Читать книгу So geht's mir gut nach der Geburt - Maria Borelius - Страница 30

Weiße Nächte

Оглавление

Im Krankenhaus und in Ratgeberbüchern wird der jungen Mutter empfohlen, nach der Geburt gründlich auszuschlafen. Viele Frauen haben in den letzten Wochen der Schwangerschaft schlecht geschlafen, und die Vernunft sagt einem natürlich, daß man sich nun ausruhen muß.

In vielen Studien ist festgestellt worden, daß frischgebackene Mütter nicht schlafen wollen oder können.

An der City University of New York hat man herausgefunden, daß der Schlafmangel gegen Ende der Schwangerschaft die Mütter am Tag nach der Geburt überhaupt nicht beeinflußt hat. Die Frauen, die vor der Geburt schlecht geschlafen hatten, waren nicht erschöpfter als diejenigen, die vor der Entbindung besser geschlafen hatten. Die Wissenschaftler maßen auch den Grad an Unruhe, Gereiztheit und Depression, alles normale Anzeichen für Schlafmangel. Ergebnis: Die Frauen mit schlechtem Schlaf hatten die gleichen Werte wie die Frauen der Konrollgruppe.

An der University of Washington in Seattle lief eine Studie mit Frauen, die gerade geboren hatten. Ihr Schlaf wurde alle 15 Minuten während acht Nachtstunden kontrolliert. Durchschnittlich waren die Mütter bei 15 (!) der 32 Messungen wach. Die Gründe für das Aufwachen waren, daß das Kind trinken wollte, daß die Frauen aufs Klo mußten oder von anderen geweckt wurden, die redeten, das Radio anhatten, ein Kind fütterten, nach der Schwester riefen usw.

Die Wissenschaftler untersuchten auch die Möglichkeiten für tieferen Schlaf, in dem man sich körperlich und mental richtig erholen kann. Um in die tieferen Schlafregionen zu gelangen, benötigt man 90 Minuten zusammenhängenden Schlaf. Im Durchschnitt bekamen die Frauen zwei bis drei solcher zusammenhängender Schlafportionen. Eine Frau schlief während der ganzen Nacht überhaupt nicht zusammenhängend.

Am Tag danach sollten die Frauen berichten, wie sie sich fühlten. Die meisten fühlten sich ausgeruht! Als sie die Qualität ihres Schlafs beurteilen sollten, hatten die meisten den Schlaf als gut oder ausgezeichnet erlebt. Und dies, obwohl der Schlaf für die außenstehenden Wissenschaftler alles andere als ausreichend gewirkt hatte.

Die amerikanische Studie schließt mit besorgten Überlegungen über den fehlenden Schlaf der Mütter. Sie rät, daß die Krankenhäuser alles tun müßten, um die Störungen der Mütter zu vermeiden usw. Aber die Frage ist doch, ob die Natur gewollt hat, daß die jungen Mütter so viel schlafen. Mußte eine frischgebackene Mutter nicht ständig auf der Hut sein, damit das Kind überlebt? Warum würde die Natur uns sonst mit Hormonen ausstatten, die genau die Aufgabe haben, die Müdigkeit fernzuhalten?

Vielleicht gehört der Schlafmangel der ersten Tage ganz einfach zum Mutterwerden dazu. Mütter sind dafür geschaffen, das auszuhalten. Und das Kind lebt sicherer, wenn die Mutter wach ist oder sehr leicht schläft. Aber natürlich darf der Schlafmangel nicht andauern, das hält niemand aus. (Mehr über den Schlafmangel im Kapitel »Die große Müdigkeit«.)

»Ich habe in den vier Tagen im Krankenhaus kaum geschlafen. Früher wäre ich daran eingegangen, ich bin schrecklich abhängig von genug Schlaf. Jetzt lief ich herum und fühlte mich richtig speedy. Alles in meinem Kopf drehte sich.«

Elisabeth, 34, zwei Kinder

Ein guter Rat ist, den Schlafmangel der ersten Tage als etwas Natürliches zu akzeptieren. Sie werden nicht wie üblich schlafen, aber die Situation ist ja auch nicht üblich. Der Körper befindet sich in einem Ausnahmezustand. Neues Leben wurde geschaffen, das Reservesystem ist eingeschaltet. Man kann nur zuschauen und staunen!

So geht's mir gut nach der Geburt

Подняться наверх