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11 Wann war unsere Monarchie noch mal zu Ende?

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Andererseits:

Wie immer die Bundestagswahl nun ausgegangen ist –

konnte man sich Armin Laschet

je vorstellen als Bundeskanzler?

Man kann ihn sich vorstellen als Angela Merkel.

Aber als Bundeskanzler?

Obwohl ja schon der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann vor Jahren gesagt hat, dass das Land – allerdings meinte er seinerzeit nur Baden-Württemberg – und unsere Gesellschaft und unsere Demokratie so gefestigt seien, dass wir nicht untergehen, wenn er, Winfried Kretschmann, nicht mehr Regierungschef wäre.

Sondern jemand von der CDU.

Das gilt heute natürlich auch für den Bund.

Das Land Deutschland geht nicht unter, wenn Angela Merkel nun nicht mehr Regierungschef ist. Sondern jemand von der CDU.

Und für Baden-Württemberg gilt das rückblickend

natürlich auch in die andere Richtung:

Baden-Württemberg ist nicht untergegangen,

seit Kretschmann und die Grünen das Land regieren.

Und das hatte man ja ab März 2011 angenommen.

Nach Jahrhunderten der Monarchie.

Diese Monarchie endete in Deutschland bekanntlich im November 1918. Aber die CDU hat sich im Ländle und im Bund auch immer gern gesehen als legitimer Nachfolger des letzten Kaisers.

Jedenfalls hat sie sich stets so aufgeführt.

Da hatte der Wechsel zu den Grünen bei den Schwaben natürlich auch deswegen reibungslos funktioniert, weil Winfried Kretschmann uns von Anfang an gestattet hatte, die Ehrenbezeugung und Untertänigkeit auf ihn zu übertragen, die sonst nur gegenüber royalem Personal üblich war. Er hat dieses Bedürfnis nach Ehrerbietung und Anhimmelung sehr schnell befriedigt und den Schwaben erlaubt, ihn als Bürgerkönig anzusehen.

Es gab natürlich einige Unterschiede unter grüner Regierung zu den Jahrzehnten mit der CDU. Aber wir Bürger wollten sie uns nicht anmerken lassen.

Denn wenn es immer hieß, Kretschmann werde bei einer Direktwahl bis zu 80 Prozent der Wählerstimmen erhalten, dann ging das über die Beliebtheit von Kaiser Wilhelm II. sogar noch weit hinaus.

In der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts

hieß es im Volksmund oft:

›Wir wollen unsern alten Kaiser Wilhelm wiederhaben.‹

Man kriegte ihn aber nie.

Heute können wir posaunen:

›Wir wollen unsern alten Kaiser Winfried wiederhaben!.

Und wir haben ihn gekriegt.

Bei der Landtagswahl 2016.

Und bei der Landtagswahl 2021 erst recht noch einmal.

Das funktionierte zugegebenermaßen auch nur, weil eben ›CDU‹ in erster Linie keine Partei mehr ist, sondern eine nationale Eigenschaft. Ein Wesenszug. Ein Charaktermerkmal.

Die Franzosen essen gerne.

Die Israelis sind perfekt in Geldgeschäften.

Die Briten haben Schlangestehen kultiviert.

Uns Deutsche prägt als Grundcharakterzug

ein konservatives Unterwerfungsbedürfnis.

Und deswegen haben die Grünen stets nur eine Chance, wenn sie genug mitbringen von einem so zu nennenden CDU-Gen.

Das Virus Demokratie?

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