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Die Julikrise – das Versagen der Diplomatie

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Die Nachricht von der Ermordung des österreichischen Thronfolgers schlug in den europäischen Staatskanzleien wie eine Bombe ein. Die politischen Kreise aller Länder verabscheuten offiziell die Tat und rechneten mit einem Vergeltungsschlag Österreichs gegen Serbien. Allerdings gingen die meisten Regierungen Europas von einem kurzen Balkankrieg aus – regional und zeitlich begrenzt.

Doch zunächst einmal tat sich für die Öffentlichkeit nichts – den ganzen Juli 1914 über war es verdächtig ruhig. Kaiser Franz Joseph unterbrach seinen traditionellen Sommeraufenthalt in Bad Ischl nicht, der deutsche Kaiser begab sich auf seine alljährliche Nordlandreise. Die obersten Heeresleitungen urlaubten demonstrativ und für alle sichtbar an bekannten Orten, der Chef des österreichischen Generalstabes Franz Conrad von Hötzendorf führte vor der heimischen Bergkulisse seine Geliebte spazieren. Frankreich und England wandten sich bereits wieder innenpolitischen Themen zu. Wien schien nicht zu handeln. Dahinter steckte Kalkül: Die Soldaten – meist Bauern – waren bei der Ernte. Das war wichtig, denn die Versorgung der Armee musste vor einer Mobilmachung gesichert sein.

»Wir alle hatten nun leider die richtige Empfindung, dass dieser Fürstenmord der Auftakt zu ferneren, furchtbaren Geschehen sein würde. Indessen verflossen die nächsten Wochen noch ruhig, wenn auch in einer gewissen dumpfen Bangigkeit.« 4

Generalstabsarzt August Richter über die Wochen nach dem Attentat

Hinter den Kulissen ging es freilich alles andere als ruhig zu: Diplomaten, Politiker und Militärs der Donaumonarchie wollten die serbische Regierung für das Attentat zur Verantwortung ziehen.


Beißender Zynismus: Todesanzeige für Serbien – unterschrieben von den Entente-Mächten


Das europäische Gleichgewicht aus österreichisch-ungarischer und deutscher Sicht

Drahtzieher des Attentats war die Geheimorganisation »Vereinigung oder Tod« beziehungsweise »Schwarze Hand«. In Wien ging man davon aus, die serbische Regierung selbst stünde hinter dem Attentat oder sie hätte die Kontrolle über ihre Militärs verloren. Österreich hatte in den letzten Jahren immer wieder mit militärischen Maßnahmen gedroht, sich aber schließlich doch wieder davon abbringen lassen. Diesmal wollte man der Auseinandersetzung nicht mehr aus dem Weg gehen. Beim gemeinsamen Ministerrat am 7. Juli waren bis auf den ungarischen Ministerpräsidenten schließlich alle auf den Kriegskurs eingeschwenkt. Die Devise lautete: Jeder diplomatische Erfolg, selbst wenn er mit einer Demütigung Serbiens enden würde, ist wertlos. Nur eine völlige Niederwerfung Serbiens kann die dauernde Bedrohung der Monarchie durch Serbien beenden. Man formulierte deshalb ein derart scharfes Ultimatum an Serbien, dass mit einer Ablehnung fast zwingend zu rechnen war.

So erlebten wir den Ersten Weltkrieg

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