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Im Anfang war es nicht so

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Kalter Kaffee oder einfach nur Utopisches von vorgestern? Ein erhellender Rückblick mag überraschen. Denn das C hat tatsächlich eine lange und gute Geschichte innerhalb der Union. Es reicht sogar bis ins 19. Jahrhundert zurück. Bemerkenswert, was man so alles findet, wenn man in den alten Akten stöbert. Zum Beispiel, dass das C stets mehr sein sollte als ein nettes Beiwerk. Und: Dass es den jeweils Verantwortlichen eine echte Verpflichtung sein wollte.

Was sicher einige Zeitgenossen heute verwundert, ist die Tatsache, wie es zu dieser Bedeutung des C für die Politik kommen konnte. Im 19. Jahrhundert hätten nämlich vor allem die Katholiken – wie das leider heute nicht wenige tun – allen Grund gehabt, sich der wachsenden antikatholischen Stimmung zu unterwerfen und lieber stillschweigend geduckt zu erscheinen. Das Gegenteil war der Fall. Dem wachsenden staatlichen Druck setzten sie ein geradezu trotziges, selbstbewusstes Dennoch entgegen. Jetzt erst recht – so schien die Devise zu sein. Einen Mangel an christlichem Selbstbewusstsein gab es damals offenbar nicht. Jedenfalls nicht so stark wie heute.

Es war vor allem der Koblenzer Joseph Görres, der mit seinem „Rheinischen Merkur“ zu einer Art Wortführer gegen staatliche Bevormundung in Glaubensfragen wurde. Die Glaubensfreiheit wurde zur Antriebsfeder für viele katholische und auch evangelische Christen im säkularisierten Staat. Aus dem Katholischen Club in der Paulskirche wurde später das katholische Zentrum als eine politische Partei, in der unter anderem von 1870 an Ludwig Windthorst wirkte. Zusammen mit der nach 1920 abgespaltenen Bayerischen Volkspartei wurde das Zentrum zu einem Gegenspieler für die protestantisch geprägte preußische Regierung.

Hier sind auch die Wurzeln des sozialen Katholizismus zu suchen, der seine Ausprägung in der Katholischen Soziallehre fand. Katholische Namen wie Emmanuel von Ketteler und Adolph Kolping und evangelische Namen wie Johann Heinrich von Wichern mit seiner „Inneren Mission“ stehen noch heute für das sozialpolitische Engagement christlicher Persönlichkeiten. Im Zusammenhang mit diesem Einsatz stehen auch im ausgehenden Kaiserreich und der beginnenden Weimarer Republik Parteigruppierungen wie die „Christlich-Nationale Bauernpartei“, die „Volkskonservativen“ und der „Christlich Soziale Volksdienst“. Übrigens hatte Adam Stegerwald bereits 1920 mit seinem „Essener Plan“ die Idee einer überkonfessionellen Partei. Seine Idee kam wegen der jeweiligen konfessionellen Abneigungen zu früh. Aber bereits in seinen Gedanken finden sich die Begriffe, die später zur Gründung der CDU beitragen sollten: deutsch, christlich, demokratisch, sozial.

Das Kreuz mit dem C

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