Читать книгу MarEl's weihnachtliches Sammelsurium - Mar El - Страница 49
Legende
ОглавлениеDer Apostel Johannes wurde als Sohn des Fischers Zebedäus in Bethsaida/Galiläa geboren. Er hatte noch einen älteren Bruder mit dem Namen Jakobus, der ebenfalls später zum Apostel wurde. Beide waren von Beruf Fischer. Bis zu seinem fünfundzwanzigsten Jahr betrieb er mit seinem Vater das Fischerhandwerk und man sah ihn täglich am Ufer des fischreichen Sees Genezareth die Netze auswerfen. Er war fromm und gottesfürchtig erzogen. Und er sehnte sich, wie alle frommen Juden, nach der Ankunft des Messias.
Eines Tages erzählten die Leute, dass ein Mann am Jordan erschienen sei, der mit gewaltiger Stimme Buße predige und den die Leute für den verheißenden Messias halten. Begierig diesen Mann zu sehen, eilte er los und traf auf Johannes den Täufer, den Vorläufer des Heilandes. Er war sehr ergriffen von seinen Worten, so wurde er sein Jünger.
Eines Tages besserte er mit seinem Bruder Jakobus Netze aus, als Jesus sich ihnen nahte und sie einlud, ihm zu folgen. Johannes folgte dem Rufe des Heilandes und wurde sein Jünger und Apostel. Er war einer der ersten Jünger, die Jesus folgten und wurde schnell Jesus‘ Lieblingsjünger, weil er mit seiner offen zur Schau getragenen und unbegrenzten Zuneigung an seinem Herrn und Meister hing. Später nennt er sich selbst in seinem Evangelium „den Jünger, den Jesus lieb hatte”.
Alle Vorzüge und Gnaden, womit ihn Gott überhäufte, waren der Lohn für seine Keuschheit. Durch diese Tugend erwarb er den hohen Vorzug, dass der gekreuzigte Jesus ihm seine Mutter anvertraute. Eine jungfrauliche Mutter vertraute er einem jungfraulichem Jünger an. Wer sollte da noch zweifeln, dass die Keuschheit die Lieblingstugend Jesu ist? Denn wer die Reinheit des Herzens liebt, der wird den König des Himmels zum Freund haben!
Die Liebe des Heilandes wirkte auf eine ganz besondere Weise im heiligen Johannes. Diese Liebe machte ihn, neben Petrus und Jakobus, zum innigsten Vertrauten der heiligen Geheimnisse Jesu. Er durfte Zeuge seiner Verklärung auf dem Berge Tabor und seiner Todesangst auf dem Ölberge sein. Beim letzten Abendmahl ruhte sein Haupt an der Brust Jesu. Er entdeckte auch den Verrat des Judas und unter dem Kreuz stehend, nahm er mit dem innigsten Mitleid großen Anteil an dem Leiden und Sterben des Heilandes. Das war der Zeitpunkt, wo Jesus seinen geliebten Jünger zum Erben jener Liebe machte, die der Sohn Gottes für seine Mutter empfand, indem er diesem seine gebenedeite Mutter zur Obhut übergab. Konnte der Heiland ihm einen stärkeren Beweis seiner Liebe geben? Johannes wurde dadurch der Erstgeborene unter den Kindern der heiligen Mutter Gottes.
Ungeachtet seines bitteren Schmerzes blieb Johannes mit Maria und Magdalena am Fuße des Kreuzes. Er sah Jesus seinen Geist aufgeben, sah wie man die Lanze in die Seite Jesu stieß und aus der Wunde Blut und Wasser daraus fließen. Er half, den heiligen Leichnam vom Kreuze abzunehmen und er legte ihn in den Schoß der unendlich leidenden Mutter. Er war auch bei seinem Begräbnis dabei. „Und sein Herz legte sich mit in das Grab seines Heilandes, an dem seine ganze Liebe hing“. Daher lief er dann auch eilends mit Petrus zum leeren Grab, als ihn die Meldung der heiligen Frauen erreichte, sie hätten Jesus gesehen.
Einige Tage darauf befand er sich mit den anderen Jüngern am Ufer des Sees Genezareth, als Jesus erschien. Der heilige Johannes erkannte ihn sogleich und sagte es dem heiligen Petrus. Hierauf speisten sie miteinander die Fischlein, welche Petrus bereitet hatte. Nach dem Essen stellte Jesus mehrere Fragen an Petrus über die Aufrichtigkeit seiner Liebe, übergab ihm das Oberhirtenamt über seine Kirche und sagte ihm voraus, dass er einen Martertod sterben werde.
Als der heilige Petrus und Johannes nach Pfingsten in den Tempel gingen, um dort zu beten, heilten sie am Eingang einen lahmen Bettler im Namen Jesu. Gleichzeitig verkündeten sie dem Volk das Christentum des Herrn, worauf sie eingekerkert und vor den hohen Rat gerufen wurden. Sie wurden aber bald darauf wieder entlassen, mit der Anordnung, nicht mehr im Namen Jesu zu verkünden. Sie aber taten dies als die arglistige Zumutung mit den Worten ab. Sie waren der Meinung, man müsse Gott mehr als den Menschen gehorchen und predigten weiterhin das heilige Evangelium. Aufs Neue in den Kerker geworfen, wurden sie von einem Engel befreit und lehrten bei Tagesanbruch wieder im Tempel. Nun wurden sie gegeißelt. Sie hörten aber nicht auf in den Tempeln und Häusern zu predigen und waren stolz, im Namen Jesu Schmach zu leiden.
