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Genf, die erste Runde: Reformator wider Willen?

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Zwar waren die Gedanken der Reformation zu jener Zeit auch bis nach Frankreich gedrungen, doch wurden die evangelischen Christen dort verfolgt. Calvin begleitete die französische Reformation nur als Zuschauer und Autor.

Bald brachte er sich durch sein Eintreten für die Reformation in Schwierigkeiten und lebte als Flüchtling unter falschem Namen in Frankreich, bis er 1535 nach Basel ging. Dort beendete er die Abfassung seines Buches, der Institutio Christianae Religionis – Unterricht in der christlichen Religion. Durch die Institutio wurde Calvin in kurzer Zeit ein bekannter Mann. Die erste Ausgabe wurde in kleinem Format gedruckt, damit die verfolgten Protestanten sie am Körper versteckt leicht mit sich tragen konnten. Diese Arbeit orientierte sich noch sehr an Martin Luther. Johannes Calvin arbeitete an diesem Buch aber sein Leben lang weiter. Die letzte Ausgabe zu seinen Lebzeiten erschien 1559 und war zu jener Zeit zu einem Lehrbuch in vier Teilen in 80 Kapiteln angewachsen.

Calvins Institutio (Unterricht in der christlichen Religion) wird auch heute noch gedruckt (zuletzt Neukirchen, 2008). Für etwas über 50 Euro bekommt man 900 Seiten Lesestoff, über den man einige Jahrzehnte grübeln kann. Viele andere Werke von Calvin findet man zusammengefasst in einer neueren zehnbändigen Studienausgabe, herausgegeben von Eberhard Busch (Neukirchen, 2012). Die Bände sind auch einzeln erhältlich. Wer nicht gleich Calvin-Fachmann werden möchte, kann sich erst mal mit dem Calvin-Lesebuch (Herausgeber Matthias Freudenberg und Georg Plasger, Neukirchen, 2009) begnügen.

Nach seiner Zeit in Basel ging Calvin eine Weile nach Italien. Von dort wollte er nach Straßburg, machte aber in Genf halt. Dort hatte ein anderer Franzose schon damit begonnen, die Reformation durchzusetzen: Guillaume Farel (1489–1565). Zwar konnte Farel erste Erfolge verzeichnen (so war zum Beispiel seit 1535 in Genf die Messe verboten), aber allein fühlte er sich der Sache nicht gewachsen. Da kam ihm der berühmte Verfasser der Institutio gerade recht. Calvin hatte keine große Lust zu bleiben, aber Farel hatte dann doch überzeugende Argumente: »Gottes Fluch wird dich treffen, wenn du dem Werke des Herrn deine Hilfe versagst und dich mehr suchst als ihn!« Das fand Calvin dann doch sehr überzeugend und blieb in Genf.

Viel Erfolg war den beiden aber nicht beschieden: Sie gerieten mit dem Stadtrat über die Art und Weise der Kirchenführung aneinander. So setzte man Calvin und Farel nach zwei Jahren vor die Tür. Sie mussten die Stadt verlassen. Farel kehrte nicht mehr zurück, Calvin ging nach Straßburg – nach zwei Jahren Umweg kam er also doch noch dort an. Straßburg war zu jener Zeit ein Zentrum der Reformation, es beherbergte viele evangelische Flüchtlinge. Calvin arbeitete gern dort unter diesen Menschen, die es mit ihrem Glauben wirklich ernst meinten. In Straßburg kam er in näheren Kontakt mit der Wittenberger Reformation. Bei Religionsgesprächen traf er sogar Philipp Melanchthon und die beiden ruhigen, systematischen Denker verstanden sich gut.

Der Genfer Stadtrat bekam die Reformation allerdings ohne Hilfe nicht recht in den Griff. Im Jahre 1541 klopften die Genfer wieder an Calvins Tür und baten ihn zurückzukehren.

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