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Ella, die kleine Weihnachtsmaus

Es war einmal ein junges Mäusemädchen, das auf den Namen Ella hörte. Die kleine Ella wohnte gemeinsam mit ihren Eltern und ihrem großen Bruder Fred in einem Mauseloch, das sich in der Wand eines schicken Einfamilienhauses befand. Da Ella ein ausgesprochen neugieriges Mäuschen war, interessierte sie sich sehr für ihre menschlichen Mitbewohner. Aus diesem Grund ging sie auch – anders als ihre Eltern und ihr Bruder – nicht bloß nach draußen, um nach Essensresten zu suchen, sondern auch, um die Menschen und ihre Gewohnheiten näher kennenzulernen.

Eines Abends schlich sich die neugierige Ella wieder aus ihrem Mäuseloch, um die Menschenfamilie zu beobachten. Sie fand diese kleinen Ausflüge durchs Haus immer sehr spannend, da sie nie wusste, was diese rätselhaften Menschen diesmal anstellen würden. „Unser Mäuseleben ist sehr simpel“, dachte sie sich. „Unser Tag besteht aus Essen, Schlafen und sich vor Gefahren verstecken. Doch diese Menschen machen oft wirklich komische Dinge, die einfach keinen Sinn ergeben.“ Diese Dinge, die Ella manchmal beobachtete, brachten sie oft ins Grübeln.

Auch heute war wieder so ein Tag, an dem die menschlichen Bewohner verrücktzuspielen schienen. Nachdem Ella quer durch alle Zimmer gehuscht war, um sich im Wohnzimmer unter dem kleinen Couchtisch zu verstecken, beobachtete sie ein seltsames Geschehen. Der Vater der Menschenfamilie stellte einen riesigen Tannenbaum mitten im Wohnzimmer auf. Ella konnte es nicht fassen. Und nicht nur das: Nachdem der Baum aufgestellt war, kamen die Mutter und die fünfjährige Tochter Anna dazu, um den Baum mit Kugeln, Lametta und allerlei Süßigkeiten zu schmücken. Die kleine Maus war neugieriger denn je! Sie kroch unter dem Tisch hervor, um sich den großen Baum näher anzusehen.

„Ah! Hilfe! Eine Maus!“, rief die Mutter plötzlich, als sie das kleine Nagetier entdeckte.

Ella rannte, so schnell sie konnte, zurück in ihr Mauseloch. Sie wusste, dass sie ihre Familie in große Schwierigkeiten gebracht hatte. Schließlich konnten die Menschen jederzeit einen Kammerjäger holen oder Mäusefallen aufstellen. Ella hatte keine andere Wahl und musste ihrer Familie den heimlichen Ausflug beichten.

„Junge Dame! Deine Neugier bringt uns noch ins Verderben! Halte dich in Zukunft von den Menschen fern!“, befahl Ellas Mutter, als sie davon erfuhr.

„Aber Mama, ich wollte doch bloß wissen, was für komische Dinge die Menschen machen“, sprach Ella und senkte dabei ihr Köpfchen.

Die Mutter erklärte: „Die Menschen feiern gerade Weihnachten. Man nennt es auch das Fest der Liebe. Wir Mäuse sind bei diesem Fest unerwünscht.“

Ella konnte es nicht verstehen. „Wenn es das Fest der Liebe ist, warum sind wir dann nicht eingeladen?“, fragte sie.

„Weil es eben so ist! Nun hör auf, dir darüber den Kopf zu zerbrechen. Hilf mir lieber bei der Hausarbeit!“

Ella und ihr Bruder waren gerade dabei, den Boden der kleinen Mäusewohnung zu schrubben, da flüsterte Fred ihr plötzlich ins Ohr: „Ich denke, dass ich weiß, wie du die Menschen auf deine Seite ziehen kannst.“

Ella wurde hellhörig. „Und wie?“, fragte sie gespannt.

Fred erklärte: „Ich bin etwas älter als du und habe bereits ein Weihnachtsfest miterlebt. Und eines kann ich dir sagen: Den Menschen geht es zu Weihnachten eigentlich nur um Geschenke. Wenn du es schaffst, ihnen ein schönes Geschenk zu besorgen, dann werden sie dich vielleicht einladen, mit ihnen zu feiern.“

Ella fand diese Idee toll und machte sich noch am selben Abend auf, um nach einem Geschenk für die Menschen zu suchen. Sie schlich sich heimlich aus dem Mauseloch, flitzte durch das Haus und gelangte durch einen kleinen Spalt in der Haustür nach draußen. Ella hatte ein wenig Angst, doch sie blieb mutig. Sie wollte die Menschen unbedingt beeindrucken, und so lief sie durch die Straßen auf der Suche nach Geschenken.

