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Ein Fest für den Weihnachtsmann

Wenn sich die weißen Schneeflocken im Glanz der Christbaumkugeln spiegeln und Weihnachtslieder vom kalten Wind durch die Straßen getragen werden, dann weißt du ganz genau, dass die schönste Zeit des Jahres begonnen hat. Sicher kannst du es kaum erwarten, unter dem geschmückten Weihnachtsbaum deine kunterbunt eingewickelten Geschenke auszupacken, die der Weihnachtsmann dort in aller Stille liebevoll aufgereiht hat.

Doch weißt du eigentlich, wie der Weihnachtsmann selbst das schönste Fest des Jahres feiert?

Die traurige Wahrheit ist, dass er den gesamten Winter so hart arbeiten muss, dass er nicht einmal genug Zeit hat, um all die Leckereien zu genießen, die das Weihnachtsfest so wundervoll machen. Nicht mal für einen warmen Bratapfel ist genug Zeit. Tagein tagaus ist er damit beschäftigt, die Wunschzettel aller Kinder auf der Welt zu lesen, Spielzeuge zu erfinden oder sich um seine Rentiere und Weihnachtselfen zu kümmern.

Wo wir gerade bei Elfen sind – Nepomuk, der persönliche Assistent des Weihnachtsmanns und zugleich der erfahrenste aller Elfen, konnte es nicht ertragen, dass der Weihnachtsmann sein eigenes Fest nicht auskosten konnte. Aber wenn er sich nicht selbst um sein eigenes Weihnachten kümmern konnte, dann konnten es doch die Elfen für ihn tun. Bei der morgendlichen Elfenversammlung erklärte er seine Idee eines riesigen und bunten Festes, um dem Weihnachtsmann im Namen aller Elfen und aller Kinder dieser Welt Danke zu sagen. Die anderen Elfen waren sofort begeistert und riefen wild umher. Doch statt gemeinsam an der Planung der Veranstaltung zu tüfteln, zog sich jeder Elf zurück, um an seinem eigenen Geschenk für den Weihnachtsmann zu arbeiten. Jeder wollte das größte und schönste zur Feier beitragen, um den Weihnachtsmann besonders stolz zu machen – stolzer noch, als er auf die anderen Elfen sein würde.

Elf Kasimir war ein begnadeter Bäcker. Er plante, einen Lebkuchen zu backen, der von seiner Größe sogar den Weihnachtsschlitten überragen würde. Elfe Elvira war eine wahrhaftige Künstlerin und Handwerkerin. Ihre Spezialität waren geschnitzte Eisskulpturen. Sie wollte eine kleine Hütte bauen, in der der Weihnachtsmann den Ausblick über die Gletscher des Nordpols genießen konnte. Elf Leopold hingegen liebte es, Beeren im persönlichen Eiswald des Weihnachtsmanns zu sammeln. Zugleich wusste er, wie gern dieser die selbst gemachte Marmelade aus den hellroten Beeren morgens auf sein Brot schmierte. Aber um die anderen Elfen zu übertrumpfen, musste er ein so großes Glas Marmelade kochen, dass der Weihnachtsmann monatelang davon naschen könnte.

Einerseits war Nepomuk froh darüber, wie tatkräftig die anderen Elfen an ihren Ideen werkelten, aber er befürchtete auch, dass sie ihr eigentliches Ziel aus den Augen verlieren könnten – ein gemeinsames Fest für den Weihnachtsmann.

Die Tage vergingen und die Projekte schritten zügig voran. Einen Tag vor Heiligabend war es so weit. In Elviras geschnitztem Eishaus stellten die Elfen ihre Ergebnisse vor. Neben Kasimirs großem Lebkuchen und Leopolds Marmeladenglas waren allerlei Dekorationen und Naschwerk verschiedenster Art drapiert.

„Das sieht aber lecker aus“, sagte Nepomuk, während er mit seinem Finger in der Marmelade rührte und ihn genüsslich abschleckte. Doch plötzlich verzog Nepomuk das Gesicht und begann zu husten und zu prusten. „Leopold, das schmeckt fürchterlich! Du hast unreife Beeren benutzt!“

Beschämt sah Leopold zu Boden und murmelte: „Ich wollte doch so viel Marmelade machen, dass der Weihnachtsmann ganz lange davon naschen kann. Dafür habe ich einfach nicht genug reife Beeren gefunden.“

Da fiel ihm Kasimir mit stolzer Stimme ins Wort: „Das ist doch kein Problem. Mein Lebkuchen reicht für Jahre.“

Vorsichtig schnitt Nepomuk eine Ecke des sternförmigen Lebkuchens an und rief: „Kasimir! Der Lebkuchen ist innen noch flüssig und außen ganz hart. Das können wir dem Weihnachtsmann nicht anbieten!“ Auch Kasimir blickte nun beschämt zu Boden, während einige der anderen Elfen schmunzelten.

Da tropfte auf einmal ein kleiner runder Wassertropfen genau auf Nepomuks Fuß. Doch es war kein Regen, der dort auf seinen Fuß purzelte, sondern geschmolzenes Eis. Schnell liefen die Elfen aus der kleinen Hütte. Kurz nachdem der letzte Elf entkommen war, brach Elviras Werk zusammen und begrub die Dekorationen und Leckereien unter sich. Enttäuscht schniefte Nepomuk: „Elvira, du hast leicht schmelzendes Eis benutzt. Alles ist zerstört. Jetzt werden wir dem Weihnachtsmann nie eine schöne Feier bereiten können.“ Traurig lief Nepomuk davon und ließ sich gerade noch in Sichtweite der anderen Elfen in den Schnee fallen. Während er zusammengekauert mit einem Zweig im weißen Frost herumstocherte, verschwanden Kasimir, Elvira, Leopold und all die anderen kleinen Helferlein in der Backstube.

Stunden vergingen, ohne dass Nepomuk ihr Verschwinden bemerkte. Zu sehr war er in seine Gedanken versunken. „Nepomuk, schau mal“, hörte er plötzlich Kasimirs vertraute Stimme rufen. Er traute seinen Augen nicht. Auf seinen Händen trug er eine riesige Torte. Auf der Spitze thronten kleine Figürchen aus Eis vom Weihnachtsmann und seinen Rentieren. Rings herum blickten die Figuren von jedem noch so kleinen Elfen magisch in die Höhe. Hellrote Beeren schlängelten sich um das Eis herum. Alle Elfen hatten zusammengearbeitet und mit ihren jeweiligen Talenten zu einem schönen Geschenk beigetragen, was sie gemeinsam dem Weihnachtsmann übergeben könnten. Gerührt purzelten ein paar kühle Tränen Nepomuks Gesicht herunter. Wortlos reichte Kasimir Nepomuk eine kleine Eisskulptur von ihm und Nepomuk wusste genau, was er zu tun hatte. Liebevoll und vorsichtig stellte er sie zu den anderen. Nun konnte Weihnachten kommen.

Und so begab es sich, dass es das schönste Weihnachten des Weihnachtsmanns werden sollte, als er unter dem Applaus der Elfen zum Ausliefern der Geschenke abhob und bei seiner Rückkehr strahlend das leckere Gebäck entgegennahm. Noch als Nepomuk im Bett lag und über den Tag nachdachte, hallten die Worte des Weihnachtsmanns in seinem Kopf: „Ich bin stolz, dass meine Elfen ein solch gutes Team sind.“

Mathis Ludwig wurde im Jahr 2000 geboren und lebt im Süden von Niedersachsen, wo er Physik studiert. In seiner Freizeit schreibt er gerne Kurzgeschichten.

Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 13

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