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Chicago, eine Stadt mit vielen Namen. An diesem sonnigen Junimorgen dachte man wohl am ehesten an 'the windy city'. Wie der Wind strömten auch Millionen Menschen auf den Straßen zwischen den Häuserschluchten entlang. Unter ihnen, zwischen all diesen Hochhäusern, ging auch William Eagle seiner Wege.

Für jene, die ihn kannten, ein liebenswürdiger alter Mann oder gar ein guter Freund. Für alle anderen ein unbedeutender Buchhändler. Doch es war egal, für was ihn die Menschen hielten – sie wussten es nicht besser. Auf seinen Schultern lastete mehr Verantwortung, als die gesamte Stadt je hätte tragen können. Er war ein Wächter.

Wie jeden Tag ging jener William Eagle die letzten zwei Kilometer zu Fuß zur Arbeit. Er wohnte in einem der vielen Vororte und der gesamte Weg wäre zu lang gewesen, deswegen fuhr er den Großteil mit dem Bus.

Ein beunruhigendes Gefühl begleitete ihn. Ähnlich dem, wenn man nach einem Horrorfilm alleine im Dunkeln durch das Haus geht. Es störte ihn aber nicht, denn er hatte dieses Gefühl seit einigen Wochen. Er hätte sich vielleicht des Öfteren umgesehen oder umgedreht, wäre es neu für ihn gewesen. Doch so ließ er sich nichts anmerken. Unter den vielen Leuten auf der Straße fiel er nicht auf, auch wenn er der Einzige war, der bei diesem warmen Wetter einen Mantel trug. In diesem Großstadtgetümmel war der Einzelne nicht wichtig.

Ein Augenpaar beobachtete ihn dennoch. Es folgte ihm. William hätte den Besitzer sehen können, hätte er nur einmal nach hinten geblickt.

Dieser Verfolger war aber auch nicht der Auslöser für sein mulmiges Gefühl. Etwas anderes warf einen viel größeren Schatten auf William. Größer und dunkler, als es die höchsten Gebäude in Chicago gekonnt hätten. Vielleicht waren es die Wesen – William nannte sie einfach nur Dämonen – die ihn vor langer Zeit zur Flucht aus Deutschland veranlasst hatten. Die Geschehnisse von damals – bei denen er fast alles verloren hatte – wollte er eigentlich vergessen, schob sie in die hinterste Ecke seines Kopfes. Doch nun holten sie ihn scheinbar ein.

Egal was jetzt hinter ihm her war, es war nicht ungefährlicher und es kam näher. Seine Träume verrieten es ihm. In ihnen lief er davon. Auch wenn er sich dort niemals umdrehte, er wusste, jemand oder etwas verfolgte ihn. Am ehesten waren diese Träume vergleichbar mit denen von Kindern, die darin vom Teufel gejagt werden. Doch die Träume von William waren realer, gefährlicher. Die Angst verschwand auch nicht kurz nach dem Aufwachen. Sie blieb den gesamten Tag über erhalten und beschaffte ihm dieses beunruhigende Gefühl.

Als die Träume begannen, sah er in jedem Schatten einen Verfolger. Alle paar Schritte sah er sich in der Gegend um. Wenn ihn jemand ansprach, auch nur zur Begrüßung, schrak er zusammen. Er war so vertieft in dem Gedanken, jemand würde ihn jagen, dass er nicht selten die Straßenseite wechselte, ohne auf den dichten Verkehr zu achten. Einmal wachte er wie aus einer Trance auf. Er stand mitten auf der Straße und zu seiner Linken blickte er in den Kühlergrill eines Trucks. Das dauerhafte Dröhnen der Hupe hatte ihn geweckt – an die lautstarke Bremsung zuvor, erinnerte er sich nicht mehr.

Nach diesem Vorfall versuchte er sich mehr zu konzentrieren und es gelang ihm, die Angst allmählich unter Kontrolle zu bringen. So überlebte er wenigstens die täglichen Spaziergänge, ohne überfahren zu werden.

Der letzte Titan

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