Nach kurzer Zeit sah sie einen Mann, der am Straßenrand Weihnachtsbäume verkaufte. Fasziniert stand sie vor einem der großen Tannenbäume und blickte nach oben. „Genauso einen Baum haben unsere Menschen auch gekauft“, erinnerte sie sich. Als sie sich umsah, bemerkte sie, dass überall auf dem Boden Tannennadeln und kleine Äste lagen. „Vielleicht können unsere Menschen das gebrauchen“, dachte sie sich und nahm ein paar der hübschen Äste mit.

Wenig später traf Ella auf eine Frau, die an ihrem kleinen Stand Schmuck verkaufte. Das Mäuschen trat näher und sah sich den Schmuck genau an. Sie blickte auf eine Kette mit roten Perlen. „Diese Kette würde der Mutter gut stehen“, dachte sie sich. Doch Ella war nur eine kleine Maus und Mäuse hatten kein Geld. Betrübt sprach sie die Verkäuferin an: „Guten Abend, darf ich Sie etwas fragen?“ Die Frau blickte verdutzt um sich, denn sie sah niemanden.

„Hier unten bin ich“, sprach Ella.

„Ach, ein kleines Mäuschen, wie süß!“, sagte die nette Frau. „Was hast du denn für eine Frage?“

Traurig fragte Ella: „Gibt es denn auch Geschenke in der Menschenwelt, die nichts kosten?“

„Soll ich dir etwas verraten, kleine Maus?“, sprach die Verkäuferin und lehnte sich Ella entgegen. „An Weihnachten geht es darum, dass man aneinander denkt. Das Geschenk selbst ist gar nicht so wichtig.“

Nun wurde Ella vieles klar. „Aber natürlich!“, sprach sie und bedankte sich für den Tipp der netten Frau. Fröhlich machte sich Ella auf den Heimweg, denn sie hatte einen neuen Plan. Unterwegs kam sie an einer Wiese vorbei, pflückte ein paar Gänseblümchen und rannte weiter bis zu ihrem Haus.

Am nächsten Morgen, dem ersten Weihnachtstag, war es endlich so weit. Ella konnte stolz ihre Überraschung präsentieren. Aufgeregt führte sie ihre Mäusefamilie nach draußen an den Couchtisch.

„Was ist denn los, Ella?“, fragte Ellas Papa.

„Wir sollten um diese Uhrzeit nicht hier draußen sein“, meinte die Mutter, „die Menschen könnten jeden Moment …“

Als die Mäuse schließlich vor dem Tisch standen, staunten sie. „Ella, hast du das gemacht?“, fragte der Vater beeindruckt.

Ella nickte.

„Ah! Schon wieder diese Maus!“, schrie Annas Mutter, als sie Ella entdeckte.

„Nein! Vier sind es schon! Sie haben sich vermehrt!“, sprach der Vater und zeigte mit dem Finger auf die anderen Mäuse.

„Aber seht doch“, sprach Anna und machte auf den liebevoll gedeckten Tisch aufmerksam. In der Mitte des Tisches befand sich ein kleiner Weihnachtsbaum, den Ella aus den Ästen am Tannenmarkt gebastelt hatte. Sie hatte ihren Baum mit den hübschen Gänseblümchen geschmückt, die sie auf der Wiese gepflückt hatte. Die restlichen Gänseblümchen lagen als Dekoration neben den kleinen Geschenken, die Ella ihrer Mäusefamilie und den Menschen machte. Jedem von ihnen schenkte sie ein leckeres Käsegericht, das sie nach dem Originalrezept ihrer Oma gekocht hatte.

Ellas Eltern und ihr Bruder Fred waren sehr gerührt von ihrem ersten richtigen Weihnachtsfest. Und auch die Menschen freuten sich sehr über die nette Geste der kleinen Maus.

„Darf ich euch zu unserem allerersten Mäuseweihnachtsfest einladen?“, fragte Ella schließlich. Die Menschen nahmen die Einladung dankend an und beschlossen, von nun an jedes Weihnachtsfest mit ihren neuen Freunden zu feiern.

Doch die kleine Anna hatte noch eine Überraschung. „Ich werde heute noch dem Weihnachtsmann einen Brief schreiben, damit ihr lieben Mäuse in Zukunft auch schöne Geschenke bekommt“, versprach sie.

Das freute die Mäuse sehr. Nun waren Ella und ihre Familie richtige Weihnachtsmäuse.


Natascha Handy wurde 1991 geboren und lebt in Graz. Sie veröffentlicht regelmäßig Kurzgeschichten für Kinder und Erwachsene. Neben der Schriftstellerei interessiert sie sich für Tiere und die Natur.

Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 13

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