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Strafexpedition gegen Serbien – die Balkanfront

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Serbien war für Österreich-Ungarn der Hauptschuldige am Kriegsausbruch, und der Volkszorn verlangte einen raschen Sieg über das Balkan-Königreich. So stand die sogenannte Strafexpedition gegen Serbien zu Beginn des Krieges im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses.

Die Offensive verlief allerdings von Anfang an nicht wie geplant – von einem schnellen Sieg über Serbien konnte keine Rede sein. Knapp vor der Offensive musste die Heeresleitung große Truppenteile an die Russlandfront abgeben, und als die k. u. k. Armeen schließlich am 12. August 1914 angriffen, standen den 250 000 Soldaten fast gleich viele Serben und Montenegriner gegenüber.


Neuer Bündnispartner Bulgarien

Am 6. September 1915 trat Bulgarien den Mittelmächten bei. Zar Ferdinand von Bulgarien hatte enge Beziehungen zu Österreich-Ungarn. Der Spross aus dem Adelsgeschlecht Sachsen-Coburg und Gotha wurde in Wien geboren und machte in der k. u. k. Armee Karriere. 1887 wurde er zum Fürst von Bulgarien ernannt, 1908 nahm er den Titel »Zar von Bulgarien« an.

Die serbischen Soldaten waren zähe Krieger, trainiert und erfahren. Aus den letzten beiden Balkankriegen waren sie als Sieger hervorgegangen. Die k. u. k. Armee hatte hunderte Kilometer Front zu decken, und auch serbische Freischärler machten den k. u. k. Truppen zu schaffen. Hinzu kamen noch operative Schwächen und Probleme mit dem Nachschub. 1914 nahmen die Österreicher kurz einmal Belgrad ein, mussten sich aber gleich wieder zurückziehen.

Front und Hinterland vermischten sich zu Beginn des Ersten Weltkrieges immer mehr. In Orten, in denen es zu Aktionen gegen die k. u. k. Armee kam, wurden unter der Zivilbevölkerung gezielt Geiseln ausgehoben und hingerichtet, die Häuser ihrer Familien wurden angezündet. In manchen Regionen kam es zu regelrechten Massakern an der Zivilbevölkerung: In Šabac etwa wurden am 17. August 1914 80 Zivilisten auf dem Kirchhof hingerichtet. Sie standen unter dem Verdacht, an Angriffen auf k. u. k. Truppen beteiligt gewesen zu sein – eine ordentliche Untersuchung oder ein Gerichtsverfahren gab es nicht.

1915 war es schließlich für Monate ruhig an der Balkanfront. Die Wende zugunsten Österreich-Ungarns brachte erst ein kombinierter Angriff österreichischer, deutscher und bulgarischer Truppen im Herbst 1915 – Serbien war geschlagen. Das Land wurde zwischen Österreich und Bulgarien aufgeteilt und unter Militärverwaltung gestellt. 170 000 Serben fielen in Gefangenschaft, die serbische Armee zog sich an die albanische Adriaküste zurück und wurde dort von den Schiffen der Entente evakuiert.


Kriegsschauplatz Balkan: Das unwegsame Gelände bereitete Schwierigkeiten

Krieg gegen die Zivilbevölkerung


Das Leid der Zivilbevölkerung auf dem Balkan wurde von offizieller Seite negiert

Im »Feindesland«, aber auch in den eigenen Provinzen, wollte die Armee Härte demonstrieren: So war das Armeeoberkommando befugt, in grenznahen Gebieten der Monarchie bei Verdacht Geiseln auszuheben und unter Berufung auf das »Kriegsnotwehrrecht« standrechtliche Erschießungen vorzunehmen. Zu diesen Gebieten gehörten unter anderem Mähren, die Bukowina, Galizien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Dalmatien.


Fotokarte aus 1914/15: »Ulanen-Patrouille bringt einen russischen Spion«

Vor allem in Galizien und Bosnien wurden tausende Zivilisten von der k. u. k. Armee ohne Gerichtsverfahren hingerichtet. Die Vorwürfe lauteten meist »Spionage«, »Russophilie«, »Kollaboration mit dem Feind« – meist reichte es aber, als »verdächtig« eingestuft zu werden. Das Denunzianten-Unwesen blühte, und auf beiden Seiten herrschte Spionagehysterie.

Ein Soldat über ein Erlebnis in Galizien: »Als wir über Stock und Stein, über Wiesen und Felder marschierten, sahen wir unsere Infanterie vorbeiziehen. Und es ging auch ein kleiner Junge, zirka 16 Jahre alt, und hat uns noch angelacht. Wir kamen dann auf die Straße, und wie wir die ersten Häuser sahen, sahen wir auch, dass der junge Bursche schon auf dem ersten Baum aufgehängt war. Er sollte angeblich die Russen von Lemberg bis hierher geführt haben. Zwei Tage waren wir in der eroberten Ortschaft und sahen noch einen Zivilisten erschossen auf einem Strohhaufen liegen. Sein rechter Arm war bloß, und die Tätowierung verriet, dass er ein Angehöriger eines galizischen Regiments war. … Ich sah so manchen Juden auf einem Baum hängen, und die Angst vor den Spionen war so groß.«16


Während des Krieges kam es zu Übergriffen gegen die Bevölkerung

So erlebten wir den Ersten Weltkrieg

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