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[9]1 Der Islam, die Muslime und der Islamismus

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Seit dem 11. September 2001 vergeht kein Tag, an dem die Medien nicht über den Islam, die Religion von etwa einem Fünftel der Menschheit, berichten. Die Terroristen, die vier amerikanische Flugzeuge entführten, zwei in das New Yorker World Trade Center und das Pentagon (nahe Washington, D. C.) lenkten und eines aufgrund einer Revolte der Passagiere nahe Shanksville, Pennsylvania, zum Absturz brachten, töteten insgesamt etwa 3000 Menschen und lösten damit nicht nur den Antiterrorkrieg der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten aus, der zur Beseitigung der muslimischen Regierungen in Afghanistan und im Irak führte: In der Folge geriet der Islam als Analyse- und Diskussionsgegenstand weltweit in den Fokus der Öffentlichkeit.

Seither werden die Auseinandersetzungen in Zeitungsberichten, Rundfunk- und Fernsehbeiträgen, Cafés, Bars und im privaten Bereich sowohl hitzig als auch leidenschaftlich geführt. Fragen, die früher in der Exklusivität wissenschaftlicher Tagungen oder von Hauptseminaren erörtert wurden, gehören nun zum politischen Alltag. Worin besteht das »Gesetz des Jihad«? Wie kommt es, dass die Religion des Friedens, der sich Millionen von normalen, ehrbaren Gläubigen verschrieben haben, anscheinend zur hasserfüllten Ideologie einer zornigen Minderheit geworden ist? Derartige Fragen sind nicht länger ›akademisch‹, sondern dürften von vitalem Interesse für die meisten Menschen auf diesem Planeten sein. Dass sich der Islam oder eine Spielart von ihm – ganz gleich, ob von Extremisten verzerrt, pervertiert, korrumpiert oder für ihre eigenen Zwecke missbraucht – zu einer festen Größe und Macht oder zumindest zu einem Etikett für ein Phänomen mit bedrohlichem Potenzial entwickelt hat, werden wohl wenige bestreiten. Doch Muslime, die im Westen oder in den immer größer werdenden Teilen der muslimischen Welt mit dem digitalen Fußabdruck des Westens leben, weisen verständlicherweise die Verdächtigungen von [10]sich, denen sie durch die wachsenden Sorgen der Nicht-Muslime ausgesetzt sind. Der Islam, so argumentieren sie vielleicht, sei eine Religion des Friedens, denn das Wort ›Islam‹, ein Verbalsubstantiv in der Bedeutung von ›Selbsthingabe (an Gott)‹, ist etymologisch verwandt mit dem Wort für Frieden, salaam. Die allgemeingültige Grußformel, die Muslime sowohl untereinander als auch Fremden gegenüber verwenden, lautet: as salaam ’alaikum – »Friede sei mit Dir«. Einer weitverbreiteten Ansicht entsprechend, verkennen daher diejenigen, die den Islam der Gewaltbereitschaft bezichtigen, den im Kern friedliebenden Charakter dieser Religion.

