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Das Attentat

Franz Ferdinand und seine Frau rollen im Automobil auf das Rathaus von Sara-jevo zu. An der Straße steht ein junger Mann. Plötzlich wirft er eine Bombe auf den Wagen des Erzherzogs. Er heißt Nedeljko Čabrinović und gehört zu einer Gruppe von acht jungen Studenten und Lehrlingen, alle Mitglieder der revolutionären Vereinigung »Junges Bosnien«, die einen Anschlag auf den Thronfolger geplant haben. Die Attentäter wurden vom serbischen Geheimdienst geschult und mit Waffen aus dem Armeelager ausgerüstet. Trotzdem sind sie Amateure, ohne jegliche systematische Ausbildung. Die Bombe, die Čabrinović geworfen hat, rollt am Auto vorbei und verletzt jene, die hinter dem Wagen folgen, sowie einige Passanten. Franz Ferdinand und seine Frau setzen ihre Fahrt zum Rathaus fort, entschließen sich dann aber, die verletzten Offiziere aufzusuchen – die im Vorfeld bekannte Fahrtroute wird deshalb kurzfristig geändert. Der Fahrer reversiert an der Ecke Appelkai–Franz-Joseph-Straße. An dieser Stelle steht der 19-jährige Gavrilo Princip, ein serbischer Mittelschüler. Völlig entgeistert blickt er auf den Wagen des Erzherzogs, der eben bremst. Princip hat geglaubt, dass das Attentat fehlgeschlagen und die Chance der Revolutionäre damit vertan war. Aufgrund des Routenwechsels hat er aber plötzlich sein Ziel genau vor sich. Gavrilo Princip tritt vor und feuert aus kurzer Entfernung zwei Schüsse auf Franz Ferdinand und dessen Frau. Wenige Minuten später sind beide tot.

Der Attentäter Gavrilo Princip versuchte nach dem gelungenen Anschlag erfolglos, sich selbst zu töten. Weil er zum Zeitpunkt der Tat noch minderjährig war, wurde er vom Gericht nicht zum Tod verurteilt, sondern zu einer 20-jährigen Kerkerhaft in der Kleinen Festung in Theresienstadt. Im April 1918 starb Princip in österreichischer Haft an Schwindsucht.


Historische Karte von Sarajevo: Die Route des Erzherzogs führte mitten durch die Altstadt

Die Nachricht von der Ermordung des österreichischen Thronfolgers verbreitete sich blitzschnell. Am Nachmittag desselben Tages wurde im Sanatorium Purkersdorf, einem Treffpunkt des Wiener Großbürgertums, ein Major, der zu Besuch bei seinen Verwandten in der Anstalt war, zum Fernsprecher gerufen. Nach dem Gespräch kehrte er in großer Erregung zurück und begegnete dem ärztlichen Direktor des Sanatoriums, dem Psychiater August Richter. Der Arzt erinnert sich, was ihm der Major zuflüsterte: »Denken Sie sich, was ich soeben von Wien für eine telefonische Nachricht bekommen! Der Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gemahlin sind in Sarajevo von einem Serben ermordet worden!« August Richter schreibt in seinen Erinnerungen: »Ich hätte diese Kunde für eine Ausgeburt hirnverbrannter Fantasie gehalten, wenn nicht Überbringer und Quelle der Nachricht so ernst zu nehmen gewesen wäre!«3

So erlebten wir den Ersten Weltkrieg

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