Читать книгу Jedes Kind darf glücklich sein - Maren Hoff - Страница 19

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Gene können durch Proteine aktiviert und deaktiviert werden. Letztere werden durch verschiedene Umwelteinfüsse, darunter auch unsere Gedanken, stark beeinflusst. Nicht förderliche Gedanken, aber genauso ein achtsamer Umgang mit uns selbst können auf diese Weise einen prägenden Einfluss haben.

EPIGENETIK: WAS UNSERE DNA VERRÄT

Es ist noch gar nicht so lange her, dass unsere DNA entschlüsselt wurde. Erst 1953 präsentierten James Watson und Francis Crick die anhand von Röntgenbildern von Rosalind Franklin entdeckte, heute so berühmte Doppelhelix. Diese zweistrangige, ineinandergedrehte Struktur von Molekülen ist bei nahezu allen Spezies Trägerin der Erbinformationen. Die meisten von uns kennen das Bild dieser Art Strickleiter aus einem doppelten Satz von je 23 DNA-Molekülen, den Chromosomen. Und wir erinnern uns auch, dass diese sich wie um sich selbst dreht. Der Erkenntnisgewinn ist auch noch lange nicht abgeschlossen. Erst in den 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts konnten die US-Genforscher Collins und Venter den Gencode komplett dechiffirieren.

Ein kurzer Überblick: Die DNA-Moleküle sind aus vier Basen aufgebaut. Vielleicht klingelt bei dem einen oder der anderen noch etwas, wenn wir die Begriffe Adenin (A), Thymin (T), Guanin (G) und Cytosin (C) lesen. Vielleicht auch nicht. Die Namen sind in diesem Kontext unerheblich, wichtig ist aber zu wissen, dass aus den unendlich vielen Buchstabenkombinationen (man geht zurzeit von circa 3 Millionen verschiedenen Möglichkeiten aus) unsere Erbinformationen gebildet werden. Lange nahm man an, dass die Molekülverbindungen der DNA etwas Statisches seien, unsere Erbinformationen also fest und unveränderlich. Seit ein paar Jahren sind wir aber wieder einen Erkenntnisschritt weiter: Die Wissenschaft der Epigenetik erlaubt einen noch tieferen Einblick in unsere Erbinformationen. Diese, so die Epigenetiker, sind nicht, wie bisher angenommen, eine unveränderliche Struktur, sondern können in ihrer Wirkungsweise durch äußere Einflüsse kurz- und langfristig beeinflusst werden.

Was heißt das jetzt konkret? Es bedeutet, dass unsere Erbinformationen veränderbar sind. Von äußeren Umwelteinflüssen, von unserer Ernährung, von Hormonen und sogar von unseren Gedanken.

Die Verpackung der DNA

Und wie funktioniert das? Vereinfacht beschrieben gibt es eine Art Verpackung um unsere DNA. Die DNA-Struktur an sich ist stabil, allerdings kann ihre Verpackung durch verschiedene biochemische Prozesse entfernt oder verstärkt werden. Man kann sich das vorstellen, als wäre unsere DNA ein Arm und die Verpackung ein Pullover drum herum. Das Beispiel gibt natürlich nicht die Komplexität der Vorgänge wieder, aber es hilft, sich ein Bild von dieser Verpackung zu machen.

Die Verpackungskette wird von drei dynamischen biochemischen Strukturen geprägt, die an die DNA andocken können und sie lesbar oder unlesbar machen. In der Wissenschaft der Epigenetik spricht man davon, dass bestimmte Geninformationen an- oder abgeschaltet werden können. Histome können die DNA umwickeln und unzugänglich machen, sie quasi blockieren. Sind Gene blockiert, können sie nicht weiter abgelesen werden. Zusätzlich haben die biochemischen Strukturen – für alle, die es genauer wissen wollen: Methylreste, Proteine und RNA, also DNA-ähnliche Moleküle – Einfluss darauf, ob unsere Gene eher im Inneren der DNA oder an ihrer Oberfläche lokalisiert sind, ob sie also einen aktiveren Einfluss auf uns haben oder einen passiveren. Gene können faul sein oder Streber und die Verpackung entscheidet darüber, ob sie das eine oder das andere sind. Sie ist quasi der Befehlsgeber. Auf diese Art und Weise kann sich sogar Trauma genetisch in der Verpackung unserer DNA verankern. Veränderungen in der Genaktivierung können an unsere Nachkommen weitergegeben werden. Umwelteinflüsse, darunter Ernährung, Stress und Gefühle, können den Zugang zu unseren Genen verändern, ohne die grundsätzliche Zusammensetzung infrage zu stellen. Wir können also nicht unseren Kern an sich ändern. Aber wir haben Einfluss auf unseren Befehlsgeber. Wir können mitbestimmen, welche Befehle erteilt werden und welche nicht. Das wollen wir uns im Folgenden genauer ansehen.

Jedes Kind darf glücklich sein

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