Ein Abwägen der Gegebenheiten in historischer Perspektive unterstützt diese Auffassung. In seiner Frühform (bis etwa zum Jahr 750 der christlichen Zeitrechnung) entstand der Islam zwar im Zuge der arabischen Eroberung, doch in den Jahrhunderten danach erfolgte seine Ausbreitung im Großen und Ganzen friedlich entlang des riesigen Netzes von Handelswegen, die vom südlichen Afrika bis nach China, zum südostasiatischen Archipel und den Bergtälern und Steppen Zentralasiens reichten. Als eine »Religion des Buches« brachte der Islam das Ansehen jener Hochkulturen mit sich, die mit großen Städten wie Kairo, Bagdad und Delhi in Verbindung standen. Da es in ihm weder so etwas wie das Papsttum oder ein formales Regelwerk für die Durchsetzung der Lehren und Riten gibt, erwies er sich als besonders fähig, örtliche Traditionen und Gebräuche, die älteren Überlieferungen entstammten, zu integrieren. In einigen Fällen handelte es sich dabei um hochentwickelte religiöse Lehren wie etwa die zoroastrische, buddhistische oder hinduistische, in anderen um Schamanenkulte und animistische Bräuche, wie sie überall vorzufinden sind. Die Hauptrolle bei der Verbreitung des Islam in den Randgebieten hatten Gelehrte oder heilige Männer (manchmal auch Frauen) inne, die oft zugleich als Händler tätig waren und großes Geschick darin bewiesen, örtliche Kulte, Sitten und Gebräuche zu »islamisieren«. [11]Etliche Wissenschaftler haben angemerkt, dass der Begriff ›Bekehrung‹, der eine bewusste Absicht und individuelle Wahlmöglichkeit voraussetzt, zur Bezeichnung dieses Vorgangs unzutreffend sei. Denn es geht dabei um Prozesse einer sehr viel fließenderen kulturellen Anpassung, die im Verlauf von mehr als einem Jahrtausend stattfand. Während dieser Zeit stieg der Islam zur zweitgrößten Religion nach dem Christentum auf. Orthodoxie – oder, um genauer zu sein, Orthopraxis, also die korrekte Befolgung ritueller Handlungen oder Verhaltensweisen in Übereinstimmung mit den zentralen Lehren des Islam – ergab sich daraus manchmal, jedoch nicht zwangsläufig, da die Menschen der Randgebiete in unterschiedlich enger Beziehung zu Mekka und den urbanen Zentren standen.

Obwohl die islamische Rhetorik, die ihre Wurzeln in den Feldzügen des Propheten Muhammad in Arabien hat, im Verlauf der militärischen Auseinandersetzungen, an denen Muslime beteiligt gewesen sind, häufig beschworen wurde, stellt das Bild von der ständigen oder latenten Kampfbereitschaft des Islam eine Verzerrung der tatsächlichen Leistungen dieser fünfzehn Jahrhunderte zurückreichenden und sich über riesige Gebiete von den Küsten des Atlantiks bis zum indonesischen Archipel erstreckenden Religion und Kultur dar. Die Auffassung, dass der Islam an sich gewaltbereit sei, hat vor allem folgende zwei Ursachen: die jüngere Geschichte des Kolonialismus und die Übertreibungen in den Medien. Vom 18. Jahrhundert an, als der größte Teil der muslimischen Welt in der Folge der wirtschaftlichen, militärischen und industriellen Vormacht Europas unter direkte oder indirekte Kontrolle des Westens geriet, formierte sich Widerstand gegen den Kolonialismus, angeführt von muslimischen Bewegungen wie der des ‘Abdul Qadir gegen die Franzosen in Nordafrika, der sudanesische Mahdi-Aufstand gegen die Briten im Sudan oder die Kampagne Imam Shamils gegen die Russen im Kaukasus. Die Vorstellung von der Grausamkeit und dem Fanatismus des Islam (eine Wiederholung von Motiven, [12]die schon viele Jahrhunderte zuvor in Erscheinung getreten sind, und zwar während der Kreuzzüge) wurde also in einer Zeit geprägt, als die europäischen Mächte sich im Konflikt mit den Muslimen befanden, die ihre Gebiete gegen imperialistische Übergriffe verteidigten.

