Читать книгу MarEl's weihnachtliches Sammelsurium - Mar El - Страница 55
Legende
ОглавлениеNoch sehr jung, hatte sich Silvester durch seine außergewöhnliche Gelehrsamkeit, seinen frommen Lebenswandel, seinen andauernden Eifer für die Verkündigung des göttlichen Wortes bei dem Papst Marcellinus so große Achtung erworben, dass dieser ihn als Diakon aufnahm und ihm die priesterliche Weihe erteilte. Als Priester stand er den Gläubigen überall wie ein tröstender Engel zur Seite. Arme und Fremdlinge bewirtet er in seinem Haus und pflegte sie mit umsichtiger Sorgfalt.
Noch einmal raffte sich das Heidentum auf, um gegen das verhasste Kreuz zu marschieren. Seit 300 Jahren versuchte Rom und sein Kaiser es zu stürzen und zu vernichten. Immer wieder floss das Blut der Märtyrer und aus den Gefängnissen war unüberhörbar das Echo von Gesängen der heiligen Bekenner zu vernehmen, die sich freuten, für Jesus sterben zu dürfen. Die unter Kaiser Diokletian wieder aufgeflammten Christenverfolgungen im Jahre 284 fürchtete Silvester nicht. Im Gegenteil, bei jeder Gelegenheit befliss er sich, Seelen für Jesus zu gewinnen. Auch scheute er keine Gefahr, wenn es galt, einem gefangenen Christen beizuspringen, ihn zu trösten und zur Standhaftigkeit zu ermuntern.
Der lateinische Name Silvester bedeutet “Waldbewohner“, was ein Hinweis auf die Legende ist, wonach sich der heilige Silvester mit mehreren Priestern einige Zeit auf dem Berg Soracte in Höhlen zurückgezogen hatte. Es tobten in dieser Zeit die letzten Christenverfolgungen unter Konstantin und Rom war ihm nicht sicher genug. Eines Tages wurden ihm einige bewaffnete Soldaten gemeldet, welche sich dem Lager näherten und offensichtlich jemanden in den Schluchten des Berges zu suchen schienen. Natürlich drängte sich ihm sofort der Gedanke auf, dass er den Martertod erleiden sollte und mit dem Ausruf "Sehet, die glückliche Zeit ist da, sehet der Tag des Heils bricht an“ ging er den Soldaten entgegen, die ihn aber nicht gefangen nahmen.
Durch seinen frommen Wandel und großen Eifer zog er die Aufmerksamkeit des christlichen Volkes und der gesamten Geistlichkeit auf sich. Als Papst Melchiades im Jahre 314 starb, wurde er zum Bischof von Rom und zum Oberhaupt der gesamten Kirche gewählt. Das war ein Jahr, nachdem Kaiser Konstantin und Kaiser Licinius im Jahre 313 die christliche Kirche anerkannt und in der Mailänder Vereinbarung jedem Bürger des Reiches das Recht auf freie Religionsausübung gewährt hatten. Die Christenverfolgungen dauerten aber noch eine Weile an und ließen nur langsam nach. Diese Ereignisse begründen Silvesters Bedeutsamkeit, sein eigenes Wirken hat dazu jedoch wenig beigetragen. So war er sowohl auf der Reichsynode von Arles im Jahre 314, wo man sich mit den Ketzereien der Donatier beschäftigte, als auch im Jahre 325 auf dem 1. Konzil von Nicäa, wo der Ausschluss aus der Kirche von Arius und seinen Anhängern, ebenfalls wegen Ketzerei, beschlossen wurde, nicht anwesend.
Späteren Legenden zufolge soll Papst Silvester I. angeblich Kaiser Konstantin getauft und von Aussatz geheilt haben. Der große Verdienst des Papstes Silvester ist es gewesen, das Herz des römischen Kaisers Konstantin bewegt zu haben. Indem er den Kaiser von der tödlichen Krankheit des Aussatzes heilte, rührte er sein Herz so sehr, dass Konstantin ihn bat, nach Rom zurückzukehren. Bis zum Stadtrand ritt ihm der Kaiser entgegen, stieg vom Pferd, bat Silvester aufzusitzen und geleitete ihn am Zügel in die Stadt hinein. Ab dem 8. Jahrhundert wurde diese Legende noch durch eine vermutlich gefälschte Urkunde über der sogenannten "Konstantinischen Schenkung" erweitert. Danach hat Konstantin dem Papst aus Dankbarkeit für die Heilung die Stadt und Rom und das ganze Abendland geschenkt und ihm erlaubt, die kaiserlichen Insignien zu tragen. Ob es sich bei dieser Legende der "Konstantinischen Schenkung" um eine „Ente“ handelt, ist historisch nicht eindeutig geklärt.
