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10 Friedrich Merzens denkbares Redeprotokoll
ОглавлениеDenn es setzte sich schließlich Friedrich Merz
auf den Plan.
Als potenzieller CDU-Chef.
Mit der Aussicht auf das Bundeskanzleramt.
Nachdem Angela Merkel schon nach der Wahl 2017 bekannt gegeben hatte, dass sie endlich ist. Weil sie wusste, dass Politiker immer beliebter werden, je absehbarer ihre Amtszeit wird.
Von da an erhob Friedrich Merz
ein Alleinstellungsmerkmal in bald allen Bereichen.
Man spürte bei ihm stets diese Widersprüchlichkeit von Politik und Politik. Wenn er beispielsweise auf die Frage, ob er sich einen schwulen Kanzler vorstellen könne, sagte, ja, solange der sich im Rahmen der Gesetze bewege und solange es nicht Kinder betreffe. Weil ja – sollte man sich darüber im Klaren sein? – Gesetzesbrecher und Pädophile meistens erst mal Schwule sind?
Da sei für ihn eine absolute Grenze erreicht, räsonierte Friedrich Merz weiter. Also gibt es wenigstens wohl diese Grenze nicht, wenn die Liebe zu Kindern von einem Bundeskanzler käme, der hetero ist?
Oder wie sollte man das verstehen?
Man spürte, dass Merz dachte, Deutschland warte schon viel zu lange auf ihn. Er hätte ja schließlich schon 2018 auf dem Parteitag der CDU den Parteivorsitz gewinnen können. Hätte eine gewisse Frau AKK ihn nicht – das müsse man einfach mal so sagen – mit einschleimendem Solidaritätsgedrösel wie ›Einbindung‹ und ›Spaltungsüberwindung‹ und dem ganzen Quatsch dahin gebracht, eine qualitativ einfach nicht ausgereizte und nicht optimal ins Ziel treffende Rede zu halten.
Stattdessen hätte Friedrich Merz
vielleicht furchtbar gerne dieses von sich gegeben:
»Ich bewerbe mich heute um den Parteivorsitz der CDU Deutschlands. Was gleichbedeutend ist mit der Kanzlerschaft der Bundesrepublik.
Wobei die Formulierung:
›Ich bewerbe mich‹,
eigentlich schon überholt ist.
Ich gehe davon aus, dass das dann auch so ist.
Und ich bin, das sage ich ausdrücklich, für Teamarbeit.
Wobei es darauf ankommt, wer das Team führt. Und dass die, die im Team sind, keinen Führungsanspruch stellen. Auch nicht in Form eines Ministers oder einer leitenden Person. Team heißt immer erst mal Unterordnung:
Wer macht sauber?
Wer bringt den Kaffee?
Wer spitzt die Bleistifte?
Wer trägt die Akten?
Das alles muss einer bestimmen.
Und das Team soll dann fair die Teamarbeit leisten.
Da bin ich absoluter Teamworker.
Und da spiele ich auf Sieg und nicht auf Platz.
Wenn ich sage, das Geschirr wird nicht ausgewischt mit dem Mikrofasertuch, mit dem vorher das Klo gewischt wurde, dann kann meine Anweisung nicht auf Platz zwei oder drei stehen.
Und die Putzfrau setzt sich durch.
Damit sind wir beim nächsten Thema:
In meinem Team ist auf jeden Fall eine Frau.
Wer soll die Putzfrau sonst sein?
Da muss sich eine Frau durchsetzen.
Dennoch bin ich natürlich in der Lage, mich unterzuordnen. Aber es muss klar sein, dass Unterordnung heißt, sich unterzuordnen unter die Notwendigkeiten aktueller Tagespolitik, die ich aller Erfahrung nach am besten erkenne und beurteile. Den Realitäten ordne ich mich selbstverständlich unter. Und wenn das das Beste für Deutschland ist, dann wird sich Deutschland auch mir unterordnen. Sonst kommen wir ganz schnell dahin, was in der momentan
›grottenschlechten‹
Regierungsarbeit Vorrang hat:
Die SPD, als Teil der Großen Koalition, hatte ein halbes Jahr nichts Anderes zu tun, als sich mit der Dauersuche nach ein oder zwei Vorsitzenden selbst zu befriedigen.
SPD ist ja das Kürzel für
›Selbstbefriedigungspartei Deutschlands‹.
Und die Bundeskanzlerin gab bei der Grundrente dieser SPD auch noch nach zum Beispiel in puncto Bedürftigkeitsprüfung. Nur, weil der SPD nach dieser Legislatur mit Bedürftigkeitsprüfung nicht mal mehr eine Grundrente bleibt.