In jüngster Vergangenheit hat der Medieneffekt dieses Bild zusätzlich belastet. In einer Zeit der sound-bites, in der sich die redaktionellen Vorgaben der Zeitungen an den Schlagzeilen der Massenblätter orientieren, wird dem Leben und den Werten einer friedliebenden Mehrheit zwangsläufig weniger Aufmerksamkeit gewidmet als den auf Öffentlichkeitswirkung angelegten Taten lärmender Minderheiten. Die Nachrichtenmedien ähneln dem Zerrspiegel auf einem Jahrmarkt, übertreiben sie doch die Militanz der wenigen, während sie gleichzeitig die Friedfertigkeit oder Gleichgültigkeit der vielen vernachlässigen. Dieses auffällige Merkmal moderner Gesellschaften ist von Extremisten erfolgreich ausgenutzt worden, um die Aufmerksamkeit entweder auf allgemeine Missstände oder die politischen Programme von Minderheiten zu lenken. Terrorangriffe wie 9/11, die Madrider Zuganschläge im Jahr 2004, bei denen 191 Zivilisten (das schwerste islamistische Attentat in Europa) ums Leben kamen, die Bombenexplosionen 2005 in London, die 52 Todesopfer forderten, oder die Terroranschläge auf die Pariser Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo und den Musikclub Bataclan 2015 sind nicht nur sinnlose Akte von Gewalt – ebenso wenig wie die Selbstmordattentate auf den Brüsseler Flughafen 2016, die Manchester Arena 2017 oder die vorsätzliche Tötung von Zivilisten durch Lastkraftwagen (wie 2016 am französischen Nationalfeiertag in Nizza, 2016 auf dem Berliner Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche oder 2017 im Zentrum von Barcelona). Durch das Propagieren von Taten – eine Strategie, die bereits die europäischen Anarchisten des 19. Jahrhunderts verfolgten1 – [13]rütteln sie die öffentliche Aufmerksamkeit wach. Paradoxerweise erhalten die Extremisten dabei aber möglicherweise Unterstützung durch die Gegenreaktionen der Regierungen, und zwar indem ganze Gemeinschaften ins Visier genommen oder Kriege begonnen werden, die die Loyalität kürzlich Eingebürgerter herausfordern. Auf der globalen, von den Medien beherrschten Bühne stehen die Geschehnisse in asymmetrischer Wechselwirkung und lösen unvorhersehbare Wellen der Erschütterung aus.

Der von der islamistischen al-Qaida unter der Führung von Osama bin Laden organisierte und geförderte Angriff auf die Vereinigten Staaten war zum Teil durch die Anwesenheit US-amerikanischer Truppen auf dem heiligen Boden Saudi-Arabiens motiviert.2 Diese war ihrerseits eine Reaktion auf die Bedrohung der US-amerikanischen Ölversorgung durch die Invasion Kuwaits, die der irakische Diktator Saddam Hussein 1991 durchführte. 9/11 und die Logik von George W. Bushs Antiterrorkrieg hatten zur Folge, dass die USA militärisch gegen das Taliban-Regime in Afghanistan und das Saddam-Regime im Irak vorgingen. Darauf geschahen zeitnah die inzwischen als 7/7 bekannten Londoner Bombenattentate, ausgelöst durch den Zorn einer kleinen Gruppe junger, in Großbritannien geborener Muslime über die britische Beteiligung an den Kriegseinsätzen gegen zwei mehrheitlich muslimische Staaten, bei denen Tausende von Muslimen ums Leben kamen. Vor dem Hintergrund dieser unwägbaren Wechselwirkungen erwiesen sich die Voraussagen einflussreicher Kommentatoren wie etwa Bernard Lewis von der Princeton University oder des 2008 verstorbenen Harvard-Professors Samuel Huntington hinsichtlich eines »Zusammenstoßes der Kulturen« (»clash of civilizations«), der zwischen [14]»dem Islam« und »dem Westen« drohe, als gefährliche, sich selbst erfüllende Prophezeiungen.3 Der 2010 verstorbene Fred Halliday, ein scharfsinniger Beobachter der internationalen Szene, beschrieb es folgendermaßen: »Der Mythos der Konfrontation wird von zwei scheinbar gegensätzlichen Seiten genährt: Da ist einmal – vor allem im Westen – das Lager derjenigen, die daran interessiert sind, die muslimische Welt zum neuen Feind zu stempeln. Und dann gibt es in den islamischen Ländern jene, die einer Konfrontation mit der nichtmuslimischen, besonders mit der westlichen Welt das Wort reden.«4

