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2.2.2 Postkarten

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Die Beforschung des visuellen Mediums der Bildpostkarte hat sich in den letzten Jahren in der Geschichts- und Kulturwissenschaft intensiviert. Der Fokus liegt dabei auf mediengeschichtlichen, kunst- und sozialgeschichtlichen Studien.[209] Untersuchungen zur Abbildungsgeschichte einzelner Objekte sind ebenso selten wie Analysen des touristischen Blicks: Die textorientierte Geschichtswissenschaft hat die dazu vorhandenen Quellenbestände der privaten Urlaubsfotografie und der Tourismusprospekte bisher nur wenig zur Kenntnis genommen.[210] In dieser konzeptionell-methodischen Lücke verortet sich das vorliegende, explorative Teilprojekt zu den Rütlipostkarten.

Nach der Erfindung der Fotografie um die Mitte des 19. Jahrhunderts ermöglichte erst die drucktechnische Weiterentwicklung in den 1880er-Jahren, Fotografien massenhaft zu reproduzieren – in bebilderten Tageszeitungen, aber auch in Form der neuartigen Ansichtspostkarte. Die Entwicklung von der literarischen hin zur ikonografischen Massenkultur war damit angestossen.[211] Nicht nur der geringe Preis, sondern auch das Format eines praktischen Kommunikationsmittels führten dazu, dass die – anfänglich noch unbebilderte – Postkarte zu einem äusserst präsenten alltags- und geschichtskulturellen Bildmedium wurde, das man nicht nur verschickte, sondern auch sammelte.[212] Aus diesen Gründen stellen sie eine wertvolle Quelle dar, wenn es darum geht, reproduzierte Bilder und Vorstellungen von Orten und Objekten zu untersuchen.

Postkartensammlungen mit Rütlikarten sind zahlreich. Für die Untersuchung wurden insgesamt vier Datenbestände berücksichtigt, zwei öffentliche und zwei private. Sowohl das Staatsarchiv Uri als auch die Schweizerische Nationalbibliothek besitzen umfangreiche Bestände, die zum grössten Teil aus nicht gelaufenen, also nicht verschickten Postkarten bestehen.[213] Im Rahmen des Experteninterviews mit dem langjährigen Rütliführer Fredy Zwyssig (Seelisberg) entstand auch eine rasche und summarische Aufnahme seiner Postkartenalben.[214] Die vom Verfasser der Studie angelegte private Sammlung von Rütli-Postkarten stammt aus mehreren Quellen: aus dem Erwerb aller aktuell im Rütlihaus und in Brunnen verfügbaren Postkarten, aus archivierten Karten aus den Beständen des führenden Postkartenherstellers Photoglob[215] sowie aus Internetrecherchen vor allem auf kommerziellen Auktionsplattformen. Hauptkriterium für diese private Sammlung war die Datierbarkeit der Karten, sei es, dass sie einen Poststempel resp. ein handschriftliches Datum trugen, sei es, dass der Hersteller Photoglob das Jahr des Erstdrucks vermitteln konnte. Für diese Ersteditionen – nicht jedoch für die Nachdrucke – ist überdies die Auflagengrösse bekannt.

Insgesamt kann diese heterogene Postkarten-Stichprobe keine Repräsentativität beanspruchen, mit der vorgenommenen quantitativen und qualitativen Analyse sollte aber der Versuch unternommen werden, Tendenzen und Entwicklungen der Repräsentation zu skizzieren, die Wirkungsmöglichkeiten offenzulegen und auf diese Weise die textlich basierte, kollektive Gebrauchsanalyse durch eine visuelle zu ergänzen. Eine Text-Bild-relationale Untersuchung schliesslich wäre konzeptionell als Elemente der individuellen Gebrauchsanalyse zu werten und deshalb in Kapitel 5 der vorliegenden Arbeit zu verorten. Aus forschungspraktischen und -theoretischen Gründen wurde darauf verzichtet.[216] Die vorgenommene Analyse war dreischrittig: Der erste Schritt fokussierte auf die Frequenz der verschiedenen Kartenmotive. Konzentrierte sich anschliessend der zweite auf die chronologische Analyse der Motivverwendung, wurden im dritten exemplarisch typische Postkartenmotive nach qualitativen Gesichtspunkten untersucht.

Das Rütli - ein Denkmal für eine Nation?

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