Da treibe ich die Zerstörung der GroKo überhaupt nicht voran, wie dauernd behauptet wird.
Ich beschreibe nur deren Zerstörung.
Es ist nicht hilfreich, mich und Äußerungen, die ich gemacht habe, immer wieder zu kritisieren.
Denn ich wiederhole:
Die territoriale Integrität der Bundesrepublik Deutschland muss geschützt werden gegen Illegale. Und solange Rechte und Rechtswähler als Inhaber eines deutschen Passes nicht als illegal gelten können, müssen wir die von uns weisen, die diese Rechten reizen und die das ›Rechte‹ im Deutschen auslösen. Nämlich gewisse Ausländer.
›Ausländer raus‹ heißt auch:
weniger AfD, das muss klar sein.
Die AfD lebt ja gewissermaßen
von Illegalität, von Flüchtlingen, von Fremden.
Und da wir offenbar, was Wahlen in Thüringen und Hamburg bewiesen haben, nicht mit der AfD fertig werden, müssen wir eben die AfD von hinten aufzäumen und mit den Fremden fertig werden und den Rechtsstaat wieder das sein lassen, was er namentlich ist:
Rechts-Staat.
Es ist nur merkwürdig, wie man mir Dinge in den Mund legt, die mich diskreditieren.
Ich wiederhole:
Wir haben Rechtsradikale jahrelang unterschätzt. Wir müssen gegen Clans härter vorgehen und Außengrenzen schützen, wenn es die EU nicht tut. Und rechtsfreie Stadtteile abtrennen.
Ich kann nichts dafür,
dass die AfD hier dieselben Ideen hat.
Aber wir nehmen der AfD nur Stimmen ab,
wenn wir ihnen Ideen abnehmen.
Die Mauer zwischen Ost und West war in dieser Hinsicht – gerade auch in Bezug auf Corona – nicht das Schlechteste, was der Konflikt Ost-West hervorgebracht hat. Das hat zwar Familienzugehörigkeiten ins Trudeln gebracht. Aber fragen Sie mal die, die in der Lombardei oder in Wuhan in den Städten festsitzen wegen Corona, was ihnen wichtiger ist:
Familie?
Oder Schutz vor illegaler Einwanderung
von Viren und Fremden?
Die Grundrechte des Menschen sind immerhin unteilbar.
Wieso sollten wir also sie mit anderen teilen?
Und wer hier etwas pressemäßig unterstellt, was ich vielleicht gesagt habe und gegebenenfalls auch so gemeint habe, was in der Fülle des Gesagten keinem Menschen auffallen würde, dem muss mal gesagt werden, dass das Herausgreifen von einzelnen Aussagen, die vielleicht sogar stimmen, aber als Einzelmeldung eine ungleich dominierendere Wirkung haben als in einem Gesamtkonvolut von Plänen und Zielsetzungen, dann ist das ein verfälschendes Stilmittel feindlich gesinnter Journalisten.
Und da wird es wirklich Zeit, die Interpretation eigener Sätze in den Social-Media-Kanälen selbst zu verbreiten.
Was auch die Möglichkeit ergibt, sie wegzulassen.
Ich will Deutungshoheit über mich.
Da können wir noch von den Russen, und zwar den Sowjetrussen, viel lernen. Und auch – das würde Ost- und Westdeutschland wieder näher zusammenbringen – von den Gepflogenheiten alter, ostdeutscher Nachrichtenberichterstattung.
Jeder weiß doch am besten selbst, was er gesagt hat.
Die Presse bringt regelmäßig das Kunststück fertig, Sätze wörtlich und wahrheitsgetreu so zu zitieren, dass sie im Zusammenhang untergehen. Das brauchen wir tatsächlich nicht mehr. Die machen aus Wahrheiten Fakes.
Ich bekenne mich dabei ausdrücklich zur Pressefreiheit, wenn mit Presse ich selbst gemeint bin. Und wer mir hier was anderes unterstellt, dem kann ich nur sagen, da kann er durchaus Recht haben. Aber das muss er mir erst mal nachweisen.
Es kann nur einen geben.
Und ich kann Ihnen versichern, ich bin der eine.
Mir geht es um Politik.
Und Politik geht den Zuschauer nichts an.
Ich habe keine Lust zuzugucken, dass der Wähler,
nur weil er irgendwelche Zusammenhänge kapiert,
uns dann vielleicht nicht wählt.
Deutschland muss auf mich hinauslaufen.
Es geht erst mal um Deutschland.
Aber ich bin ja Deutschland.«