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C oder nicht C?

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All dem soll hier nachgespürt werden. Wir wollen wissen, was mit dem C möglich ist und was nicht. Wir wollen wissen, ob und welche Chancen und Risiken in ihm stecken. Und wir wollen wissen, ob es für die Handelnden in den C-Parteien eine Überforderung ist oder gar sein muss. Es geht um das Menschenbild, um Freiheit und Würde, um Verantwortung und Zukunft. Es geht darum, welchen Stellenwert all dies in der Union hat oder haben müsste.

Seit Jahren ist nicht zuletzt die Beantwortung der Frage nach dem Recht auf Leben ein Ärgernis für viele. Und als in den Jahren nach der Wende die Union eine neue, gemeinsame gesetzliche Regelung zur Abtreibung suchte, orientierte man sich an dem, was im Unrechtsstaat DDR Recht war. Seither gilt bundeseinheitlich, also deutschlandweit: Abtreibung, sprich die Tötung noch nicht geborener Menschen, ist und bleibt Unrecht, wird aber – unter bestimmten, sehr großzügig gehandhabten Bedingungen – grundsätzlich nicht bestraft. Straffreies Unrecht. Damals wurde diese Regelung als Kompromiss gefeiert. Damals aber wandten sich auch viele von den Unionsparteien ab, weil sie eine auf Tötung hin erlaubte Kompromissregelung für nicht vereinbar hielten mit dem hohen C, das die Parteien nach wie vor im Namen tragen.

Zu ähnlichem Entsetzen führte bei vielen Christen eine Debatte zur Nutzung von embryonalen Stammzellen im Herbst 2007. Genauer gesagt: Manche Befürworter einer schon damals für begrenzte Zeit erlaubten „Nutzung“ von getöteten Embryonen erregten Ärgernis. Vor allem die Bundesforschungsministerin, ihres Zeichens auch noch gelernte Theologin, erzeugte nicht nur bei Bischöfen Verärgerung, sondern auch bei in der Politik engagierten und für die Politik interessierten Christen.

Annette Schavan ordnete eine ziemlich vage Aussicht auf – man muss es so sagen – ziemlich unwahrscheinlichen Forschungserfolg grundsätzlichen Regeln des Lebensrechtes unter. Sie war diejenige, die auf einem Parteitag so redete, dass anschließend eine – wenn auch nicht überwältigende – Mehrheit für die weitere Verschiebung eines Stichtages entstehen konnte. Das beim ersten Mal geschaffene Unrecht, zu Forschungszwecken die bis zu einem bestimmten Stichtag im Rahmen der künstlichen Befruchtung entstandenen „überzähligen“ Embryonen zu „nutzen“, wurde mit Hilfe der katholischen Theologin und stellvertretenden CDU-Vorsitzenden Schavan verlängert.

Kann man eine solche Partei noch wählen? Ist das noch christlich? Ist eine solche Haltung vereinbar mit den christlichen Grundsätzen? Verabschiedet sich gar die Partei mit dem C still und heimlich vom C? Ist es nicht so, dass die Wähler sich längst mehr Profil und Glaubwürdigkeit zutrauen als viele Politiker ihnen – und sich selbst? Wo sind die echten Köpfe, die echten Persönlichkeiten? Wer oder was ist heute die Christlich Demokratische Union?

Deshalb erscheint es notwendig, weiterhin darauf hinzuweisen, dass es in Deutschland beispielsweise einen unglaublichen Etikettenschwindel in der Familienpolitik gibt. Vieles von dem, was bereits vor einigen Jahren erkannt wurde, zeigt sich heute eher noch verschärft. Einen Zweifel kann es nicht mehr geben: Auch in der CDU wird vielfach kräftig Etikettenschwindel betrieben. Schwungvoll und zum Teil äußerst charmant. Schon seit geraumer Zeit fragen sich viele ihrer Wähler, was denn die einst christlich geprägte Partei mit ihrem entsprechenden Profil auch heute noch von anderen Parteien unterscheidet. Vieles deutet längst darauf hin, dass die Partei unter der Führung von Angela Merkel nicht mehr die Partei Konrad Adenauers ist. Zum Teil sind das selbst Persönlichkeiten, die ihren Aufstieg der katholischen Kirche und einer entsprechend christlichen Prägung verdanken, von denen vermutet werden muss, dass sie der Diktatur des Relativismus längst verfallen sind. Vor dieser Diktatur hatte Joseph Kardinal Ratzinger in seiner letzten Predigt vor der Wahl zum Papst Benedikt XVI. aus gutem Grunde gewarnt. Doch leider wurde diese Warnung auch einige Jahre nach ihrer Äußerung offensichtlich vor allem in der CDU überhört.

Das Kreuz mit dem C

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