Читать книгу Blutige Finsternis - Lucy Darkness - Страница 5
Оглавление(Monate davor, Rückblick)
Alles fing vor einigen Monaten an. Mein Leben war in Ordnung. Mit gerade einmal 28 Jahren hatte ich es geschafft, als erfolgreicher Daytrader meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Zuvor hatte ich bei einer großen Bank im Wertpapierhandel gearbeitet. Mit einem netten Bonus zog ich mich zurück. In einem komfortablen Penthouse arbeitete ich fortan erfolgreich und handelte mit Aktien und Währungen. Ich fühlte mich wie ein König. Nichts konnte mir etwas anhaben. Die meiste Zeit saß ich hinter meinen Monitoren verborgen und wartete auf meine Chance.
Am Freitagabend war ich auf der Pirsch. Ein Ritual, das ich jede Woche ausübte. In den bekannten Clubs und Bars suchte ich nach Frischfleisch. Meine Beute war stets die gleiche. Jung, sexy und naiv. In dieser Metropole gab es viele dieser Frauen, die leicht mit Geld zu beeindrucken waren. Ich verbrachte mit ihnen die Nacht, manchmal auch das Wochenende. Danach wurden sie mir lästig. Manchmal gaben mir die jungen Frauen mit großer Erwartung danach ihre Telefonnummern. Es war immer der gleiche Ablauf. Sie schauten mich an, ihre Augen glänzten und sie hofften, ich würde sie zurückrufen. Doch ich hatte bereits, was ich wollte und vergaß meine Eroberung bereits Stunden danach.
Der schnelle, unpersönliche Sex wurde für mich zu einem richtigen Kick, zu einer Sucht, der ich jede Woche aufs Neue frönte. Ein paar romantische Wörter, ein guter Anzug und Erfolg, das waren meine Geheimwaffen. Ich versprach Ihnen, was sie hören wollten und nahm mir, was ich brauchte. Einige der Frauen erwiesen sich danach als anhängig, doch als ich ihnen Geld in die Hand drückte, schauten sie mich beschämend an und verschwanden ...
Ich hatte kein Mitleid. Warum auch. Ich wollte mit ihnen ins Bett, mir meinen Kick holen. Wie viele es waren, wusste ich nicht. Irgendwann hatte ich aufgehört zu zählen.
Meine Geschäfte liefen. Ab und zu erzielte ich kleinere Verluste, die ich aber mit den Gewinnen wieder mehr als ausglich. Ich hatte meine Freunde, meine Seele schon lange für den Erfolg eingetauscht. Eigentlich störte es mich nicht. Ich hatte alles, was ich brauchte. Mein Bankkonto füllte sich von Woche zu Woche. Ich kannte keine Not und auch keine Einsamkeit.
Dann lernte ich Jerina kennen. Ich sah sie eines Tages auf der Straße. Sie stand mit großen Augen vor einem Schaufenster und blickte auf die teuren Kleider dahinter. Sie war wie eine Blume. Jung, wunderschön und so zart. Sie stand in ihrer vollen Blüte. Es war an einem Freitag.
Ich stand auf der anderen Straßenseite und bewunderte dieses einfache Geschöpf. Ihre langen dunklen Haare wehten leicht in dem Wind. Ihre Beine schienen unendlich zu sein. Gekleidet war sie mit einen bunten Rock, schweren Ohrringen und ein paar Blumen im Haar. So, als würde sie auf dem Jahrmarkt arbeiten. Immer wieder drehte sie sich scheu wie ein Reh in der Gegend um. Ich schätzte sie auf 20 Jahre. Sie bezauberte mich in allen Punkten und meine Jagdzeit war eröffnet. Die nächsten Minuten beobachtete ich sie. Sie starrte so fasziniert auf dieses Kleid. Ein Kleid, das sie sich vermutlich niemals hätte leisten können. Aber ein Kleid, das ihrer Schönheit schmeicheln würde und aus dem einfachen Straßenmädel eine Prinzessin gemacht hätte. Sie war ein einfaches Ziel für mich. Ich wusste schnell, wonach sie begehrte und nutzte das zu meinem Vorteil.
Laut telefonierend näherte ich mich dem jungen Ding, das sich immer noch nicht von dem Schaufenster trennen konnte. Voller Absicht stieß ich mit ihr zusammen. Jerina drehte sich erschrocken um und zum ersten Mal konnte ich ihr tief in die Augen sehen.
»Ohh entschuldige. Es tut mir leid. Habe ich Dich verletzt?« Fragte ich sie und starrte wie ein Liebestoller in ihre tiefen, dunklen Augen.
Ich spielte den Verliebten und versuchte mir vorzustellen, wie sie wohl ohne diese Hippie-Kleidung aussehen würde. Sie schaute mich ein wenig verloren an, lächelte dann aber wie eine wunderschöne Blume, die soeben die ersten Knospen geöffnet hatte. Ihr Lächeln war das Schönste, was ich je gesehen hatte. Diese junge Frau war so ganz anders. Dennoch war sie so naiv wie alle anderen vor ihr..
»Nein, mir ist nichts passiert ...«, antwortete sie mit einer tiefen, erotischen Stimme, die durch meinen ganzen Körper drang.
»Darf ich das wieder gutmachen und Dich zu einem Essen einladen?«
Ich schien ihr ebenfalls zu gefallen. Zaghaft machte ihr erste kleine Komplimente. Sie nickte und wir begaben uns lächelnd in einen kleinen Coffee Shop, der sich nur einen Block weiter befand. Wir stellten uns vor, lernten uns kennen. Ihr Name bedeutete Blumengöttin und kam aus dem Albanischen. Sie war fast zu perfekt. In ihren gerade einmal 20 Jahren spiegelte sich eine große Naivität, wenngleich sie auch wusste, wie sie das Leben zu nehmen hatte.
»Ich habe bemerkt, dass Du die ganze Zeit in das Schaufenster gestarrt hast. Was hat Dir so gut gefallen?«
Sie lächelte bezaubernd in ihrer Unerfahrenheit. Sie zögerte nur kurz und berichtete mir danach von diesem kleinen weinroten Kleid, das sie schon so oft gesehen hatte, sich aber nie hätte leisten können. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich sie bereits. Es war ein leichtes. Wir amüsierten uns, verstanden und so gut ... als würden wir uns seit Ewigkeiten kennen.
Jerina verfiel mir. Ich wollte ihr etwas Gutes tun. Das Kleid ... ich wollte es ihr schenken. Zunächst lehnte sie höflich ab. Doch das Glänzen in ihren kleinen, dunklen Augen sagte etwas anderes. Nach einigen Minuten gab sie nach. Ich versicherte ihr, dass ich keine Gegenleistung wollte. Wenngleich ich wusste, dass sie mir eine solche mit Sicherheit erbringen würde.
Ich hatte schon lange vergessen, was Glück bedeutete. Doch in diesem Moment, als Jerina vor mir stand und dieses edle Kleid trug, strahlte sie wie ein Diamant. Sie war so glücklich, dass sie mich kräftig umarmte und sich in meine Gedanken schlich.
Eine Stunde später kam der Moment der Wahrheit. Ich verabschiedete mich von ihr und wollte gehen. Einfach so. Doch sie hielt meinen Arm und fragte mich, ob wir uns nicht wiedersehen könnten.