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2.3.2.1 Massenmedien

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Die zentrale Stellung der geschichtsdidaktischen Kategorie der Geschichtskultur auf der einen Seite sowie die kulturwissenschaftliche Wende innerhalb der Geschichtswissenschaften auf der anderen Seite verleihen den massenmedial vermittelten Realitäten neue Bedeutung. Nicht zuletzt diese Quellen, die das 20. Jahrhundert wesentlich mitgeprägt haben, erlauben es, zeitgenössische Wissens- und Deutungshorizonte zu rekonstruieren.[281] Gerade im Hinblick auf Schweizer Identität und Gedenktraditionen liegen Studien vor, die auf der Analyse massenmedialer Datenbestände basieren.[282] Im vorliegenden Projekt rückt die mediale Berichterstattungsintensität in den Vordergrund. Als Ausdruck eines kommunikativen und sozial bedingten Gedenkens beeinflusst sie die geschichtskulturelle Präsenz des Rütlis wesentlich, dementsprechend fokussiert die einfache deskriptiv-statistische Analyse auf die Berichterstattungsfrequenz. Diesem Fokus liegt die Vermutung zugrunde, dass eine erhöhte Frequenz dazu führt, dass der Gegenstand, hier also das Rütli, stärker ins Bewusstsein tritt.[283] Nicht geleistet werden kann deshalb eine Wirkungsanalyse der Beiträge oder eine zur Produktionsintentionalität.

Die explorativ unternommene Stichprobenanalyse musste aus forschungspragmatischen Gründen tendenziell unsystematisch und mit nur partiell repräsentativem Anspruch erfolgen. Aus der grossen Zahl sozial bedeutsamer und potenziell für Geschichtsbilder wirksamer Massenmedien wurden fünf Zeitungen und das Schweizer Fernsehen ausgewählt.[284] Besonders die Auswahl bei Ersteren verlangte eine kriteriengeleitete Begründung, präsentiert sich die Schweizer Printmedienlandschaft im Untersuchungszeitraum von 1860 bis heute doch überaus dicht, vielgestaltig und in starkem Wandel. Zu berücksichtigen galt es den Umstand, dass die Zeitungen in der Schweiz bis in die 1960er-Jahren als Parteipresse funktionierten, um sich erst danach zur Forumspressse weiterzuentwickeln.[285] Die Auswahl für das vorliegende Projekt deckt deshalb erstens drei wesentliche politische Ausrichtungen ab (liberal-reformiert, katholisch-konservativ, sozialdemokratisch), zweitens ist sie geografisch breit ausgerichtet. Drittens sollten sie eine längere Erscheinungsdauer aufweisen sowie – ein forschungspragmatisches Kriterium – idealerweise über ein internetgestütztes Portal verfügen, das eine effiziente Recherche erlaubt. Die genannten Kriterien führten zu einem Sample von fünf Schweizer Zeitungen:

•Le Nouvelliste, eine katholisch-konservative Zeitung des französisch sprechenden Teils des Kantons Wallis, herausgegeben seit 1903[286]

•24 heures, die liberal-reformiert ausgerichtete Zeitung im französischsprachigen Kanton Waadt, die mit Vorgängerblättern von 1762 bis 2001 erschien[287]

•Schaffhauser Nachrichten (bis 1939 Schaffhauser Intelligenzblatt), eine liberal-reformierte Zeitung des kleinen Kantons Schaffhausen, herausgegeben seit 1861[288]

•L’Impartial/L’Express, die beiden liberal-reformierten Tageszeitungen des ebenfalls französischsprachigen Kantons Neuenburg, die seit 1861 resp. 1738 erscheinen und seit 1996 kooperieren.[289]

•Volksrecht, eine führende sozialdemokratische Zeitung aus Zürich, jedoch mit nationaler Reichweite, herausgegeben seit 1898, ab 1970 als Zürcher AZ, ab 1976 als Volksrecht, ab 1992 als DAZ (bis 1997), danach in neuem Format als P.S.[290]

Zusätzlich und ergänzend liess sich die Berichterstattung des Schweizer Fernsehens miteinbeziehen. Denn dessen Videodatenbank FARO erlaubt den Zugriff auf sämtliche (deutschsprachigen) Beiträge nichtfiktionaler Art, die seit Beginn des Mediums ausgestrahlt worden sind.[291] Die Stichwortsuche ergab für das Rütli über 230 Treffer aus dem Zeitraum von 1941 bis 2014, die mehrheitlich Nachrichtenformate betreffen. Sie verteilten sich sehr ungleich auf der Zeitachse; die Jahre nach der Jahrtausendwende wiesen mit Abstand die höchste Dichte aus. Dieses unterschiedlich, aber diachron lückenlos verfügbare Material liess sich ebenfalls auf quantitative Fragestellungen hin untersuchen. Dabei erfolgte – als Vorgriff auf das im nächsten Kapitel thematisierte methodische Verfahren der Bildinterpretation – für den visualisierten Teil der ausgestrahlten Beiträge nicht ein wörtliche, sondern lediglich eine deskriptive, stichwortartige Transkription mit anschliessender inhaltsanalytischer Verdichtung.[292] Dieser methodisch qualitative Fokus ermöglichte Aussagen zur Repräsentation des Denkmals und bereicherte so die kollektive Gebrauchsanalyse um einen weiteren Blickwinkel. Hingegen wurde sowohl bei den Presseartikeln als auch bei den Fernsehbeiträgen auf deren inhaltliche Untersuchung verzichtet. Einerseits hätte das den zeitlichen Rahmen der Datensammlung gesprengt, andererseits ermöglichten bereits die quantitativen Erhebungen und die Bilderfassung wesentliche Erkenntnisse in dieser Hinsicht.

Das Rütli - ein Denkmal für eine Nation?

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