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Französischsprachige Kantone

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Im Folgenden soll erst beschrieben werden, wo Studierende, die vor ihrer Matura in einem mehrheitlich französischsprachigen Kanton wohnhaft waren, ihre tertiäre Ausbildung absolvieren. Als französischsprachige Kantone wurden Genf, Waadt, Neuenburg und Jura klassifiziert, was der vom Bundesamt für Statistik vorgenommenen Einteilung entspricht. Es ist erneut darauf hinzuweisen, dass dies der Realität nicht gerecht wird und auf die vom BFS erfassten Daten zurückzuführen ist. Hat jemand seinen Wohnort in einem offiziell französischsprachigen Kanton, ist er nicht zwingend französischsprachig.

Die vom BFS zur Verfügung gestellten Übersichten zeigen, dass die Mobilität der Studierenden der vier französischsprachigen Kantone im betrachteten Zeitraum (1980–2013) leicht zugenommen hat. Eine genauere Betrachtung ergibt, dass diese Zunahme vorwiegend innerhalb der Sprachregion, aber über die Kantonsgrenzen hinaus zu verzeichnen ist. So absolvierten 77.18 % der WaadtländerInnen1 1980 ihr Studium im Kanton, entweder an der kantonalen Universität (63.93 %) oder an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (EPFL2) (13.25 %) in Lausanne. 2013 sind es zusammen noch 71.82 %; der Anteil Studierender an der Universität Lausanne liegt noch bei 54,27 % und steigt an der EPFL auf 17.55 %. Für die Universität Neuenburg hatten sich 1980 60.2 % der NeuenburgerInnen entschieden. Bis 2013 sank diese Zahl auf 46.18 %. 1980 absolvierten 88.88 % der GenferInnen ihr Studium an der lokalen Universität Genf, 2013 sind es noch 72.64 %. Im Jura ist die Situation insofern anders, als es keine kantonale Universität gibt und junge Erwachsene im Hinblick auf eine Ausbildung auf der Tertiärstufe immer schon gezwungen waren, ihren Heimatkanton zu verlassen. 1980 studierten 24.34 % der JurassierInnen in Genf, 28.5 % in Lausanne (21.27 % an der Universität, 6.8 % an der EPFL), 22.81 % in Neuchâtel und 6.14 % an der zweisprachigen Universität Freiburg. Somit verliessen 81.8 % der JurassierInnen den Kanton, ohne unbedingt die Sprachgrenze zu überschreiten. 2013 sind es 88.63 %, die sich für eine französischsprachige bzw. zweisprachige (inkl. Fribourg) Universität entscheiden. Dennoch scheint es, als wanderten verhältnismässig viele jurassische Studierende über Sprachgrenzen hinweg. So fanden sich 1980 an der Berner Universität 8.77 %, an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich 6.58 % und an der Basler Universität 2.63 % der JurassierInnen. Vermutlich spielte da der 1980 vergleichbar hohe Anteil Deutschsprachiger (rund 10 %) eine Rolle. Andere Faktoren wie die Geschichte des Kantons Jura3 und dessen Nachbarschaft zu (auch anderssprachigen) Kantonen waren aber vermutlich ebenso relevant. 2013 sind jurassische Studierende im Vergleich zu anderen französischsprachigen Studierenden nach wie vor gut an deutschsprachigen Universitäten vertreten. Ihre Zahl ist aber gesunken (von 18.64 % auf 10.06 %).

Während die junge Universität Luzern auf das Mobilitätsverhalten der jurassischen Studierenden bisher wenig Einfluss hat – es wird sich zeigen, ob sich dies mit der dort geplanten wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät in Zukunft ändert – hat die Università della Svizzera Italiana einen kleinen Studierendenstamm, der aus der französischsprachigen Schweiz ins Tessin wandert (2013 waren 54 Studierende aus den vier Kantonen an der USI immatrikuliert4).

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Mobilität der Studierenden aus den erwähnten Kantonen gestiegen ist, allerdings ist ihr Zuwachs eher über Kantonsgrenzen und nicht über Sprachgrenzen hinweg zu verzeichnen.

Distinktion durch Sprache?

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