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Feierliche Beschwörung des C

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Vieles ist schwieriger, komplexer und pluraler geworden. Das Dominikanerkloster Walberberg bei Bonn gibt es nicht mehr. Die enge Beziehung in den Kinderjahren der Republik von hier aus nach Bonn und umgekehrt ist Geschichte. Was einmal mit kirchlicher Unterstützung etwa 1957 im Blick auf die dynamische Rente entstehen konnte, kann heute weder vom Verfahren noch von der Sache so einfach kopiert werden. Und wenn C-Politiker heute mit kritischem Unterton anmerken, dass die Soziallehre sich auch viel zu wenig mit alltagstauglichen Überlegungen beschäftige, wenn sie von ihr fordern, sie müsste Überlegungen dazu anstellen, wie der Sozialstaat künftig aussehen könnte – vor allem hinsichtlich des Verhältnisses von Individualismus, Staat und Gesellschaft, dann, ja dann schieben sie den Schwarzen Peter allzu einfach von sich weg und suchen Schuld für ein gestörtes Verhältnis dort, wo diese Schuld sicher nicht ursächlich anzusiedeln ist.

Ich will zitieren, was Hermann Kues in der Herder-Korrespondenz im Herbst 2008 zum C sagte, weil es deutlich macht, wie sehr dies ein Thema ist – oder auch nicht. Auf die Frage, ob sich die CDU nicht gerne grundsätzlich mit der Herausforderung des C im Parteinamen befasse und eher dieses Erbstück als gegeben hinnehme, lautet die Antwort: „Die CDU ist auch immer eine sehr pragmatische Partei gewesen, die Dinge konkret umgesetzt hat. Aus dem christlichen Menschenbild lassen sich bestimmte soziale Verpflichtungen ableiten, gleichzeitig auch die Berufung des Menschen zur Freiheit. Das muss sich beides in praktischer Politik niederschlagen. Wenn die CDU etwa nicht sozial sensibel ist, verliert sie schnell Wahlen. (...) Hinter jeder politischen Entscheidung steckt ja letztlich ein bestimmtes Bild vom Menschen und der Gesellschaft. (...) Das C ist schließlich der Markenkern der Union. Solange sie mit dem C im Namen operiert, muss sie es auch immer wieder deuten, an die praktische Politik rückkoppeln und es begründen. (...) Die CDU würde ohne das C ihre Identität verlieren.“

Große Worte eines engagierten Politikers und eines überzeugten Christen. Bloß: Könnte vieles von diesem Bekenntnis – mit Ausnahme der Markierung des Markenkerns – nicht auch von einem engagierten Politiker manch anderer Parteien ebenso überzeugend gesagt werden? Viele fragen doch nicht nur theoretisch, wo denn der Unterschied der C-Parteien in der pragmatischen Politik zu anderen ist. Und was bitte macht denn die Identität der Union aus, die sie verlieren könnte, wenn es das edle Erbstück nicht mehr gäbe? Freiheit, Menschenbild, Verantwortung, soziale Gerechtigkeit, Werte, Demokratie – sind das heute (noch) exklusive Bestandteile des Profils einer C-Partei? Wo ist denn wirklich der Unterschied zur FDP oder zur SPD? Letztere operiert auch gerne mit dem Begriff des christlichen Menschenbildes. Wo ist zum Beispiel der identitätsstiftende Unterschied in der Stammzelldebatte erkennbar geworden? Wo wird er sichtbar in der Frage der Spätabtreibungen? Wo in der Debatte über Patientenverfügungen? Wo war er denn bei der Neuregelung des § 218 nach dem Fall der Mauer, als man einen Kompromiss suchte zwischen dem Recht auf Tötung noch nicht geborener Menschen und dem Anspruch der Unantastbarkeit der im Bonner Grundgesetz deklarierten Menschenwürde?

Offene Fragen Wie prägend ist Berlin?Was sind feierliche Beschwörungen des C wert?Wer weiß noch in der Union, was das C bedeutet?
Das Kreuz mit dem C

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