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Tilman Rossmy „Selbst” (1997)
ОглавлениеEnde des Jahrtausends war eine Spezies wieder da, die als ausgestorben galt: die Softies. Waren ihre Namen und Gesichter nicht Mitte der 80er leise aufgegangen in zahllosen Familien, die hinfort weibliche Stammlinien verfolgten? Hatte der Rest von ihnen sich nicht kollektiv mit Schafstrickwolle aus artgerechter Drittwelthaltung erwürgt? Nein. Manche hatten überlebt und machten jetzt Platten. Und darauf ging es, anders als im sozialkritischen Damals, nur noch um sie „Selbst“, wie Tilman Rossmy, der ungeföhnte König des Nuschelrock, denn auch sein zweites Soloalbum nannte. Sie sangen bitterscheu von „Musik und Freizeit“ (Monostars) und dem „Licht in deinen Augen“ (Rossmy), manche verstimmten dazu ihre Gitarren herzzerreißend (Monostars), andere wollten freudvoll verletzt „Lieber allein“ sein (Rossmy). All das sollte Softiefrauen schmachten machen, denn die hatten sie nunmehr im Dackelblick – und keine Latzhosenemanzen mehr, die ihnen doch nur einen Doppelnamen aufdrücken wollten. Und siehe: Es klappte gut. Dann verschwanden sie wieder. Aber wohin? In den „Zug nach Lübeck“ (Rossmy)? Oder auf den „Planet der Affen“ (Monostars)? Wir werden es wohl nie erfahren.