Hallidays Beobachtung wird dadurch bestätigt, dass im Westen seit kurzer Zeit die Tendenz zur Verbindung der von der Mehrheit der Muslime geteilten Ablehnung des islamistischen Extremismus mit populistischen und neofaschistischen Strömungen sowie identitären Bewegungen wie etwa dem Zivilisationalismus erkennbar ist, die von den Rändern der politischen Szene in die etablierte Kultur vorzurücken scheinen. Schlagwörter wie »weiße Identität« und anti-einwanderungsorientierte Themen wie etwa die Theorie vom »Großen Austausch«, derzufolge die weiße Bevölkerung in Europa, Nordamerika, aber auch Australasien durch Immigranten aus Afrika und dem Nahen Osten ersetzt wird, rufen derzeit in der gesamten westlichen Welt eine große Anzahl rassistischer und quasi-rassistischer Bewegungen ins Leben. Dazu gehören z. B. die Identitäre Bewegung Österreichs (IBÖ), PEGIDA (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlands), die Alternative für Deutschland (AfD), die Nouvelle Droite in Frankreich, die English Defence League in Großbritannien sowie die identitären Bewegungen in Europa, Australien, Neuseeland oder [15]Nordamerika. Der weltweite Trend, der sich durch die Tatsache verschärft, dass extremistische Ansichten Unterstützung durch die sozialen Medien erhalten, da sie Gleichgesinnten die Möglichkeit zur Interaktion im virtuellen Raum bieten, wird markiert durch schreckenerregende Gräueltaten wie etwa die Ermordung von 69 sozialdemokratischen Jugendlichen (die dem Thema Immigration aufgeschlossen gegenüberstanden) im Juli 2011 auf der Insel Utøya in der Nähe von Oslo durch Anders Behring Breivik oder die zum Teil an Breivik orientierte Tötung von 51 Muslimen in zwei Moscheen der Stadt Christchurch (Neuseeland) im März 2019 durch einen weißen Australier, der sein Vorgehen live ins Netz übertrug. Auch wenn nicht nur neofaschistische oder die weiße Identität in den Mittelpunkt stellende Bewegungen anti-muslimisch sind, so besteht kein Zweifel daran, dass die allgemeine Feindseligkeit gegenüber nichtweißen Einwanderern einen besonderen Ansatzpunkt in der sichtbaren Präsenz der Muslime in den Ländern der westlichen Welt findet. Alexander Gauland, Vorsitzender der AfD im Bundestag, äußerte im September 2017 die Meinung, dass der Islam keine Religion sei, sondern eine religiös-politische Doktrin.

Die Gräueltaten auf Utøya und in Christchurch sind jedoch nicht allein durch Furcht und Schrecken vor den Muslimen motiviert. Sie sind ein Spiegel der abscheulichen Bilder von Grausamkeiten, die Online-Jihadisten während der Zeit verbreiteten, als die Terroreinheit des Islamischen Staats (auch mit dem aus dem Arabischen transkribierten Akronym Daesh bezeichnet) ihr großes Gebiet entlang der Grenze zwischen Syrien und dem Irak besetzt hielt. Dabei handelte es sich um die exakt inszenierten Bilder von Kreuzigungen, Massenhinrichtungen oder Enthauptungen, bei denen die abgeschlagenen Köpfe aufgespießt oder von lachenden Kindern hin und her geschwenkt wurden, die die medienerfahrenen Akteure der Terrororganisation im Internet präsentierten und sich dabei der ausgeklügelten Wirkmöglichkeiten ihres Mediums bedienten. Sie zielten [16]darauf, den Krieg zwischen dem Islam und dem Westen anzuheizen, für den Mörder wie Breivik oder Tarrant sich offenbar engagierten. Abu Bakr Naji, der die theoretische Grundlage für die Strategie der Online-»Schrecklichkeit« des Islamischen Staats schuf, betrachtete Brutalität als eine Möglichkeit, die Vereinigten Staaten und ihre westlichen Verbündeten dazu zu verleiten, ihren Stellvertreter-Einsatz gegen die Jihadisten mit Hilfe des Irak oder der kurdischen Milizen aufzugeben, und dazu zu zwingen, den Islam direkt zu bekämpfen – in einem Krieg, der zwangsläufig die muslimische Version eines Armageddon auslösen und unausweichlich im Sieg des Islam enden würde. Das Programm des neuseeländischen Mörders Brenton Tarrant hat nahezu denselben Wortlaut: In seinem kaum verständlichen, an Breivik orientierten Manifest schrieb er, dass eines seiner Ziele darin bestehe, »Gewalt, Vergeltung und weitere Spaltung anzuzetteln«, um »die Feinde meines Volkes zum Handeln anzustacheln, damit sie sich verausgaben und den endgültigen und unvermeidlichen Gegenschlag erleiden«.5 Einige traf der Gegenschlag sechs Wochen später: Am Ostersonntag 2019 verübten islamistische Terroristen Anschläge auf drei Kirchen und Luxushotels in Sri Lanka und töteten in einer Serie koordinierter Selbstmordattentate mehr als 250 Gläubige und Touristen. Obwohl ein örtlicher Jihadist als Verbindungsmann der Attentäter zum Islamischen Staat fungierte, behauptete die Regierung in Sri Lanka, dass die Massaker eine Vergeltung für das Attentat in Christchurch seien. Diese Auffassung wurde jedoch von Sicherheitsexperten widerlegt. Das Fehlen einer direkten Verbindung ist aber keineswegs ein Gegenbeweis gegen einen umfassenderen ideologischen Zusammenhang.

