Читать книгу Der Besitz - Mara Dissen - Страница 17

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„Die Werkstatt ist unrentabel und mein Mann hat momentan nicht die Kraft, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Habe ich ja schon gesagt. Das Gelände, und es ist nach hinten raus noch riesig, gehört Herbert, also Herbert, meinem Mann. Ebenso die Werkstatt darauf. Er hat alles von seinem Vater geerbt. Nebenbei gesagt auch das Sachverständnis und das Geschick im Umgang mit Autos. Das riesige Gelände liegt brach, verwahrlost, die Werkstatt ist marode. Alles wie eine viel zu alte Stripperin in einem runtergekommenen Club.“ Roswitha gefällt ihr Vergleich und bricht in kurzes, trockenes Kichern aus. „Das riesige Grundstück liegt zentral, eins-a-Lage,“ fährt sie ernst fort, nachdem Peter ihren skurrilen Humor nicht teilen konnte. „Man könnte Wohnanlagen, Büroräume, oder was weiß ich, darauf errichten. Immobilienhändler, Investoren bedrängen mich ständig zum Verkauf. Warum nicht? Bringt mächtig was ein. Dann auf dem vorderen Geländeteil die abgewrackte Werkstatt plattmachen und Platz schaffen für unser Automobilunternehmen. Bis die alte Werkstatt verschwunden ist, durch eine neue, moderne ersetzt wird und der Autosalon steht, wird ein kleiner Geschäftspavillon aufgestellt. Darin könnte dann vorübergehend der Gebrauchtwagenhandel abgewickelt werden. Die Wagen können im Freien direkt neben der alten Werkstatt stehen.“

Mit verschränkten Armen vor der Brust, lehnt sie sich siegesgewiss zurück. Sie weiß, dass Peter Zeit benötigt, die kurze, knappe Zusammenfassung ihres Plans zu verarbeiten, die Schwachstellen zu finden und aufzuzeigen. Um ihn mit ihren erwartungsvollen Blicken nicht unter Druck zu setzen, schaut sie, vermeintlich am Treiben auf der Straße interessiert, angestrengt aus dem Fenster. Es fällt ihr schwer, ihren Atem ruhig und flach zu halten, ihre Anspannung zu verbergen.

„Ich suche bei deinen vagen, kruden Ausführungen den Sinn für einen Gebrauchtwagenhandel, wenn du einen krass modernen Salon anstrebst, ihn in Aussicht stellst.“ Peter schüttelt unwillig den Kopf und scheint das Interesse an dem Thema verloren zu haben. Er verstellt sich nicht, gibt durch Mimik und Körperhaltung unmissverständlich zu verstehen, dass er an Roswithas unternehmerischen Fähigkeiten massive Zweifel hegt.

„In Aussicht stellen ist gut, passt hervorragend. Der Gebrauchtwagenhandel ist nur eine Übergangslösung, praktisch als Vorbereitung für das ganz große Neue,“ strahlt sie ihn erwartungsvoll an. „Du verstehst mich nicht, stimmt`s?“, fährt sie verunsichert fort, als sie bei Peter weiterhin nur ungläubiges Kopfschütteln registriert.

„Was soll der ganze Quark? Wenn du finanzielle Mittel aus einem Grundstücksverkauf rausschlagen willst, dann solltest du eure Werkstatt damit flott machen. Reiß mit dem Geld den ganzen antiquierten, verrotteten Schrott ab und setz was Zeitgemäßes hin, eine Werkstatt, die mit der Technik Schritt halten kann. Vergiss den Salon. Du hast wirklich keine Ahnung, was ein hochmodernes Autohaus an Unsummen verschluckt und welche Risiken man Tag für Tag eingeht. Entschuldige bitte, aber deine Naivität tut schon weh. Und dann der Umweg über einen Gebrauchtwagenhandel? Absoluter Humbug. Tut mir leid, aber ich möchte jetzt gehen.“

„Nein, nein, bitte bleib noch. Ich kann dir das erklären. Mein Mann hängt an seiner Werkstatt. Er würde einem Abriss nie zustimmen oder sagen wir mal, zum jetzigen Zeitpunkt nicht zustimmen.“

„Was willst du mir denn damit sagen?“ Peter wirkt hoch alarmiert. Roswitha rutscht unruhig auf ihrem Stuhl herum und versucht, Peters wachsamen Gesichtsausdruck zu deuten. Nach einigen Sekunden hat sie die Entscheidung getroffen, mit ihren Ausführungen vorsichtig fortzufahren, schrittweise, ohne sich vollständig zu öffnen.

