Читать книгу EspressoProsa. Klein. Stark. (Manchmal) schwarz. - Markus Walther - Страница 13

Der Gnom Thrion saß in der Küche und stocherte lustlos in den Resten seines Fliegenpilzragouts. Seine Frau Henni stand an dem kleinen Spülbecken und schrubbte energisch Pfannen und Töpfe.

„Es ist halt alles nicht mehr wie früher“, sagte der Gnom, „wenn ich die Wahl hätte, würde ich weiter im Wald arbeiten.“ Er schob den Teller fort und legte die Füße auf den Tisch. Dabei rülpste er herzhaft und beförderte auf diese Weise im hohen Bogen einige Essensreste aus seinem Mund.

„Ich muss was tun. Wenn ich hier drin bleibe, verblöde ich.“

Henni schnaubte verdrießlich. „Ich weiß nicht, was an unserer Hütte so schlimm ist. Ich bin den ganzen Tag hier.“

Thrion überlegte kurz, ob er darauf antworten sollte. Er besann sich dann aber eines Besseren. Nicht ohne Grund hatte sie das Nudelholz griffbereit neben die Tür gehängt.

Also zündete er sich still eine Pfeife an.

Als endlich kleine Rauchschwaden durch den Raum glitten, sagte er: „Mein Ausbilder ist ganz zufrieden mit mir. Gestern bin ich das erste Mal geflogen.“

„Pah. Fliegende Gnome. Hat man so was schon gehört?“ Sie schüttelte den Kopf. „Wenn dein Vater das wüsste.“

„Man Vater ist toleranter als du denkst!“

Henni lachte herzlich. „Ja, als ein Befürworter der Emanzipation ist er allerorts bekannt.“

Thrion stand auf. „Zynismus steht dir nicht.“ Mit einer beiläufigen Bewegung kratzte er sich im Schritt.

„Für den Job bist du so geeignet, wie ein Ei zum Nägeleinschlagen“, sagte sie vorwurfsvoll.

„Ich hab’ fliegen gelernt!“ Sein Protest schien etwas halbherzig.

„Schau dich doch mal an. Das Einzige, was du kannst, ist rauchen, fressen und furzen. Du bist ein Gnom.“

Es kam einer Aufforderung gleich: Thrion furzte.

„Ich bin lernfähig. Wenn ich erstmal meine Arbeitsklamotten habe, kommt der Rest von ganz allein.“

Es klopfte. „Wer da?“, keifte Henni.

„Ermes, der Waldbote“, erklang dumpf eine Stimme von draußen.

Mit wenigen Schritten war Thrion an der Tür, entriss dem davor stehenden Mann das Paket und zupfte die Verschnürung auf, noch bevor der Riegel zurück ins Schloss fiel.

„Na, du hast es aber eilig“, kommentierte Henni. Sie ließ ihre Hausarbeit ruhen und schaute ihrem Gatten zu, wie er das Einschlagpapier zur Seite schob.

„Meine erste Uniform!“ Es schwang Stolz in seiner Stimme mit. Mehr als er beabsichtigte.

Seide, Tüll, Brokat und viele, sehr viele Pailletten. Außerdem waren da ein rosa Stringtanga und eine überaus pinkfarbene, aber trotzdem nicht blickdichte Strumpfhose.

Henni brummte etwas.

In seiner Euphorie konnte er sie nicht richtig verstehen. Der Stoff raschelte zu laut, als er ihn aus dem Paket hervorhob. „Was hast du gesagt?“

Widerwillig wiederholte sie ihren Satz: „Du solltest dir deine Beine rasieren, bevor du als Elfe in die Nacht entschwebst.“