Читать книгу EspressoProsa. Klein. Stark. (Manchmal) schwarz. - Markus Walther - Страница 8
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ОглавлениеDas Baby quäkte. Schon wieder. Noah verdrehte genervt die Augen. Eigentlich wollte er heute Abend die Hoverball-Meisterschaft anschauen. Es war wohl zuviel verlangt, dass er sich am Ende eines arbeitsreichen Tages in den Docks etwas Erholung im Wohnzimmer erhoffte.
„Liebes!“ Er schaltete den Projektor ab. „Die Kleine schreit.“
„Ich kann gerade nicht. Ich hydriere uns eine Pizza.“ Das war nicht die Reaktion, die sich Noah erhofft hatte. Miriam konnte doch nicht von ihm erwarten, dass er …
„Kannst du dich mal um die Kleine kümmern? Sie hat bestimmt nur ihren Nucki verloren.“
Na toll! Noah legte die Fernbedienung zur Seite und stampfte wütend die Treppe ins Kinderzimmer hinauf. „Mensch, Debby! Ich verpass den Anstoß“, zischte er in Richtung des Kinderbettes. Als Antwort erhielt er markerschütterndes Weinen.
„Schon gut. Ich wollte dich nicht erschrecken.“ Sein Versuch, das Kind zu trösten, kam zu spät. Es war zum Verzweifeln. Teddy und Mobile blieben wirkungslos. Auch Grimassenschneiden und Schlafliedsingen half nicht. Selbst mit dem Trinkfläschchen konnte er das Plärren nicht abstellen. Einem Sturzbach gleich rannen die Tränen über Debby‘s gerötete Wangen.
Noah tat also das, was von jedem guten Vater in dieser Situation erwartet wurde: Während seine Frau im Wohnzimmer die Pizza aß, hatte er das Baby mit ins Schlafzimmer genommen. Dort lag er nun im Bett mit Debby auf dem Bauch, die zwar friedlich entschlummert war, doch bei jeder noch so kleinen Bewegung seinerseits, einer Drohung gleichkommend, schluchzte. Bloß nicht bewegen!
Das war die Nacht, in der Noah einen Entschluss fasste …
„Du bist dir wirklich sicher, dass du dir ein Implantat setzen lassen willst?“ Miriam schüttelte ungläubig den Kopf. Zum Frühstück hatte sie nicht mit solchen Neuigkeiten gerechnet.
„So ein medizinischer Eingriff ist heutzutage Routine, Liebes.“ Noah lächelte. „Heute Nachmittag bin ich schon wieder zu Hause. Ich brauche nicht mal einen Termin.“
„Aber was mache ich so lange mit Debby? Ich muss doch gleich ins Büro.“
„Kein Problem. Ich kann sie mitnehmen. In der Praxis gibt es eine Kinderbetreuung mit Krippe. Sie wird dort bestens aufgehoben sein.“
Das Implantat war klasse! Noah lag im Bett und schloss die Augen. Das Rückspiel der Hover-Jetsons im Arenastadion erstrahlte auf der Innenseite seiner Lider. Dreidimensional.
„Schatz“, rief Miriam, „das Baby schreit.“
„Kein Problem“, antwortete Noah vergnügt. Als er ins Kinderzimmerging, hielt er ein Auge geschlossen. Keine Sekunde würde er von dem Spiel verpassen.
Debby schien andere Pläne für den Abend zu haben. Aus Leibeskräften gab sie ihr Geschrei zum Besten. Und wieder ignorierte sie sämtliche Beruhigungsversuche.
Doch Noah war darauf vorbereitet …
Miriam durfte nie erfahren, dass das eingepflanzte Fernsehimplantat ihm nur als Alibi diente.
Vorsichtig schob Noah seine Hand in den Nacken, ertastete die kleine Narbe am Haaransatz des Kindes. Unter der Haut verborgen lag der winzige Schalter.
„Klick.“
Aus.
Ruhe.