, doch fragte er Stella nie, ob sie auch eins wolle, und niemals ergriff sie selbst die Initiative, während er zusah. Sie sprachen nicht viel beim Frühstück. Benjamins Laune war vor drei Uhr nachmittags selten gut.

Die Musik dröhnte durch die Wohnung. Stella ging ins Bad, duschte und zog sich an. Sie war dünner, als sie während ihres ganzen erwachsenen Lebens gewesen war, und die Sachen hingen an ihr herunter wie an einem unterernährten Pariser Model. Als sie fertig angezogen war, nahm sie Kalender, Portemonnaie und Tasche und küßte Benjamin auf die Stirn, bevor sie ging. Er brummte zur Antwort, umfaßte sie leicht, ohne von der Zeitung aufzusehen.

»Ich komme gegen sieben nach Hause. Bist du heut abend da?« fragte Stella.

Benjamin schaute auf.

»Weiß nicht. Mal sehen. Hab noch nichts festgemacht.«

Stella nickte. Sie nahm ihre Tasche und ging, und erst als sie unten auf der Straße war, konnte sie richtig durchatmen. Ein und aus, die herrliche, frische Morgenluft. Von Luft wurde man nicht fett. Und hier sah sie keiner, sah, wie sie die Lungen mit Luft füllte und Brust und Bauch richtig rausstreckte, weit, weit raus, ehe sie die Luft ausatmete und wieder zusammenfiel.

In ihrem Kopf surrte eine Textzeile herum wie eine lästige Fliege, sie ließ sich nieder, flog auf und setzte sich wieder zur Ruhe. Als sie bei Rot über die Straße ging, flog sie blitzschnell auf und war wieder zur Stelle.

»... cause if you can’t let yourself go

what are you saving yourself for?«

Die Zeile hallte in ihrem Kopf wider.

Sie konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, aus welchem Song sie war.

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