Читать книгу Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 13 - Martina Meier - Страница 18
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Die Ballade von Valentin Wichtel
Valentin Wichtel bewohnte den Schnee
Gar nicht so weit vom gefrorenen See.
Im Schatten des Baums, zwischen Blättern und Kraut
Hat er sich ein winziges Häuschen gebaut.
Winterlich nahte der eiskalte Wind,
Heulend und fauchend, wie Winde so sind.
Im Laufe der Nacht trug er Wolken heran
Und Schnee lag am Morgen, so hoch wie ein Mann.
Valentin Wichtel beäugte dies grimm.
Schnee vor der Weihnacht? Das nannte er schlimm.
Da rief er: „Mein Haus ist ja gänzlich bedeckt,
Nun liegt es verborgen im Schnee und versteckt!
Weiß ist die Landschaft und schön ist sie auch,
Eines jedoch macht mir Schmerzen im Bauch!
Zu Weihnachten werden doch Gaben gereicht
Und nun übersieht man mein Häuschen so leicht!“
Valentin Wichtel sah hin und sah her,
Tausend Gedanken bedrückten ihn sehr.
Da kam ihm zum Schluss die famose Idee:
Er nahm hundert Lichter und ging in den Schnee.
Oben im Baume, im kahlen Geäst,
Spannte er Fäden von Ost bis nach West.
Sodass die Laternen, so hat er gedacht,
Den Weg zu ihm weisen mit all ihrer Pracht.
Valentin Wichtel erfand so den Brauch:
Kerzen erhellen seither jeden Strauch.
Am Abend noch schaute er staunend hinauf
Und ließ all den Wundern der Zeit ihren Lauf.
Sonnenschein folgte der Heiligen Nacht.
Valentin Wichtel, er träumte so sacht,
Erwachte und fand seinen Gabentisch leer
Und hasste den Schnee vor der Weihnacht noch mehr.
Valentin Wichtel verwünschte das Licht.
Eine Nacht länger ertrug er es nicht.
„Gebracht hat es nichts, dann muss es jetzt fort!
Mein Haus blieb verborgen, ein trauriger Ort.“
Draußen dann fand er im Schnee vor dem Baum,
Valentin lachte und glaubte es kaum,
Ein kleines Paketchen, adrett und verziert,
Und mit ihm ein Brieflein, an ihn adressiert:
„Valentin, danke, du eifriger Wicht!
Schönheit und Wunder vereinten dein Licht.
Wer gut ist, der braucht keine Gunst zu verlangen,
Wer gut ist, dem ist es noch stets gut gegangen!“
Freudselig strahlte sein ganzes Gesicht:
Dies blieb im Kopf, er vergaß es auch nicht.
Der Gnade der Weihnacht bleibt niemand verdeckt
Selbst wenn sich das Haus unter Neuschnee versteckt.
Valentin Wichtel bewohnte den Schnee
Gar nicht so weit vom gefrorenen See.
Er lachte nun immer und schaute nicht grimm,
Denn Schnee vor der Weihnacht war gar nicht so schlimm.
Finn Lorenzen ist Literaturwissenschaftler und Autor. Geboren wurde er 1989 in Schleswig-Holstein, später studierte er an der Universität Bremen. Heute lebt er mit seiner Frau in Neuss.