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Wer hoppelt durchs Krankenhaus?

Der Startschuss schrillte in seinen empfindlichen Ohren. Da der Boden stellenweise gefroren war, rissen die Pfotenballen ein. Aber Hoppel war das egal. Hoppel war ein Profi. Zu lange hatte er auf diesen Tag hingearbeitet. Nichts konnte ihn aufhalten. Im Zickzack schoss der karamellbraune Hase über die Wiese und hängte seine Freunde ab. Nur Mümmelnase, ein kräftiger Schlappohrhase, konnte mit ihm mithalten.

„Du wirst gewinnen“, keuchte sein Freund. Der Neid brachte seine Stimme zum Klirren.

Ein freudiges Zittern durchlief Hoppels Körper, sodass er beinahe den Sack mit den Ostereiern fallengelassen hätte.

Wie viele Minuspunkte das gewesen wären? Dabei lag Hoppel in Führung. Man hatte alle Anwärter auf den Titel Osterhase des Jahres gleichzeitig losgeschickt. Eine fünfköpfige Jury aus allen Teilen des Waldes würde am Ende des Tages den Gewinner verkünden. Auch wenn er schon feststand. Punkte gab es für Schnelligkeit und die ausgeklügelten Verstecke.

„Was ist das?“ Hoppels milchweiße Ohren deuteten nach rechts.

„Ein Fehler“, belehrte ihn sein Freund. „Du weißt, dass wir nicht in Gebäude reingehen dürfen.“

Ungehalten zwirbelte Hoppel an seinen Barthaaren.

Aber das würde bedeuten, dass die Zweibeiner dort niemals Ostereier finden würden. Nein, das konnte er nicht zulassen! Entschlossen hoppelte er los – raus aus der Hasenversammlung – rein in … was war das hier? Mit seinen Hasenzähnen schleifte er den schweren Sack hinter sich her. Warme, stickige Luft strömte dem Feldhasen entgegen. Zum Glück war er so klein. Nachdem die Drehtür ihn ausgespuckt hatte, schlitterte der Fellball über den rutschigen Boden. Seine Krallen fanden keinen Halt. Mit angelegten Ohren huschte Hoppel verunsichert weiter. Hier waren so viele Zweibeiner. Aber sie waren alle beschäftigt, rempelten sich gegenseitig an und wirkten gehetzt. Die Weißkittel übersahen ihn einfach.

„Ein Polytrauma kommt gleich herein!“, verkündete eine langbeinige Ärztin.

Aufgeschreckt sauste Hoppel davon. Seine Pfoten trugen ihn weg von dem Tumult und stattdessen auf eine ruhigere Station. Pädiatrie stand in großen Buchstaben über dem Türrahmen. Gerade als der Hase überlegte, die Flucht zu ergreifen, schwang die Tür auf. Umständlich hopste das schokoladenbraune Nagetier hindurch. Durch die Vorhänge fiel Licht herein, das seine Nase wie flüssiges Gold glänzen ließ. Er musste sich beeilen. Es war schon fast Morgen. Bald würden die Kinder anfangen zu suchen. Wobei er das Gefühl hatte, dass die Kinder sich hier nichts mehr von Ostern erhofften.

Etwas schlich sich in den Blick des Hasen, das über sein Alter und seine Natur weit hinausging. Dann würde er eben Letzter werden. Hauptsache er bescherte den Kindern hier ein unvergessliches Osterfest. Geschickt versteckte Hoppel die Eier. Zuerst auf dem Gang, dann wagte er sich in die Zimmer. Schließlich blieb ihm nur noch zu warten. Die Morgenvisite rollte heran, bestehend aus einem Stationsarzt und einer weiteren Ärztin, sodass sich der Hase flach an die Wand presste.

Plötzlich wurden Kinderstimmen laut. Angestrengt trat ein Mädchen auf den Flur und hielt ein gesprenkeltes Ei in ihren Händen. Weitere Kinder kamen. Zögerndes Lächeln verwandelte sich in breites Grinsen. Die Weißkittel waren ratlos, als ihnen die Kinder plötzlich die herrlichsten Sachen entgegenstreckten. Sauerstoffflaschen wurden hochgehoben, Matratzen ausgeschüttelt und Krücken inspiziert. Köpfe drehten sich, Stühle wurden gerückt und die Kinder halfen sich gegenseitig. Ein Junge, der kaum stehen konnte, wurde rechts und links unter der Schulter gepackt und zusammen fanden sie ein besonders hübsches Nest. Hoppel wusste, dass es Zeit war, zu gehen. Außerdem wusste er, dass er nicht der Osterhase des Jahres werden würde. Aber er hatte es geschafft, dass sich in ein paar Herzschlägen die ganze Station verwandelt hatte.

Sophie-Christine Feige, Jahrgang 1997, wurde in Bayern geboren. Neben ihrem Medizinstudium in Wien widmet sie sich leidenschaftlich dem Schreiben.

Wie aus dem Ei gepellt ...

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