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Weihnachten fällt aus

Eine festliche Weihnachtsstimmung hatte das kleine Dorf in den Bergen bereits Wochen vor Weihnachten erreicht. Die Bäckerei von Frau Hase verkaufte nun keine Karottenküchlein mehr, sondern Weihnachtshasen aus Lebkuchen, deren Duft jeden auf den Straßen in den kleinen Laden lockte. Familie Kuh hatte das ganze Haus festlich mit Allerlei geschmückt und keinen Zentimeter ausgelassen. Auch in der Dorfschule lernten die Tierkinder fleißig Weihnachtslieder auswendig, um sie ihren Familien am Heiligen Abend vorzusingen. Familie Huhn hatte alle Nester dick ausgepolstert, damit es keinem Küken kalt wurde. Die Mutter hatte rote Schleifenbänder eingewebt. Die Eichhörnchen hatten alle Pflichten vor Weihnachten erledigt, die Nüsse für den Notfall waren vergraben und die Kobel geschmückt wie kleine, runde Weihnachtsbäume. Am ersten Advent summten die Bienen Stille Nacht und die Rehe trugen alle einen selbst gestrickten roten Schal, den ihn Mutter Kuh geschenkt hatte.

Am Wochenende des zweiten Advents saßen die Kälbchen gerade am Küchentisch und bastelten Weihnachtsgeschenke für ihre Eltern. Jeder hatte eine Karte gefaltet und jetzt wollten sie noch bunte Weihnachtskühe aufkleben. Plötzlich erweckte etwas vor dem Fenster ihre Aufmerksamkeit. Kleine weiße Schnipsel regneten wie Zuckerwatte vom Himmel.

„Es schneit!“, riefen die Kinder aufgeregt und ließen sofort alles stehen und liegen, um nach draußen zu laufen.

Die gleiche Aufregung hatte auch die Ferkel, die Rehkitze und die Küken gepackt und schnell entstand eine gewaltige wunderbare Schneeballschlacht. Kinderlachen erfüllte das Dorf.

Doch das sollte nicht lange so bleiben. Als es eine Woche vor Weihnachten noch immer nicht aufgehört hatte, zu schneien, machten sich die Dorfbewohner langsam Sorgen.

„Wenn das so weiter schneit, können wir gar nicht mehr rausgehen wegen des hohen Schnees“, sagt die Häsin beunruhigt zu Mutter Kuh, als diese am Nachmittag die letzten Plätzchen der Bäckerei kauft. „Ich habe keine Zutaten mehr, um irgendetwas zu backen. Ich muss bald in die Stadt fahren, um einzukaufen, aber bei dem Schnee schickt man doch kein Tier vor die Tür!“

Auch Mutter Kuh war besorgt. Sie hatte noch keine Leckereien für das große Weihnachtsessen eingekauft. „Ich hoffe, dass es bald aufhört.“

Doch leider ging dieser Wunsch nicht in Erfüllung. Zwei Tage vor Weihnachten schneite es noch immer und der Schnee lag über einen halben Meter hoch, bedeckte die Fenster der kleinen Häuser. Vater Schwein hatte einige Wege im Dorf mühsam freigeschaufelt, damit auch Familie Reh mit ihren dünnen Beinen herauskommen konnte. Außerhalb des Dorfes sah es jedoch noch schlimmer aus.

„Wir können nicht in die Stadt fahren. Das ist viel zu gefährlich, weil wir nicht sehen können, was unter dem Schnee liegt“, merkte Frau Hase auf der Notfalldorfversammlung an.

„Aber wie soll ich Essen für Weihnachten einkaufen?“, klagte Frau Schwein und zeigte auf ihre Kinder. „Die Kleinen haben sich schon so auf selbst gemachte Plätzchen gefreut.“

Die Tiere überlegten fieberhaft nach einer Lösung für das Problem. Vater Schwein ging sogar so weit, dass er versuchte, zu Fuß in die Stadt zu kommen. Als er sich wegen des vielen Schnees fast im Wald verlaufen hatte, setzte niemand mehr einen Fuß aus dem Dorf. Die Familien versuchten, so wenig zu essen wie möglich, damit die besonders leckeren Sachen für Weihnachten übrig blieben.

Doch als der Weihnachtstag anbrach, hatte niemand mehr besonders viel. „Mehr als Milch kann ich meinen Kindern dieses Jahr nicht anbieten“, sagt Frau Kuh zu Frau Huhn, als sich ihre Kinder auf dem Spielplatz des Dorfes trafen.

Frau Huhn nickt zustimmend. „Wenn ich doch nur etwas zu meinen Eiern hätte, dann könnte ich wenigstens ein richtiges Rezept kochen.“

Die Küken und Ferkel hatten ihren Müttern zugehört und auf einmal kam ihnen eine zündende Idee, die Weihnachten vielleicht noch retten könnte. Als am Nachmittag die letzte Dorfversammlung vor Weihnachten stattfand, gingen die Tierkinder zum Erstaunen der Erwachsenen nach vorne.

„Wir wissen, wie wir Weihnachten retten können“, sagte ein Ferkel und dann erklären alle ihre Idee.

„Meine Mutter hat nur Milch und die Hühnermutter hat nur Eier“, erklärte das Kälbchen. „Aber wenn wir alles, was wir zu Hause haben, miteinander teilen, dann hat jeder genug, um ein schönes Essen zu kochen!“

Kurz mussten die Erwachsenen nachdenken, dann sprangen alle begeistert auf und redeten wild durcheinander, was jeder zu Hause hatte. Es kam sogar so weit, dass die einzelnen Eltern alles von zu Hause holten und auf dem Platz ausbreiteten. Die Hühnermutter brachte genug Eier, um sie mit allen zu teilen. Der Kuhvater trug drei große Kannen Milch herbei. Frau Hase brachte das restliche Mehl aus ihrer Bäckerei und sogar die Eichhörnchen suchten nach ihren vergrabenen Nüssen. Auch die Bienen transportierten ihren Honig vom Sommer aus der Vorratskammer zum Dorfplatz. Die Rehe hatten im Herbst Pilze und Beeren aus dem Wald gesammelt und brachten große Körbe mit. Als alle wieder da war, betrachteten die Tiere mit großen Augen das viele Essen, das dort lag. Das würde alle Familien satt machen und damit konnte man sogar ein schönes Weihnachtsessen zaubern. Frau Hase machte sich sofort daran, Plätzchen für alle zu backen, die Kühe bereiteten warme Milch mit Honig vor und die Rehe kochten eine schöne Pilzpfanne. Frau Schwein lud alle Dorftiere in ihr großes Haus ein und dort aßen alle, bis sie ganz voll waren. Fast wäre Weihnachten dieses Jahr ausgefallen, aber dadurch, dass alle Tiere das wenige Essen, das sie hatten, miteinander teilen, wurde es doch noch ein ganz schönes und gemütliches Fest.

Denise Sildatke ist 20 Jahre alt und lebt in einem kleinen Dorf in Niedersachsen. Schon als Kind hat sie liebend gerne kleine Geschichten wie diese verschlungen. Heute widmet sie sich lieber dicken Schmökern, doch die eine oder andere Kurzgeschichtensammlung findet zwischendurch auch einen Platz in ihren Regalen. Besonders gerne liest sie in der Weihnachtszeit vor dem Kamin mit einer Katze auf dem Schoß.

Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 13

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