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Zürich: Zwingli predigt

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Auf Zwingli warteten bald neue Aufgaben: Im Jahre 1519 wurde er im Großmünster zu Zürich angestellt. In dieser größten Kirche der Stadt wurde er »Leutpriester«, eine Art Assistent der Stiftsherren des Großmünsters. Davor musste Zwingli allerdings noch eine kleine Krise bereinigen: Man kam dahinter, dass er sowohl in Glarus als auch in Einsiedeln Beziehungen zu Frauen gehabt hatte. Er versicherte aber, dass er seine Sünden bereut hatte und sich bessern wollte. Zwinglis Fall wurde wohl als relativ harmlos angesehen, andere katholische Geistliche trieben es anscheinend wilder.

In Zürich kam er trotz allem an, da die Stadt Zürich genau wie er selbst gegen die Söldnerdienste der Schweizer Männer war. Es wurde deutlich, dass Zwingli ein Mann mit einem eigenen Kopf war. Zunächst veränderte er das Predigen am Großmünster. Statt wie üblich nach den kirchlich vorgeschriebenen Perikopen vorzugehen, legte er einzelne biblische Bücher fortlaufend aus.

Perikopen sind kirchlich vorgeschriebene Abschnitte aus der Bibel, die für die Lesung und Predigt im Gottesdienst bestimmt sind. Diese wiederholen sich turnusmäßig. So gibt es heute in der evangelischen Landeskirche sechs Perikopenreihen, die Texte wiederholen sich also alle sechs Jahre. Mehr dazu finden Sie in Kapitel 9.

Zwingli begann durch das Matthäusevangelium zu predigen und fuhr mit der Apostelgeschichte fort. Die Apostelgeschichte behandelt die Entstehung der ersten christlichen Gemeinden. Vielleicht war Zwingli bei der Arbeit an der Apostelgeschichte auch mehr und mehr aufgegangen, wie sehr sich die Kirche seiner Zeit von den ersten Gemeinden unterschied. So hörte die Zürcher Gemeinde nun statt Heiligengeschichten und Legenden eine konsequente und systematische Auslegung der Bibel.

Die Predigt sollte bald den Mittelpunkt aller evangelischen Gottesdienste aller evangelischen Kirchen bilden. Das ist im Großen und Ganzen bis heute so geblieben. Die Predigt bekommt daher in diesem Buch auch mit Kapitel 9 ihren eigenen Platz.

Übrigens sollte man den Einfluss der Predigt nicht unterschätzen. Zürich hatte nach der Pest 1519 nur noch knapp 7.000 Einwohner, ein Viertel der Bevölkerung war ums Leben gekommen. Fernsehen, Radio, Zeitung und Internet gab es noch nicht. Bücher und Flugschriften waren die einzige Konkurrenz, die blieb – und viele Menschen konnten nicht lesen. So war also für viele Menschen die Predigt das Medienspektakel. Zwingli wollte die Menschen Gottes Wort systematisch lehren, daher brach er es aus dem Zusammenhang der Messe heraus und legte den Grundstein für eine neue, eine evangelische Gottesdienstordnung.

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