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Genf, die zweite Runde: Gottes Reich in Genf?

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Calvin wollte sich nicht den Launen der Stadträte oder politischen Mehrheiten ausliefern. Er stellte Bedingungen. Calvin forderte eine Kirchenordnung in seinem Sinne, strenge Kirchenzucht und die Unterweisung der Gläubigen nach seinem Katechismus. Was hatte es damit auf sich?

 Die Kirchenordnung setzte über die Gemeinde Pastoren, Lehrer, Älteste und Diakone.Den Pastoren war die Predigt anvertraut, außerdem die »Seelsorge«, das heißt, sie kümmerten sich auch um die persönlichen Nöte der Gläubigen.Den Lehrern war der Unterricht anvertraut, von der einfachen Schule bis zur Universität.Die Ältesten bestanden aus Mitgliedern des Rates und mussten die Kirchenzucht überwachen. Sie beaufsichtigten Bezirke und hatten zum Beispiel auch das Recht, in ein Haus einzudringen, um den »sittlichen Zustand« der Bewohner zu überprüfen.Die Diakone kümmerten sich um die Armen.

 Strenge Kirchenzucht sollte geübt werden, das heißt, die kirchliche Ordnung sollte mit strengen Mitteln aufrechterhalten oder im Falle eines Verstoßes wiederhergestellt werden. Bestraft wurden zum Beispiel Kartenspielen, Tanzen und das Fehlen beim Gottesdienst. Auf Ehebruch oder auch das Leugnen göttlicher Wahrheiten stand die Todesstrafe. Die alten Genfer Namen wurden verboten, Kinder durften nur noch biblische Namen erhalten.

 Außerdem verfasste Calvin einen Katechismus (ein Unterrichtsbuch über den christlichen Glauben), nach dem die Gläubigen unterrichtet werden sollen.

Ob es die Feuerlöschordnung war oder Vorschriften für die Bauaufsicht oder den Ablauf der Gottesdienste: Calvin mischte sich überall ein. Soweit es an ihm hing, wollte er die Stadt Genf zu einem wirklich christlichen Gemeinwesen machen.

Natürlich hatte er auch Gegner und viele seiner Maßnahmen waren auch darauf gerichtet, seine Widersacher zu schwächen oder auszuschalten.

Immer wieder gab es politische Auseinandersetzungen, in denen Calvin Sieger blieb. Besonders gegen theologische Gegner und sittliche Verfehlungen ging er mit äußerster Härte vor. Manche Gegner von Calvin kamen nur mit dem Leben davon, weil der Rat der Stadt sich hier und da gegen Calvin durchsetzte und Milde walten ließ. Unsittliches Verhalten, Unglaube und theologisch abweichende Ansichten empfand Calvin als Angriffe auf die Ehre Gottes, die nicht geduldet werden durften.

Die letzte größere Krise musste Calvin im Jahre 1555 bestehen. Zu jener Zeit wurden französische Protestanten, die auf der Flucht vor Verfolgung in Frankreich nach Genf gekommen waren, immer einflussreicher. Mit dieser Rückendeckung erstarkte Calvins Position weiter, wieder mussten Calvins Gegner eine Niederlage einstecken, viele wurden wegen Verschwörung und Aufruhr verhaftet und gefoltert. Es folgten Enteignungen, Verbannungen und einige Todesurteile. Bis zu seinem Tode 1564 war Calvins Macht in Genf nun ungebrochen.

Interessant ist, dass Calvin in all diesen Jahren »Ausländer« blieb. Er konnte in Genf kein Amt bekleiden und hatte keine Bürgerrechte. Erst wenige Jahre vor seinem Tod (an seinem 50. Geburtstag) wurde er offiziell Bürger von Genf mit allen Rechten. Seine politischen »Kämpfe« hatte er hinter den Kulissen geführt.

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