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GLÜCK – WAS IST DAS EIGENTLICH?

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Die meisten von uns wünschen sich ein glückliches und sicheres Leben. Leider haben wir als Kinder keinen großen Einfluss auf unsere Lebensrealität. Wir sind abhängig von anderen und darauf angewiesen, wie sie mit uns umgehen, wie sie Situationen handhaben, wie sehr sie für uns da sein können. Erst wenn wir selbst Kinder bekommen und sie ins Großwerden begleiten, spüren wir, was das für eine Mammutaufgabe ist. Es ist vielleicht die schwierigste Aufgabe, die das Leben einem Menschen überhaupt stellen kann. Wir wollen unsere Kinder beschützen, für sie da sein, ihnen unsere Liebe schenken und ihnen klare Grenzen setzen. Und das unabhängig von eigenen Erlebnissen und davon, welche Schwierigkeiten wir tagtäglich zu meistern haben. Wir wollen alles richtig machen. Vor allem wollen wir eines: Unsere Kinder sollen glückliche Menschen sein und werden. Wenn wir selbst schon nicht glücklich waren, sollen es doch wenigstens unsere Kinder sein. Dabei vergessen wir, dass sich auch unsere Eltern genau das für uns gewünscht haben. Jedenfalls ist das meist so. Nur in extremen Fällen ist Eltern das Glück ihrer Kinder egal. Wenn ihnen an unserem Glück gelegen war, hatten sie jedoch oft eine ganz andere Vorstellung davon, was für uns gut und was schlecht sei, als wir selbst. Mit der Idee »Jedes Kind darf glücklich sein«, wie sie im Titel dieses Buches zum Ausdruck kommt, sollten wir also sehr achtsam umgehen. Wir dürfen uns fragen:

 Was bedeutet eigentlich Glück für mich?

 Was bedeutet Glück für mein Kind?

Eltern versuchen, viel bis alles mit ihren Kindern richtig zu machen. Dennoch geraten sie an ihre Grenzen. Heutzutage sind die meisten Familien aus der Unterstützung der Gemeinschaft herausgerissen und mit Betreuung, Essen, Arbeit und Haushalt auf sich allein gestellt. Dazu kommen Deadlines und Termindruck, lange Arbeitszeiten und hohe Lebenshaltungskosten, die zusätzlich Stress verursachen. Ein Kind zu begleiten, ist die volle menschliche Erfahrung. Wir können uns nicht verstecken. Vielmehr werden wir bis zur tiefsten Erschöpfung gefordert. Und wenn wir nicht mehr weiterwissen, können wir unsere Kinder nicht wieder abgeben. Wir müssen Wege finden, wo uns kein Weg möglich scheint, denn der entspannte, fürsorgliche Umgang mit den eigenen Kindern ist nicht immer so einfach, wie uns das diverse Erziehungsratgeber weismachen wollen und wie das die Gesellschaft oft von uns erwartet. Wir vergreifen uns im Ton, sind gereizt, die Toleranzgrenze sinkt, die Wut wächst. Zusätzlich sind wir gefangen in allem, womit wir selbst groß geworden sind: den sogenannten Erziehungsfehlern unserer Eltern. Und die daraus resultierenden Glaubenssätze prägen manchmal unser Leben bis heute. Unbewusst verstärken sich solche alten Muster auch noch unter Druck. Und dann soll man die beste Mama oder der beste Papa sein.

Die meisten Eltern möchten ihren Kindern von Anfang an, oft schon im Mutterleib, vermitteln, dass sie genau richtig sind, wie sie sind. Aber wie gelingt uns das, wenn wir selbst nicht glauben können, dass wir richtig sind, wie wir sind? Wie können wir Liebe unter solchen Bedingungen weitergeben?

Wenn ich hier von glücklichen Kindern spreche, dann meine ich nicht das konsumbefriedigte Glücklichsein. Das hat zwar durchaus seine Berechtigung: Kinder können sich kurzzeitig glücklich fühlen, wenn sie ein Eis bekommen haben oder das lang ersehnte Spielzeug. Aber es geht um ein tieferes, ein lebensbestimmendes Gefühl von Glücklichsein. Ich spreche von dem tiefen Glücksgefühl, das sich einstellt, wenn man sich geborgen und sicher fühlt, wenn man weiß, dass man am richtigen Platz ist und sein darf, wie man ist. Wenn man sich der eigenen Natur gemäß entfalten kann und sich dabei liebevoll unterstützt und versorgt fühlt. Um ihre Kinder so begleiten zu können, ist es essenziell, dass Eltern ihre eigenen Kindheitswunden heilen lernen und sich erlauben, mit sich selbst glücklich zu sein. Dann können wir auch mal schimpfen, ohne dass sich unser Kind sofort entwertet fühlt.

Wenn wir in uns Frieden gefunden haben – mit der eigenen Geschichte, der Familie und mit uns selbst –, können wir unseren Kindern einen friedvollen, stärkenden, unterstützenden Start ins Leben geben. So können wir Selbstwirksamkeit als Wert weitergeben. Und wir können unseren Kindern das Gefühl geben, dass es schön ist und wichtig, dass sie auf dieser Welt sind.

Jedes Kind darf glücklich sein

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