Читать книгу Blutige Finsternis - Lucy Darkness - Страница 9
ОглавлениеAm nächsten Morgen wachte ich in meinem Bett auf. Die Sonne strahlte bereits mit ihrer wohligen Wärme durch das große Fenster in mein Schlafzimmer. Ich rieb meine Augen. War das einfach alles nur ein Traum? Ich lag seelenruhig im Bett, die Angst war längst verzogen und ich lächelte plötzlich. Scheiße, war das ein Alptraum ...
Noch ein wenig Müde und gedankenverloren ging ich in den Flur. Vielleicht sollte ich abends weniger trinken ...
Doch dann holte mich die Realität wieder ein. Oder war es die Fantasie, die Illusion einer Realität? Ich stand vor meinem Büro oder vielmehr, von dem was davon noch übrig war. Alles war zerstört. Es war kein Traum! Auf dem Boden lag noch das rote Kleid mit den Blutflecken. Ich griff in mein Gesicht. Was war das?
Erst im Bad vor dem Spiegel sah ich zwei Narben in meinem Gesicht. Eine an meiner Stirn, die andere auf der linken Seite, nahe meiner Nase. Genau dort, wo diese alte Frau hingespuckt hatte. Aus dem ätzenden Sabber bildeten sich zwei hässliche Narben, die wie eingebrannt wirkten. Mein makelloses Gesicht wirkte nun auf mich selbst beängstigend.
Ich irrte durch die Wohnung und versuchte mich an jedes noch so kleine Detail zu erinnern. Sie hatte etwas gesagt. Eine Art Fluch. Ich schloss meine Augen und erinnerte mich nahezu an jedes einzelne Wort. Ich konnte die Wörter perfekt aussprechen, hatte aber keine Ahnung, was sie bedeuten sollten.
Te del o beng ande tute.
Marel ći bax o khul.
Te ćernol ćo mas pas tu!
Einige Zeit später konnte ich ihre Flüche mit Hilfe eines Dolmetschers übersetzen. Es waren uralte Fluch Sprüche, die, wenn sie einmal in Gang gesetzt wurden, nicht mehr aufzuhalten waren. Sollte ich lachen oder sollte ich aus dem Fenster springen. Ich wusste nicht mehr, was Real war und was Traum. Ich glaubte nicht an Geister, Hexen oder Zigeuner, die tödliche Flüche aussprechen konnten. Scheiße, so etwas konnte es nicht geben. Schwarze Magie gab es nur im Fernsehen! Dennoch zitterte ich weiter am ganzen Körper. Immer wieder fiel mein Blick auf dieses Kleid.
Mir ließ das Ganze keine Ruhe. Flüche waren ein Hirngespinst der Fernsehmacher. Sie konnten nicht real sein. Doch auf den verschiedenen Seiten im Internet waren viele Menschen anderer Überzeugung. Sie vertraten die Auffassung, dass Flüche zerstören und töten könnten und diese am Ende immer zerstörerisch wären.
Ich wollte die Polizei rufen, doch was hätte ich sagen sollen. Eine alte Frau, ein Geist wäre mir erschien und hätte mit einem Luftzug mein Büro in Schutt und Asche gelegt und zu guter Letzt noch ein blutverschmiertes Kleid hinterlassen. Die hätten mich für Irre erklärt und wer weiß, woher das Blut stammte ...
Ich hatte keine Ahnung, wie ich damit umgehen sollte. Statt mich der Furcht zu ergeben, baute ich mein Büro wieder auf.
Die nächsten Tage waren komisch. Ständig fühlte ich mich so, als würde mich jemand begleiten. Doch niemand war da. Ich verbarrikadierte mich in meiner Wohnung und hatte den Revolver griffbereit liegen.
Nach etwa einer Woche trat eine gewisse Normalität ein. Ich hatte das Büro hergerichtet, das merkwürdige Kleid lag in meinem Tresor und nichts mehr war passiert. Die Nächte waren ruhig. Die ersten Tage konnte ich nicht schlafen. Doch mittlerweile hatte ich zur Normalität zurückgefunden. Selbst die Narben verschwanden. Ich vergaß und verdrängte, was passiert war. Nachts schlief ich durch, ohne jeglichen Alptraum. Tagsüber erzielte ich Gewinne. Flüche konnten nur dann zerstörerisch sein, wenn man daran glauben würde. Doch ich ließ mich nicht manipulieren!