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DAS LEBEN ALS LANDSCHAFT

Heute morgen bin ich durch die Landschaft meiner Jugend gewandert. Berge, Wald, Wiesen. Es ist schön hier. Während ich darüber nachdachte, was Heilung der eigenen Familiengeschichte eigentlich bedeutet, kam mir ein Gedanke. Er hatte damit zu tun, dass ich gerade lief. Es soll sich ja etwas im Inneren bewegen, wenn man sich im Äußeren bewegt. Denn festgefahrene Gedanken bewegen sich ebenfalls, Lösungen kommen in Sicht, Wut löst sich schneller und die Sorgen bleiben zurück.

Was ich dachte, war: Eine Wanderung ist nie nur schön. Es gibt Streckenabschnitte, die sind beschwerlich, steil oder steinig. Es gibt Zeiten, da läuft man vielleicht durch Regen oder hat Gegenwind. Niemand stellt dies bei einer Wanderung infrage. Es ist einfach so. Wir sind vielleicht genervt und hoffen, dass wir irgendwo ankommen, wo es uns gefällt. Manchmal denken wir: Hier war ich doch schon mal. Aber es ist nie derselbe Ort, allenfalls ein ähnlicher.

Vom Wunsch, für immer glücklich zu sein

Ich lief also und fand: Der Heilungsprozess der Familiengeschichte ist irgendwie ähnlich. Mein großer Wunsch, als ich mich auf den Weg machte, um mich mit meiner Geschichte und meinem Schmerz auseinanderzusetzen, war es, anzukommen. Dass ich eines Tages für immer glücklich sein würde und vielleicht sogar alle um mich herum glücklich machen könnte.

Seit über 20 Jahren bin ich nun auf diesem Weg. Und ich bin immer noch nicht angekommen. Sicher gab es in den letzten Jahren Stellen, an denen ich dachte: Jetzt! Jetzt haben wir es geschafft. Meine Familie und ich. Wir können miteinander sprechen, wir sind uns grundsätzlich zugeneigt. Ich habe verziehen, mir ist vergeben worden. Das fühlte sich sehr gut an. Wie ein schöner Ort auf einer Wanderung. Aber wie bei einer Wanderung ging es eben auch hier wieder weiter. Neue Herausforderungen kamen. Situationen, die niemand vorhersehen konnte. Heilung ist nichts, was irgendwann zu Ende ist. Wir haben uns vielleicht schon vor der Geburt auf den Weg gemacht und vielleicht finden wir vollkommene Heilung erst lange nach dem Tod. Das sollte uns aber nicht davon abhalten, sie als wichtiges Ziel im Leben zu etablieren. Denn dieser Weg ist der einzige, den ich kenne, der das Leben langfristig leichter macht. Nicht, dass es keine schwierigen Situationen mehr gäbe oder dass sich diese auf wundersame Weise auflösen würden. Aber wir können uns auf diese Weise selbst den sicheren Boden geben, auf dem wir stehen. Indem wir die Fähigkeit erlernen, jede Situation zu unserem Besten zu wenden und Frieden zu finden, wo auch immer wir sind.

Der Weg ist nie zu Ende

Ja, es gibt Ruhepausen. Die werden immer länger. Aber es gibt immer auch schwierige Zeiten und das Einzige, was dann zählt, ist die innere Ausrichtung: Vertrauen einladen. Wissen, dass der Grund immer noch sicher ist. Einen Schritt nach dem anderen gehen. Sich an der Liebe orientieren. Einander gegenüber achtsam und zugewandt bleiben. Einatmen. Ausatmen. Weitergehen.

Jedes Kind darf glücklich sein

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