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Zwingli geht ein Licht auf

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Zwinglis Wandel zum Reformator und Gegner von Papst und Kirche fand bei Weitem nicht so dramatisch statt wie bei Luther.

Drei Dinge könnten ihm den letzten Anstoß gegeben haben:

 Zwingli erkrankte 1519 an der Pest und überlebte. Reichlich Gelegenheit, um noch einmal über Sünde und Vergebung, den »schrecklichen« (also plötzlichen) Tod und das ewige Leben nachzudenken.

 Wie bei Luther ging auch Zwingli eine Bibelstelle nicht aus dem Sinn. Bei ihm war es ein Satz aus dem Gebet »Vater unser«: »Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldnern« (Matthäusevangelium, Kap. 6,12).

 Das systematische Predigen von biblischen Büchern hinterließ seine Spuren auch bei Zwingli. Immer mehr erkannte er, wie oft die Praktiken und Lehren der katholischen Kirche vom Wort Gottes abwichen.

Nun war aber Zwingli kein Grübler und kein überängstlicher Sohn der Kirche. Vielleicht hat er auch irgendwo auf seinem Lebensweg den Respekt vor seiner Kirche verloren. Oder er hat diesen Respekt niemals in dem Maße wie Luther empfunden. Jedenfalls war Zwingli ein überaus zupackender Mensch: Wenn er eine katholische Praktik erkannte, die gar nicht oder anders in der Bibel steht, schritt er zur Tat. Wochenlange innere Zweifel und Kämpfe waren nichts für ihn:

 Im Jahre 1520 verzichtete er auf die päpstliche Pension, die er für die Teilnahme an den Feldzügen von 1513 und 1515 erhielt. Zu jener Zeit war der Bruch mit Rom schon vollzogen.

 Nachdem er nun wusste, was er wollte, machte er sich von allen Bindungen an Rom frei. Während Luther immer nur ein wenig verändern wollte und praktisch von Roms Uneinsichtigkeit zu jedem weiteren Schritt sozusagen »gezwungen« wurde, war Zwingli von Anfang an radikal.

 Zwingli wendete sich entschieden gegen die Söldnerdienste der Schweizer in fremden Armeen.

 Ebenfalls 1520 ließ sich der Rat der Stadt überzeugen, dass alle Priester in Zürich das Evangelium wie Zwingli auslegen sollten.

 Zwingli predigte praktisch gegen jede kirchliche Praxis, die er nicht in der Bibel fand. Er predigte gegen Bilder in den Kirchen, gegen die Fastengebote und gegen die Ehelosigkeit der Priester.

 Schon 1522 heiratete Zwingli heimlich. Bekannt machte er das allerdings erst 1524.

Ein entscheidender Unterschied zwischen Zwinglis und Luthers Vorgehen ist hier schon deutlich sichtbar. Zwinglis Reformation ist eine »Event«-Reformation. Es wurde nicht geschrieben und debattiert, es wurde gehandelt. Mit dem Schreiben fing Zwingli immer erst an, wenn er alle vor vollendete Tatsachen gestellt hatte. Besonders deutlich wurde das am »Wurstessen« im März 1522.

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