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[7]Vorwort
ОглавлениеSeit dem 11. September 2001 ist der Islam weltweit in den Mittelpunkt der medialen Aufmerksamkeit gerückt. Islamische Begriffe wie Jihad (Kampf oder ›Heiliger Krieg‹), Fatwa (Rechtsgutachten), Hijab (von muslimischen Frauen getragener Schleier zur Bedeckung des Kopfes) oder nijab und Burka (Ganzkörperverschleierung für Frauen) haben Eingang in den allgemeinen Wortschatz gefunden. Ebenso sind strittige Themen wie Selbstmordanschläge oder die Bekleidung von Frauen allgemein in das politische und kulturelle Bewusstsein vorgedrungen, und zwar sowohl in mehrheitlich muslimischen Ländern als auch in jenen, die über bedeutende muslimische Minderheiten verfügen.
Im vorliegenden Buch habe ich versucht, mich mit einigen der komplexen Sachverhalte rund um die aktuellen Auseinandersetzungen und Ereignisse zu befassen. Es ist eine entmutigende Aufgabe gewesen, eine ›Kurze Einführung‹ in die Religion zu schreiben, der ungefähr ein Fünftel der Menschheit angehört. Kürze erfordert Auswahl des Materials, und dies wiederum bedeutet Aussparen und Weglassen. Angesichts des weiten Spektrums menschlicher Gesellschaften, die unter dem Etikett ›islamisch‹ firmieren, muss ein Prozess der Auswahl und Auslassung notwendigerweise zu einem verzerrten Bild führen. Indem ich mich dafür entschieden habe, mich auf gewisse Themen zu konzentrieren und dafür andere Aspekte auszuklammern, bin ich, wie mir durchaus bewusst ist, meinen eigenen Instinkten und Vorurteilen gefolgt. Was meinen Beruf angeht: Ich war früher Journalist und habe auch die akademische Laufbahn eingeschlagen. Für dieses Buch habe ich auf beide Disziplinen zurückgegriffen. Der Journalist in mir hat die Schlagzeilen in den Zeitungen vor Augen. Weil mir bewusst ist, dass viele Menschen im Westen ›den Islam‹ oder Islamismus (zur Unterscheidung beider Begriffe s. S. 45) als feindliche Mächte ansehen, als die größte ideologische Herausforderung, mit der [8]der Liberalismus nach dem Ende der Aufklärung und dem Zusammenbruch der Sowjetunion konfrontiert ist, habe ich der islamischen Politik mehr Platz eingeräumt, als ihr nach Meinung einiger Leser zustehen dürfte. Dasselbe ließe sich zu meinem Kapitel über Frauen und Familie sagen, ein heftig umstrittenes Thema, das in der aktuellen Berichterstattung einen hohen Stellenwert besitzt. Gleichzeitig hat der Wissenschaftler in mir versucht, die stereotypen Vorstellungen und vereinfachenden Verallgemeinerungen zu vermeiden, die mit der Behandlung dieser kontroversen Themen in den Medien einhergehen.
Frühe Entwürfe zur Erstauflage des vorliegenden Buches sind von Professor James Thrower, meinem ehemaligen, inzwischen verstorbenen und schmerzlich vermissten Kollegen an der Universität von Aberdeen, sowie von wissenschaftlichen Lektoren durchgesehen worden, die der Verlag Oxford University Press zu Rate gezogen hat. Nicht nur ihnen schulde ich Dank für viele Verbesserungsvorschläge, sondern auch Deniz Kandiyoti, die einen ersten Entwurf des 5. Kapitels gelesen und wertvolle Einsichten und Anregungen aus ihrem reichen Wissensschatz über die Kulturen und den Feminismus des Nahen Ostens beigetragen hat. Viel verdankt diese überarbeitete Neuauflage auch den Gesprächen mit Freunden und Kollegen, die zu zahlreich sind, als dass ich sie alle namentlich aufführen kann. Doch ganz besonders möchte ich George Miller danken, einem außergewöhnlich umsichtigen und hilfsbereiten Lektor, der die Erstauflage betreute, sowie den Verfassern zahlreicher Bücher, die im neuen, überarbeiteten Literaturverzeichnis zu finden sind, des Weiteren sämtlichen Redakteuren und Rezensenten – allen voran Robert Silvers von der New York Review of Books –, die mir ermöglichten, die genannten Veröffentlichungen einzusehen.