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Kampfansage: Die Sache mit der Wurst

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Die Gebote der katholischen Kirche besagen, dass in der Passionszeit (also von Aschermittwoch bis Ostern) ein strenges Fasten eingehalten werden muss. Zwingli hatte schon darüber gepredigt und natürlich mit dem Ergebnis, dass so ein Fasten »unbiblisch« war.

Am 9. März 1522, also am ersten Fastensonntag der Passionszeit, trafen sich im Hause des Buchdruckers Christoph Froschauer (ziemlich verdächtige Gestalten damals, diese Buchdrucker) einige Zürcher Bürger zum – Wurstessen! Zwingli war zwar dabei, aß aber nicht. Natürlich war das Problem nicht, dass die Zürcher dem Hungertod nah waren. Zwingli schrieb später, dass es nicht ums Essen ging, sondern um eine Demonstration christlicher Freiheit. Das bedeutet, dass ein Christ frei ist, selbst zu entscheiden, ob er fasten will oder nicht. Wer will, der soll es tun, wer nicht, der soll eben nicht fasten. Nur kann die Kirche von einem Gläubigen keine Sache verlangen, die nicht in der Bibel steht.

Um noch einmal auf das »erst handeln, dann reden« zu kommen: Erst 1522 schrieb Zwingli seine erste reformatorische Schrift: Vom Erkiesen (auswählen) und der Freiheit der Speisen.

Zwischen 1523 und 1524 gab es drei Disputationen:

 Erste Zürcher Disputation (Januar 1523): Für diese Disputation schrieb Zwingli 67 »Schlussreden« (also Thesen), in denen er als Grundsatz davon ausging, dass nur Christus (also das Wort Gottes) das Leben eines Christen regeln darf. Hier einige Beispiele aus Zwinglis Thesen:1. Alle, die behaupten, das Evangelium gelte nicht ohne die Bestätigung durch die Kirche, irren und schmähen Gott.5. Darum irren alle, die andere Lehren dem Evangelium gleichstellen oder über das Evangelium stellen, und sie wissen nicht, was Evangelium ist.16. Im Evangelium lernt man, dass Menschenlehre und -satzungen zur Seligkeit nichts nutzen.24. Kein Christ ist zu Werken verpflichtet, die Gott nicht geboten hat, und er darf allezeit jede Art von Speise essen.Im Streitgespräch war Zwingli den Vertretern des Bischofs deutlich überlegen, da diese nur mit den Traditionen der Kirche argumentierten. Entscheidend war nun, dass sich die Stadt Zürich vom Bischof in Konstanz trennte und der Rat der Stadt von nun an die Kirche unter sich hatte. Jetzt wurde es in Zürich radikal, so wurden zum Beispiel Bilder und Statuen in den Kirchen zerstört.

 Zweite Zürcher Disputation (Oktober 1523): Vor 900 Zuhörern wurde über Bilder in den Kirchen und die Messe debattiert. Es war an Zwingli, ein wenig Ordnung zu schaffen. Er schrieb die Kurze christliche Einleitung, um die Zürcher zu informieren, was eigentlich genau vor sich ging. In Zürich ging es ganz anders zu als in Wittenberg. Luther tat jeden neuen Schritt nur zögerlich und wollte so viel wie möglich von der alten Kirche behalten. In Zürich aber wurde alles Katholische konsequent abgeschafft.

 Dritte Zürcher Disputation (Januar 1524): Im Anschluss an diese wurde auch die Messe beseitigt. Zwinglis Eheschließung mit Anna Reinhart wurde in diesem Jahr offiziell bekannt gemacht.

Auch wenn Zwingli kein politisches Amt hatte, besaß er doch Einfluss auf den Rat der Stadt und durch seine Predigten natürlich auch auf das Volk.

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