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Shirley schläft im Schrank

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Sonntag, 11. September 2011

Mein Kollege John und ich sind auf Hardcore-Wohnungssuche. Ich habe Annoncen auf den internationalen Plattformen durchsucht, er hat Makler vor Ort kontaktiert. Leider war er etwas naiv bezüglich der Mietpreise, die inzwischen in Shànghǎi herrschen. Die Wohnungen, die wir uns ansehen, sind es schon wert, sie gesehen zu haben – aber nicht aus dem Grund, dort einziehen zu wollen. In einem Hochhaus, das aussieht, als würde es im nächsten Moment in sich zusammenfallen, wohnt eine chinesische Studentin und sucht eine Mitbewohnerin. Unglücklicherweise hat John vergessen zu fragen, ob sie Englisch spricht – sie tut es natürlich nicht. Und somit stehen wir da und können kein Wort miteinander kommunizieren. Dazu sieht es in der Wohnung aus wie auf einer Müllhalde, und es riecht wie in einer Großküche, die seit sieben Monaten nicht mehr gesäubert wurde. Alles starrt vor Dreck, das Bad ist vom letzten Duschen überflutet. In dieser Wohnung will ich nicht einmal etwas mit Handschuhen berühren. Und durch dieses ganze Chaos stakst elegant eine zerzauste Katze.

Die „internationalen“ Wohnungen sind vom Standard her besser, aber auch hoffnungslos überteuert. Bei einer Besichtigung kommen die Mitbewohner nicht mal auf das Klopfen des Maklers aus den Zimmern heraus. Der peinlich berührte Makler versucht zu retten: „Ja, sie würden sich wirklich sehr freuen, wenn Du bei ihnen einziehen würdest.“ In einer weiteren Wohnung ist das Zimmer mini-mini, aber die Mitbewohner sehen supernett aus. Bei der sage ich sofort zu. Der Makler allerdings hält mich noch hin. Am Samstagnachmittag gebe ich meine Zusage. Der Makler schreibt zurück, ich solle Sonntag früh noch mal anrufen. Das tue ich, und man vertröstet mich auf den Nachmittag. Am Sonntagmittag ziehe ich aus dem Hotel aus, bringe meine Sachen ins Büro. Dann fahre ich zu Carrefour (so eine Art französisches Kaufland, sehr verbreitet in China), kaufe Bettzeug und so allerhand Alltagskram. Um 4 Uhr nachmittags treffen mein Kollege und ich uns im Maklerbüro. Ich unterschreibe und ziehe sofort ein. Somit war ich nur fünf Stunden obdachlos, und alles ist gut gegangen – auf den letzten Drücker.

Die ganze Aufregung und der anhaltende Jetlag haben zur Folge, dass ich nachts nicht schlafen kann. Um halb 2 Uhr früh klopfe ich bei Shirley, meiner neuen Mitbewohnerin, und frage, ob sie mit mir reden möchte. Ich völlig verheult und verdreht ob der Schlaflosigkeit. Sie holt Arnaud, den anderen Mitbewohner, und die beiden sitzen mit mir auf dem Sofa und füttern mich besorgt mit Keksen. Etwas beruhigter versuche ich wieder zu schlafen – geht aber nicht. Rufe meine Eltern an. Um 3 Uhr, um halb 6 Uhr. Dann schlafe ich endlich ein. Bis der Wecker um 7 Uhr morgens läutet. Erst in der zweiten Nacht schlafe ich besser, in der dritten Nacht dann durch.

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