[17]So wie al-Qaida eine extreme, aktivistische Ausprägung politischer Meinungen darstellt, die zwar von einer weitaus größeren Anhängerschaft unter den radikalen Muslimen geteilt werden, ohne dass diese jemals in Betracht ziehen würden, die Grenze zwischen Denken und Handeln zu überschreiten, vertreten Breivik und Tarrant (ihren Manifesten nach zu urteilen) eine Reihe von Standpunkten, die Gruppierungen wie den Christian-Identity-Bewegungen, den »Anti-Jihadisten« oder der »paranoiden Rechten« zuzuordnen sind. All ihre Verfechter pflichten trotz ihrer eindeutigen Verurteilung der Massaker irgendeiner Variante der Theorie bei, dass sich Europa, ohne es zu ahnen, auf dem Weg in eine kulturelle Katastrophe befindet und islamistischen Terroristen ermöglicht, in europäischen Städten bedrohlich Fuß zu fassen.

Bin Laden polarisierte im Leben wie im Sterben. Nach Ansicht der bestehenden Regierungen und der großen Mehrheit der Muslime hat er die Botschaft des Islam für Gerechtigkeit, Frieden und Brüderlichkeit ins Gegenteil verkehrt, indem er Terroranschläge befahl, denen Tausende unschuldiger Menschen zum Opfer fielen, viele von ihnen Muslime. Für seine Bewunderer hingegen stellte er einen beispielhaften Helden dar, der nach dem Vorbild des Propheten Muhammad vordergründig ein genügsames und mutiges Leben führte und einen beträchtlichen Anteil seines Privatvermögens für den Kampf gegen die Feinde des Islam stiftete, vor allem gegen die Vereinigten Staaten und die mit ihnen verbündeten Regierungen in der muslimischen Welt »auf dem Pfad Gottes«. Sowohl Bin Ladens Leben als auch sein Tod haben einige der Fragen und Probleme geschaffen, die nachfolgend zu untersuchen sind.

Es ist kein einfaches Unterfangen, eine Definition des Islam zu geben. Wenn wir uns westlicher Begriffskategorien bedienen, die allerdings muslimischen Wahrnehmungsweisen sehr fremd sein können, müssen wir gleich zu Beginn Folgendes feststellen: »Islam« kann sowohl einen religiösen Glauben als [18]auch eine politische Ideologie bezeichnen; der Begriff kann weiterhin in gewissen Zusammenhängen zur Kennzeichnung der Identität eines Individuums oder einer Gruppe dienen. Diese drei Begriffsbestimmungen schließen sich weder gegenseitig aus noch sind sie ineinander enthalten.

Der Islam

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