Читать книгу Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 13 - Martina Meier - Страница 6
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Der Weihnachtsmann langweilt sich
Die schöne, wenn auch anstrengende Weihnachtszeit lag erfolgreich hinter ihm und so hatte sich der Weihnachtsmann mit Rudolf, seinem Rentier, den Elfen und seinen Brüdern Fred Claus und Santa auf den Weg nach Lappland gemacht. Hier konnte er endlich aufatmen, denn für ihn war es wirklich mehr als stressig gewesen, zumal er ja auch nicht mehr zu den Jüngsten gehörte. Wie viele Kinder in den unterschiedlichsten Ländern hatte er mit seinen Gaben glücklich gemacht! Und somit durfte er sich auf seinen Lorbeeren ausruhen.
Inzwischen aber waren vier Monate vergangen, doch wie viele lagen noch vor ihm bis Weihnachten? Was sollte er denn in der Zwischenzeit tun? Es war ihm noch nichts Richtiges eingefallen und so musste er sich daher eingestehen, dass er Langeweile hatte, echte Langeweile. Dabei hatte er schon einiges versucht: Ein Buch angefangen zu lesen, wozu er bis dahin noch nicht gekommen war, mit seinen Freunden telefoniert oder eine WhatsApp-Nachricht geschickt, aber alles war nicht so aufregend wie die Weihnachtszeit, irgendetwas fehlte einfach. Und so beschloss er, mal seine Brüder zu fragen, wie sie mit ihrer freien Zeit bis Weihnachten umgingen.
Oh, was herrschte denn da für ein Krach? Vorsichtig öffnete er die Tür und sah, dass sie Mensch ärgere dich nicht spielten, Santa offensichtlich verloren hatte und sich darüber maßlos ärgerte.
„Meine Güte, wie kann man sich so aufregen, ist doch nur ein Spiel!“
„Ja, aber Fred Claus gewinnt immer und ich nie, der schummelt! Außerdem hat er den besseren Würfel, meiner tut es nicht richtig.“
„Nix da, es liegt doch nicht am Würfel, es ist einfach nur Glück! Aber ich finde es unfair, von meinem Bruder als Falschspieler tituliert zu werden!“
„Und außerdem schmeißt du mich immer kurz vor dem Ziel raus“, ereiferte sich Santa weiter.
„Schluss jetzt mit eurem Gezeter! Aber natürlich ist es mehr als unfair, seinen Bruder einen Falschspieler zu nennen, dafür muss Santa sich entschuldigen.“
Dieser rang mit sich, quetschte sich dann aber ein: „Entschuldigung“, heraus, womit sich sein Bruder im Moment auch zufriedengab.
„So, Herrschaften, jetzt aber Schluss mit der miesen Stimmung, lasst uns besser mal überlegen, wie wir die Zeit bis Weihnachten angenehm rumkriegen.“
„Und, hast du einen Vorschlag?“, fragte Fred Claus mürrisch, der trotz der Entschuldigung noch sauer auf seinen Bruder war. „Es ist doch alles so öde, man weiß wirklich nicht, wie man die Zeit totschlagen kann.“
„Aber, aber“, ereiferte sich da der Weihnachtsmann, „die Zeit ist doch viel zu kostbar, um sie totzuschlagen. Wir sollten sie genießen und überlegen, was wir Schönes unternehmen könnten, bis wir wieder Weihnachtswünsche erfüllen dürfen.“
„Wie sieht es aus, hast du denn eine Idee?“, erkundigte sich Santa, der ebenfalls noch schlechte Laune hatte.
Der Weihnachtsmann wiegte seinen Kopf hin und her, aber plötzlich schien er einen Einfall zu haben. „Was haltet ihr davon, wenn wir mal nachschauen, was die Menschen machen, wenn keine Weihnachtszeit ist?“
Dieser Vorschlag fand allgemein Anklang und ließ die Stimmung sofort von null auf hundert steigen. Umgehend machte man sich auf den Weg.
Doch was war das denn? Kaum ein Mensch war auf den Straßen zu sehen, wo sich sonst doch Menschenmassen knubbelten und man kaum durchkam.