Johannes hielt sich noch mehrere Jahre in dieser Stadt auf, wanderte von da aus in viele Länder, um den Völkern die Freudenbotschaft von Jesus zu bringen. Maria, die heilige Mutter Gottes, wohnte während der ganzen Zeit bei ihm. Er ehrte sie und kümmerte sich um sie mit liebender Sorgfalt. Als Johannes nach Ephesus ging, um dort seinen Bischofssitz aufzuschlagen, damit er von dort aus die verschiedenen Gemeinden in Kleinasien regieren konnte, ging sie mit ihm.
Als Maria fühlte, dass sie bald sterben würde, bat sie Johannes, sie nach Jerusalem zu bringen. Er erfüllte ihr den Wunsch und unermesslich groß war seine Trauer, als sie schließlich starb. Allein die Hoffnung, sie irgendwann neben ihrem göttlichen Sohn wiederzusehen, tröstete ihn. Er kehrte nach Ephesus zurück und fuhr mit unermüdlichem Eifer fort, das Reich Gottes zu verbreiten und zu befestigen. Er setzte tüchtige Priester und Bischöfe ein, die er in den verschiedenen Kirchen verteilte und besuchte diese von Zeit zu Zeit, um sie in ihrer Arbeit zu unterstützen und zum heiligen Eifer anzuspornen.
Selbst zu Lebzeiten der Apostel gab es Leute, geschickt vom hohen Rat der Juden, die leugnen sollten, dass Jesus der Sohn Gottes und der Christus ist. Besonders in den Gemeinden, die sich der heilige Johannes mit besonders viel Aufmerksamkeit widmete, befanden sich mehrere Anhänger dieser falschen Prediger. Johannes warnte die Gläubigen immer wieder vor diesen Leuten und riet ihnen, jede Gemeinschaft mit ihnen zu meiden. Er selbst wollte darin ein leuchtendes Beispiel sein und verließ umgehend ein öffentliches Bad, als er bemerkte, dass sich dort auch einer dieser Irrlehrer befand. So sanft und voll Liebe der heilige Johannes gegen alle Menschen war, so ging ihm doch die Wahrheit über alles, da es ohne diese auch keine wahre Liebe gibt.
Im hohen Alter von 85 Jahren begann Johannes, sein Evangelium zu schreiben. Er fing damit an, weil die Gläubigen dies von ihm forderten. Schließlich hatte er selbst die Wahrheit in Christus gesehen, konnte bezeugen und die Irrlehren widerlegen. Mit seinem Evangelium schuf er ein Werk, dessen Inhalt so erhaben ist, dass der heilige Johannes sich zum Lichtthron Gottes emporhebt, gleich einem Adler, dem kein menschliches Auge folgen kann, um in die Tiefen der Gottheit zu schauen. Deswegen wird der Heilige oft mit einem Adler an seiner Seite abgebildet.
Mit der Christenverfolgung unter Kaiser Domitian wurde er im Jahre 95 ergriffen und nach Rom gebracht. Dort wurde er in einen Kessel voll siedenden Öles geworfen. Aber Gott fügte, dass ihm nichts passierte, im Gegenteil, er kam stärker und kräftiger aus der brodelnden Flüssigkeit heraus, als er hineingeworfen war. Man schrieb seine Rettung aber angeblichen Zauberkünsten zu und er wurde auf die Insel Patmos verbannt, wo er die „geheime Offenbarung“ (die Apokalypse) verfasste. Nach der Ermordung des Kaisers Domitian durfte er nach Ephesus und zu seinen Gemeinden zurückkehren, die ihn mit großer Freude und inniger Liebe empfingen. Er nahm seine Aufgaben sofort wieder wahr, bereiste die Gemeinden in Kleinasien. Wo es nötig war, wurden neue Oberhirten eingesetzt und Missbräuche abgestellt.
Mittlerweile hatte der Heilige die neunzig Jahre erreicht und seine Kräfte schwanden. Die viele Arbeit im Weinberge des Herrn und das beständige Fasten hatte ihn sehr geschwächt. Er aß nie Fleisch, trug nur ein Oberkleid von Linnen und einen Mantel. Er litt sehr darunter, dass er sein Amt nicht mehr so ausfüllen konnte, wie er wollte. Er saß immer öfter vor seinem Haus, um sich von der Sonne aufzuwärmen und ein wenig Kraft zu sammeln.
Diese überschwängliche Liebe, von der das Herz des heiligen Apostels überströmte, suchte er auch Andern einzuflößen. Da sein hohes Alter ihm nicht mehr gestattete, anstrengende Reisen zu unternehmen und lange Reden zu halten, ließ er sich dennoch in die Versammlung der Gläubigen tragen und sagte ihnen immer wieder die Worte: „Meine teuren Kindlein! Liebet euch einander.” Und da seine Zuhörer ihn einmal fragten, warum er ohne Unterlass dasselbe wiederhole, gab er ihnen zur Antwort: „Es ist Gottes Gebot und wer dies hält, der tut genug”.
Nach seiner letzten Predigt unter dem Motto „Kindlein, liebet euch untereinander“, stieg Johannes vor allen Augen in das neben dem Altar vorbereitete Grab und starb in großer Lichterscheinung. Noch aus dem Grab heraus segnete er seine Diakone. Hundert Jahre waren seit der Geburt des Heilandes verflossen, da kam Jesus, wie er es verheißen und holte seinen geliebten Jünger ab in sein himmlisches Reich, wo er ihm die Wohnung schon bereitet hatte. Johannes war weit über 90 Jahre alt geworden, als er sanft im Herrn entschlief. Auf einem Berge außerhalb der Stadt begrub man ihn. Über seine Grabesstätte erbaute man eine prachtvolle Kirche. Der heilige Apostel und Evangelist Johannes ist zu Beginn der Regierungszeit des Kaisers Trajan (98 - 117) in Ephesus gestorben.