Читать книгу 3000 Plattenkritiken - Matthias Wagner - Страница 345
The Verve „Urban Hymns” (1997)
ОглавлениеDie Geschichte aller Kunst ist dialektisch. Jede Bewegung ruft nach ihrer Antithese, alle Avantgarde wird bald abgelöst vom Backlash. Und wo nervöse Rhythmen und Sprödigkeit regieren, entsteht rasch die Konterrevolution epischer Langsamkeit. Wir sind bei The Verve. Die Britband um den Sänger und Autor Richard Ashcroft nämlich ist episch und balladesk, wenn’s not tut auch sinfonisch („Bitter sweet Symphony“, „The Drugs don’t work“). Kein Zweifel: Das Pathos kehrt zurück in Charts und Herzen – und das im Postkutschentempo. Doch wozu bräuchte, wer solche Melodien hat, auch die Peitsche? Verve liefern DIE Antithese des Herbstes: gegen die Schnöselarroganz von Oasis, gegen die pessimistische Düsternis von Portishead und (natürlich) gegen den schrillen Dancepunk von The Prodigy. Das Verve-Universum ist ein oranges Bassin voll mit handwarmem Süßwasser. Und wir wollen nie mehr an Land.