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Yogapsychologische Ausrichtung

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Das angebrochene Informationszeitalter stellt uns vor die Herausforderung, extrem viele Eindrücke verarbeiten zu müssen. Gelingt es dem Geist nicht, Informationen zu sortieren, ihre Menge zu regulieren und den emotionalen Gehalt anzupassen, werden wir von ihnen überflutet. Unser Geist wird regelrecht »be-unruhigt«. Verloren in der Flut überfordernder Wahrnehmungen, verlieren wir auch den Kontakt zu uns selbst.

Im Yoga lernen wir durch Konzentration und Meditation die Möglichkeit kennen, gegenwärtig zu sein und dabei zugleich unser Nervensystem zu beruhigen. Achtsamkeit hilft uns wahrzunehmen, ohne zu werten oder auszublenden, ohne sich mit etwas zu identifizieren oder in etwas zu verstricken. So entsteht eine Haltung, die es erleichtert, einen angemessenen Abstand zu äußeren wie inneren Einflüssen einzunehmen.

In diesem erweiterten Raum wird es möglich, bisher ausgeblendete Erfahrungen zuzulassen: Wir fühlen uns dem eigenen Erleben nicht mehr ausgeliefert. Aufgrund der gesunden Distanz können wir Inhalte besser verarbeiten und integrieren, statt sie wie zuvor abzuspalten, zu verdrängen oder zurückzuweisen. Wenn es uns gelingt, einen Abstand zu kultivieren, in dem unser Atem wieder frei und anstrengungslos fließt, wird es auch möglich, uns selbst wahrzunehmen, zu erkennen und mitfühlend anzunehmen.

Beim Betrachten der drei Felder Emotionen, Körper und Geist wird deutlich, wie sehr sich Yoga in seiner Essenz um den Ausgleich dieser Pole bemüht. In einer gelungenen Yogastunde geht es im Kern darum, Wahrnehmung, Muskeltonus und Energiehaushalt in Balance zu bringen.

Yoga als körperorientierte Praxis hat noch mehr Potenzial. Wie im Abschnitt über die Entwicklung der Keimblätter deutlich wurde, ist unsere Psyche bereits ab der dritten Schwangerschaftswoche in der Lage, sowohl angenehme als auch leidvolle Erfahrungen zu machen und abzuspeichern. Erfahrungsmuster, die aus der Zeit vor unserer Geburt stammen, sind demnach präverbalen Ursprungs. Sie erschließen sich schwer oder gar nicht, wenn wir versuchen, uns ihnen auf der rationalen Ebene des Intellekts anzunähern. Dies gilt auch für Erlebnisse der frühen Kindheit.

Über ein behutsames Forschen auf den Feldern unserer Wahrnehmung, unserer Handlungsimpulse und unserer energetischen Muster können wir Kontakt mit vorbewussten Themen aufnehmen und ein annehmendes Verständnis für sie entwickeln. Vielleicht gelingt es über diese körperliche Annäherung, Worte für sie zu finden. Wir lernen uns besser kennen, verstehen vielleicht, weshalb bestimmte Auslöser uns aus der Fassung bringen, und erschließen uns passende Regulationsmöglichkeiten. So ist es uns möglich, Gedanken-, Gefühls- und Verhaltensmuster entweder als einen Teil unserer Identität wahr- und anzunehmen oder sie als leidbringend und unpassend zu erkennen.

Ein fundiertes fachübergreifendes Wissen über diese somatischen, psychologischen und spirituellen Zusammenhänge kann den Yogaunterricht wesentlich bereichern. In der yogapsychologischen Praxis – sei es in Coaching, Therapie, Unterricht oder in der eigenen Sadhana – bietet diese Perspektive eine Grundlage für das ganzheitliche Verständnis von Klient*innen oder Schüler*innen.

In der Arbeit mit der prozesshaften Wechselwirkung zwischen Gefühlen, Gedanken und Körper entfaltet die integrative Yogapsychologie ein breites Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten. Sie schafft ganzheitliche Erfahrungsräume – und damit das Potenzial für Verarbeitung, Integration und Wachstum.

Verkörperter Wandel

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