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Das Osterflugzeug

Jedes Jahr am Abend vor dem Ostersonntag versuche ich, wach zu bleiben, denn ich möchte einmal im Leben den Osterhasen sehen. Aber gelungen ist es mir noch nie. Immer schlafe ich ein, und dann bin ich am nächsten Tag enttäuscht, egal wie viel Schokolade ich bekomme. Aber das sollte sich ändern. Dieses Jahr war es das beste Ostern, das sich ein Mensch nur vorstellen konnte. Und das kam so:

Ich wollte wieder einmal nicht einschlafen, aber ich wusste, dass es mir nicht gelingen würde. Wie immer. Als ich gerade aufgeben wollte, weil ich merkte, dass ich müde war, hörte ich ein lautes Scheppern aus dem Garten. Dann ertönte ein: „Verdammt! Welcher Trottel hat denn eine Gießkanne hier hingestellt?“

Schlagartig war ich hellwach und sauste an die Terrassentür. Da stand er – in Hülle und Fülle. Wortwörtlich, denn der Osterhase schien nicht gerade unterernährt. Er starrte mich einen Moment lang an, dann rannte er weg. Oder er versuchte es, denn er fiel erneut über die Gießkanne.

„Mist“, rief er. Dann sah er mich an. „Ich bin sicher, das wirst du für dich behalten. Ich muss jetzt weiter. Komm mit, du musst mir helfen, ich hab schon genug Zeit verloren!“

„Ach, ich bin nicht so der Fan von großen Spaziertouren“, winkte ich ab.

Der Osterhase lachte. „Wer sagt denn was von einer Spaziertour? Wir fliegen mit dem Flugzeug, was meinst du denn?“ Er zeigte auf ein altes Klapperflugzeug, das jeden Moment zusammenbrechen konnte. „Hast du gedacht, ich würde im Morgengrauen rumhoppeln und Eier verstecken, die ich in einem Korb habe?“

„Äh, nee, natürlich nicht, ich bin ja nicht blöd“, murmelte ich, aber in Wirklichkeit hatte ich genau das gedacht.

„Eigentlich fliege ich mit diesem Ding überallhin.“ Er klopfte auf das Flugzeug. „Und werfe Schokolade in alle Gärten. Nur bei euch ist die Schoko danebengegangen und ich musste landen. Dabei bin ich über die blöde Gießkanne gestolpert. So, aber jetzt los, wir haben genug Zeit verplempert.“ Er stieg ein und winkte mir, auch zu kommen.

Es wurde ein riesiger Spaß. Wir flogen über alle Teile der Welt und warfen überall Schokolade runter. Auch ich durfte es ein paarmal tun. Das beste Osterfest aller Zeiten!

Bis wir nach Afrika kamen. Dort saß ein Mädchen auf dem Boden und weinte. Der Osterhase landete und sprang auf afrikanischen Grund. „Na, was ist mit dir?“, fragte er. „Was dir auch fehlt, ich kann es dir geben.“

Das Mädchen seufzte. „Eine Sache kannst du mir nicht geben: Dass ich nicht mehr auf dem Feld arbeiten muss.“ Und es weinte wieder.

Der Osterhase überlegte lange. Dann sagte er: „Vertrau mir, wenn du morgen aufwachst, musst du nicht mehr arbeiten.“ Dann flogen wir weiter.

„Müssen wir nicht noch dafür sorgen, dass das Mädchen nicht mehr arbeiten muss?“, fragte ich erstaunt.

„Habe ich schon“, antwortete der Hase.

Als der Osterhase mich wieder absetzte, fragte ich: „Wirst du mich nächstes Jahr wieder abholen?“ Er versprach es, dann flog er mit einem Juchzen davon. Ich rannte ins Haus und schlief glücklich ein.

Mia Loibl wurde 2010 geboren, lebt in Landsberg am Lech und besucht seit 2020 das Ignaz-Kögler-Gymnasium. Neben dem Schreiben liest und klettert sie gerne und spielt Gitarre.

Wie aus dem Ei gepellt ...

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