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Deutschsprachige Kantone
ОглавлениеIn der Deutschschweiz ist die Situation ähnlich. 17 Kantone gelten offiziell als deutschsprachig. Beispielhaft werden die Zahlen einiger Kantone kommentiert, um ein Bild des Mobilitätsverhaltens derjenigen MaturandInnen zu erlangen, die vor ihrem Studienbeginn in einem dieser 17 Kantone ihren Wohnsitz hatten.
Die Studierenden aus dem Kanton Basel-Stadt – einem Universitätskanton – sind im Vergleich zu 1980 mobiler geworden. Es wählen gut 10 % weniger Studierende den Maturitätskanton als Studienort (BFS, 2013). Ihre Mobilität nimmt innerhalb der Deutschschweiz zu, d.h. es studieren mehr BaslerInnen an den Universitäten Zürich, Bern, St. Gallen und an der ETHZ. Auch an der Universität Luzern und an der USI sind seit deren Gründung einige Studierende aus Basel-Stadt immatrikuliert1. An den französischsprachigen Universitäten ist der Anteil leicht gesunken. So waren 1980 in Genf 1.74 % der BaslerInnen immatrikuliert, 2013 sind es noch 0.56 %. Ähnlich ist die Situation in Neuchâtel. In Lausanne (EPFL und Universität) bleiben die Zahlen in den drei Jahrzehnten stabil.
Im Kanton Zürich haben die lokalen MaturandInnen die Wahl zwischen der ETHZ und der Universität Zürich. Seit 1980 hat ihre Mobilität ebenfalls zugenommen, und wie auch in Basel-Stadt zeichnet sich diese Zunahme vor allem an deutschsprachigen Hochschulen ab. Waren 1980 über 92 % an einer der Hochschulen in Zürich immatrikuliert, beläuft sich ihr Anteil 2013 noch auf gut 80 %. In SG, BE, BS nimmt ihr Anteil dafür zu. In den französischsprachigen Regionen sind im betrachteten Zeitraum kaum Veränderungen feststellbar.
Im Kanton Thurgau, wo die Studierenden aufgrund des fehlenden Hochschulangebots seit jeher zur Mobilität gezwungen waren, hat sich die Situation in den letzten drei Jahrzehnten kaum verändert. Die Mehrheit der Studierenden wählt eine deutschsprachige Universität (1980 94 %, 2013 93 %), rund 2 % studiert an einer französischsprachigen Hochschule und rund 4 % an der Universität Freiburg. Einzig neu ist, dass 2013 rund 1 % der Studierenden andere tertiäre Universitäten ausserhalb der Landesgrenzen gewählt hat2.
Die Neugründung der Universität Luzern beeinflusst v.a. das Mobilitätsverhalten der Innerschweizer Studierenden. So absolvieren Studierende aus Luzern (14.67 %), Nidwalden (14.35 %), Uri (13.62 %), Obwalden (10.31 %) und Zug (9.7 %) ihr Studium an der jüngsten Universität der Schweiz. Die Università della Svizzera Italiana wird nur von einzelnen Studierenden aus der Deutschschweiz besucht (2013 sind es vier an der Zahl).
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Studierende aus deutschsprachigen Kantonen ihr Mobilitätsverhalten zum Teil innerhalb der Sprachregion zwar verändern (z.B. wegen des tertiären Angebots in Luzern), intra-nationale Sprachgrenzen aber in diesem Zeitraum nicht zunehmend überqueren. Gesamthaft nimmt die Mobilität aus der Deutschschweiz über Sprachgrenzen hinweg sogar etwas ab.