„Wo sind denn die ganzen Leute?“, fragten sie sich. „Machen sie vielleicht Urlaub, denn wir haben immerhin schon Frühling!“
„Aber doch nicht alle auf einmal“, überlegte der Weihnachtsmann, „das glaube ich nicht. Wir sollten mal in die Häuser schauen, vielleicht sind sie alle daheim.“
Gesagt, getan!
Und da war auch schon das erste Fenster, durch das sie ins Wohnzimmer schauen konnten, wo sie die Eltern mit einem Jungen und seiner kleinen Schwester erblickten.
„Seltsam, müssten die Eltern nicht arbeiten und der Junge in der Schule und die Kleine in der Kita sein?“, wunderte sich Fred Claus.
„Ja, aber guckt mal, die spielen auch Mensch ärgere dich nicht. Mal sehen, ob da auch einer nicht verlieren kann.“
Die drei drückten sich die Nasen an der Fensterscheibe platt und verfolgten gespannt das Spiel. Plötzlich schmiss die Kleine alles um und schrie: „Ben hat geschummelt, ich habe keine Lust mehr!“
„Ha, ha, ha, Santa, das Mädchen kann genauso schlecht verlieren wie du!“, rief Fred Claus aus. „Allerdings ist es auch noch klein, da kann man das entschuldigen.“
„Ich kann auch verlieren, wenn es mit rechten Dingen zugeht. Aber du hast gepfuscht.“
Ehe Fred Claus darauf antworten konnte, zog der Weihnachtsmann die beiden von dem Fenster fort. „Hört auf zu streiten! Lasst uns lieber schauen, wie es bei anderen Familien zugeht.“
Durchs nächste Fenster erblickten sie eine Familie, die offensichtlich beim Mittagessen saß. Aber was war das denn? Jeder hatte ein Smartphone neben sich liegen, auf das man von Zeit zu Zeit schaute.
„Meine Güte“, rief Santa ganz entsetzt aus, „die Dinger haben doch nun wirklich nichts auf dem Mittagstisch verloren!“
„Mit Sicherheit nicht, aber leider sind viele danach süchtig, doch kommt weiter, vielleicht sehen wir noch was Interessanteres!“, rief der Weihnachtsmann aus, womit auch seine Brüder einverstanden waren.
Und so warfen sie einen Blick durch ein weiteres Fenster. Da sah es aber ganz anders aus, denn da saß die ganze Familie gemütlich zusammen und las.
„Ihr könntet auch ab und zu mal ein Buch lesen anstatt euch bei Mensch ärgere dich nicht zu zanken“, bemerkte der Weihnachtsmann.
Die beiden Brüder überhörten den Vorwurf, vielmehr zogen sie weiter. Jedoch brauchten sie dieses Mal nicht durchs Fenster zu gucken, da ein Blick in den Garten ihnen zeigte, dass sich die ganze Familie dort tummelte. Die Eltern spielten mit den Kinder Völkerball und alle hatten offensichtlich auch Spaß daran.
„Es gibt also doch noch was anderes als Brettspiele und Smartphone!“, stellte der Weihnachtsmann erfreut fest. „Aber wie es aussieht, sind alle zu Hause, Kinder und Eltern. Da muss was Gravierendes passiert sein. Wir müssen unbedingt mal Nachrichten hören, damit wir wissen, woran wir sind.“
Sofort machten sie sich auf die Suche. Nach einigen Anläufen fanden sie ein Fenster, durch das sie die Nachrichten sehen und hören konnten und endlich wussten, was los war. Ein fieser Virus hatte sich auf der ganzen Welt breitgemacht und schon sehr viele Todesopfer gefordert.
„Beeilt euch, lasst uns sehen, dass wir schnell nach Hause kommen, ohne uns infiziert zu haben!“, trieb der Weihnachtsmann seine Brüder an, was diese sich nicht zweimal sagen ließen.
Renate Hemsen wurde 1940 in Köln geboren, wo sie auch heute noch lebt. Zu ihren Hobbys gehören Schreiben, Lesen und Reisen. Besonders das Schreiben macht ihr große Freude und daher war sie auch froh, dass sie nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben dafür mehr Zeit und Muße hatte. Sie belegte sofort einen Belletristikkursus und später auch noch einen für Kinder- und Jugendliche. Sie hat verschiedene Kurzgeschichten und auch Gedichte veröffentlicht.