„Mein Mann ist krank, sagte ich doch. Er benötigt starke Medikamente, damit er seine jetzige Arbeit bewältigen kann. Es fällt ihm schwer, sich auf neue Gegebenheiten einzustellen. Er braucht immer winzige Ziele und kleine Schritte vor Augen, sonst blockt er ab. Der Umweg vom Gebrauchtwagenhandel hin zum Neuwagenhandel entspricht solchen kleinen Schritten. Und außerdem hängt er an alten Karren. Er hatte sich doch vor Jahren auf Oldtimer spezialisiert. Das kannst du vielleicht nicht verstehen, ohne meinen Mann erlebt zu haben.“

„Warum lässt du deinen Mann dann nicht die kleinen Schritte machen, und er steigt selbst in den Gebrauchtwagenhandel ein? Wieso brauchst du mich dazu?“ Peters Frage scheint nur rhetorischer Art. Seine Aufmerksamkeit gilt der Bedienung. Er möchte bezahlen.

„Peter, dazu ist mein Mann jetzt unfähig, hörst du, unfähig, Niete, Null, kranke, erbarmungswürdige Kreatur.“ Die Worte purzeln unaufhaltsam laut und abgehackt über ihre Lippen, können nicht zurückgenommen werden. Entsetzt schlägt Roswitha die Hand vor den Mund, die Augen weit aufgerissen.

„Ich geh dann mal. Ich bezahle am Tresen. Für dich mit. Das schafft der arme Vertreter mit seinem mickrigen Verdienst noch.“

„Nein Peter, bleib.“ Verzweifelt klammert sich Roswitha an seinen Arm. Peter versucht sie energisch abzuschütteln, stellt seine Gegenwehr aber wieder ein, als er bemerkt, dass er von den anderen Gästen neugierig beobachtet wird.

„Das muss ja alles nicht lange dauern. Herbert mit seiner Krankheit, du verstehst? Du könntest unter Umständen auch sofort mit dem Neuwagenhandel starten. Ich möchte dich nur erst einmal ins Boot kriegen, und dann muss ich weiter handeln.“

„Woran ist dein Mann denn erkrankt? Lebensgefährlich, wenn ich dich richtig verstanden habe.“ Roswitha spürt wieder Interesse bei Peter aufkeimen und setzt sofort nach.

„Meinem Mann gehört das Grundstück, das Gebäude. Die gewerbliche Zulassung läuft aber auf meinem Namen, und ich besitze Geld, viel Geld und werde durch den Verkauf des Teilgrundstücks noch über viel mehr Geld verfügen. Du bringst das geschäftliche Knowhow. Wir beide, du und ich, würden bei dem Geschäft eine Symbiose eingehen, wären förmlich zusammengeschweißt. Mein Mann liefert mit seinem Grundstück lediglich den Rahmen, wenn auch einen unverzichtbaren. Wir müssen den Umweg über Gebrauchtwagen gehen, sonst kommen wir nicht an sein Grundstück ran und können die Werkstatt nicht abreißen. Das ist der Plan. Bis jetzt waren es Spielchen. Nun würden die Hausaufgaben beginnen. Bist du dabei?“ Atemlos lehnt sie sich zurück, wartet angespannt auf Peters Reaktion.

„Roswitha, nochmal. Was hat dein Mann für eine Krankheit? Und wieso läuft der Betrieb auf deinen Namen? Hängt das mit seiner Krankheit zusammen?“

„Das kann dir doch vollkommen egal sein. Krank eben.“

„Was meintest du damit, dass du handeln musst? Mal soll es nicht ohne deinen Mann gehen und dann sprichst du, als wäre er ausgeschaltet, nicht mehr da. Meinst du das mit handeln? Was hast du vor? Roswitha, du machst mir Angst.“

„Blödsinn. Ich muss ihn beobachten, Medikamente verabreichen. Ist das kein Handeln?“, weicht sie seinen Fragen aus.

„Komm, lass uns den Mist beenden. Mir reicht es. Ich möchte jetzt wirklich gehen. Halte mich nicht wieder auf.“ Entschlossen winkt Peter die Bedienung herbei.

„Überleg es dir. So ein Angebot bekommst du nicht wieder. Du sowieso nicht, mit deiner beruflichen Vergangenheit. Es ist totsicher, das kannst du mir glauben.“

„Totsicher? Seltsames Wort in diesem Zusammenhang, findest du nicht auch?“

„Soll ich dich mitnehmen, irgendwo absetzen? Ich fahre zur Werkstatt.“

„Ja, du kannst mich da absetzen. Sag mal, hast du wirklich so viel Geld?“ Roswitha beantwortet seine Frage mit einem vielversprechenden Schmunzeln.

„Woher hast du…“

Roswitha legt ihm den Finger auf den Mund und öffnet die Fahrertür.

„Komm, geh rum, steig ein.“

Der Besitz

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