Der Friede, den Kaiser Konstantin der Kirche gewährte, machte es ihm möglich, seines heiligen Amtes mit fruchtbringendem Eifer zu pflegen. Die Kirchen öffneten sich und die Christen durften jetzt die Apostel und Märtyrer anbeten, ohne fürchten zu müssen, ergriffen und ins Gefängnis oder zum Tode geführt zu werden. Eifrige Bischöfe und Priester, die der heilige Sylvester weihte, verkündeten mit unermüdlichem Eifer die wahre Lehre Jesus‘ und viele Heiden wurden gläubige Christen.
Eine große Freude machte der fromme Kaiser Konstantin Papst Silvester durch die herrlichen Bauwerke, die er zur Verherrlichung Gottes bauen ließ. Das erste Denkmal dieser Art war eine Taufkapelle, die dem heiligen Johannes geweiht war. An diese Kapelle baute er zu Ehren des Erlösers eine große Basilika, die er zugleich dem heiligen Johannes dem Täufer und Evangelisten weihte. Sie steht heute noch und ist die Mutter der Welt und das Haupt aller Kirchen. Der heilige Sylvester weihte diese Kirche und ließ dort den hölzernen Altartisch aufstellen, auf dem die heiligen Apostel Petrus und Paulus und nach ihnen die römischen Päpste während der Verfolgungen das heilige Messopfer darbrachten. Zum Andenken setzte der Papst Silvester fest, dass alle Altare von Stein und konsekriert sein sollen, nur in der Kirche des heiligem Johannes, im Lateran, dürfe das heilige Messopfer auf den obigen Altartisch und zwar nur von den Päpsten dar gebracht werden.
Eine besondere Freude sollte Papst Sylvester vor seinem Ende noch erleben. Am Fuß des vatikanischen Berges, in den ehemaligen Gärten des Kaisers Nero, wo die ersten Christen den Martertod erlitten, wurde auch der Leichnam des heiligen Apostels Petrus begraben. Es war fortan ein heiliger Ort, wo Papst Anaklet ein Oratorium (Bethaus) erbaut hatte, wo die Christen oft heimlich beteten. Papst Sylvester ließ nun anstatt dieses Bethauses einen prachtvollen Tempel bauen, wozu Kaiser Konstantin die Mittel gab. Als der Tempel mit seinen 86 Marmorsäulen fertig war, wurde er vom Papst geweiht. Unter dem Altar befand sich das Grab des heiligen Petrus, vor dem die Gläubigen ihre Andacht verrichten konnten. Die Zahl der zu diesem heiligen Ort strömenden Pilger war außerordentlich. Die Bischöfe in den verschiedensten Erdteilen machten es sich zur Pflicht, wenigstens einmal in ihrem Leben dorthin zu gehen, um für sich und ihre Herde zu beten. Diese vom heiligen Sylvester erbaute Kirche stand elf Jahrhunderte lang. Sie sah Fürsten, Könige und Kaiser kommen und am Grabe des ehemaligen armen Fischers Petrus sich niederwerfen und Weihgeschenke darbringen. So wurde das Andenken von Gottes treuem Diener Petrus gesegnet. Das Andenken jener Kaiser aber, die ihn und seine Nachfolger mordeten, ist mit Fluch beladen.
Einundzwanzig Jahre hatte Silvester auf dem Stuhl des heiligen Petrus gesessen und ununterbrochen für das Heil der Kirche gearbeitet. Mit einer himmlischen Weisheit, die er in der Regierung der Kirche bewies, verband er eine große Liebe zu den Armen. Fünfundsechzig Bischöfe weihte und sendete er für verschiedene Bistümer. Sein Tagwerk war vollbracht und er war reif für den Himmel. Am 31. Dezember des Jahres 335 endete er sein tatenreiches Leben durch einen sanften Tod.