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Das PEERS-Programm

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Laugeson und Frankel (2010) entwickelten das manualisierte PEERS-Programm für Jugendliche zur Entwicklung von Freundschaften. Da es sehr gut beforscht ist, wird es etwas ausführlicher dargestellt. Es basiert auf dem Childrens Friendship Training (CFT Frankel und Myatt 2003). Es stellt eine Intervention über 14 wöchentliche Sitzungen à 90 Minuten für Jugendliche und deren Eltern zur gezielten Verbesserung von Freundschaftskompetenzen dar. Mindestens ein Elternteil pro Jugendlichen besucht regelmäßig jeweils parallel zu den Jugendlichen die Elterngruppe, überwacht die Hausaufgaben und unterstützt die Tochter oder den Sohn beratend bei sozialen Herausforderungen. Das Programm ist psychoedukativ und kognitiv-verhaltenstherapeutisch aufgebaut und umfasst didaktische Lektionen, Rollenspiel und Übungen für die Jugendlichen sowie in der Elterngruppe Besprechen der Hausaufgaben und von Informationsmaterial zu den behandelten Themen. Die Themen sind vielfältig und werden mittels Instruktionen zu sozialen Verhaltensweisen vermittelt: verbale und nonverbale Kommunikation, elektronische Kommunikation, Identifizierung relevanter sozialer Gruppen und Aktivitäten zur Entwicklung eines sozialen Netzes und Entwicklung von Freundschaft, adäquate Kontaktaufnahme, Teamfertigkeiten, Humor, Umgang mit freundschaftlichem Necken, Umgang mit peinlichem Feedback und Plagen (»Bullying«), Verbesserung eines schlechten Rufs, Umgang mit Tratsch und Gerüchten, Konfliktlösungsstrategien.

Die erste Evaluation von Laugeson et al. (2009) des damals noch zwölf Sitzungen umfassende PEERS-Programm schloss N = 5 Mädchen und N = 28 Jungen im Alter von 13–17 Jahren (M = 14,6 Jahre), die randomiziert entweder einer Interventions- (N = 16) oder einer Wartegruppe (N = 17) zugeteilt wurden, ein. Die Teilnehmer konnten gemäß Elternangaben und Beurteilung der Teilnehmer im Vergleich zur Wartegruppe ihr Wissen über soziale Regeln im Zusammenhang mit Freundschaft verbessern, die Anzahl der Einladungen steigern und berichteten von mehr Qualität in ihren Freundschaften. Die Teilnehmer wurden aber nicht häufiger von anderen zu Treffen aufgefordert. Dass sich in der Behandlungsgruppe auch die Qualität von bestehenden Freundschaften verbesserte, hing v. a. damit zusammen, dass sie sich in der Wartegruppe verschlechtert (Schohl et al. 2014). Die Lehrer beobachteten keine signifikanten Unterschiede zwischen der Behandlungs- und Wartegruppe. Die Evaluation von Frankel et al. (2010) mit einer größeren Stichprobe von N = 68 nach demselben Untersuchungsdesign bestätigte die Ergebnisse für Kinder, die im Schnitt 8,5 Jahre alt waren.

Bei der erneuten Evaluation des PEERS-Programms (Laugeson et al. 2012) wurde auch der Effekt auf die autistische Symptomatik beobachtet. Eine Stichprobe von N = 23 Jungen und N = 5 Mädchen im Alter von 12–17 Jahren (M = 14,6 Jahre) wurde in drei Gruppen von 8–10 Teilnehmern untersucht. Die zuerst rekrutierten Teilnehmer wurden einer Wartegruppe (N = 14) zugeordnet, die späteren Probanden der Behandlungsgruppe (N = 14). Das Wissen über soziale Kompetenzen, konkrete soziale Fertigkeiten und die Häufigkeit der Interaktionen mit Gleichaltrigen nahmen gemäß Elternangaben in der Interventionsgruppe signifikant stärker zu als in der Wartegruppe. Die soziale Reaktivität verbesserte sich ebenfalls signifikant und die autistischen Symptome nahmen ab. Auch die etwas längerfristigen Effekte mit einer Katamneseuntersuchung nach 14 Wochen (N = 12) wurde untersucht. Es zeigte sich, dass alle Behandlungseffekte beibehalten werden konnten. Sie fanden zudem Verbesserungen in den sozialen Kompetenzen nach Gruppenende, die den bereits während der Behandlung festgestellten, aber dort noch nicht signifikanten Trend fortsetzten. Während sich in den Lehrerangaben keine signifikanten Unterschiede für den Vergleich der Interventions- mit der Wartegruppe zeigten, verbesserte sich aber das allgemeine soziale Funktionsniveau bei der Nachuntersuchung der Behandlungsgruppe.

Langzeiteffekte des PEERS-Programm untersuchen Mandelberg et al. (2014). Aus einer Stichprobe von 82 ehemaligen PEERS-Teilnehmern, die damals 12–18 Jahre alt waren, beteiligten sich 53 Familien (64% response rate) an der Nachuntersuchung 1–5 Jahre (Durchschnitt 2,5 Jahre) nach Therapieende. Die nicht teilnehmenden Jugendlichen unterschieden sich nicht signifikant von den an der Studie teilnehmenden. 62% der Teilnehmer gehörten zu bereits früher untersuchten Stichproben (Laugeson et al. 2009 und 2012), 38% nahmen an Gruppen der PEERS-Clinic, die aber nicht untersucht worden waren, teil. Die meisten während der Behandlung erreichten Verbesserungen der sozialen Fertigkeiten, um Freundschaften zu entwickeln und zu pflegen, konnten gemäß Eltern und Jugendlichen auch langfristig beibehalten werden. Im Bereich der sozialen Reaktivität und der sozialen Fertigkeiten konnten sogar weitere Verbesserungen nach der Behandlung festgestellt werden. Im Besonderen wurden die ehemaligen Teilnehmer vermehrt eingeladen und organisierten selbst auch Treffen. Die Autoren gehen davon aus, dass der intensive Einbezug der Eltern die Generalisierung zu Langzeit Trainingseffekten begünstigt.

Schohl et al. (2014), eine Autorengruppe, die unabhängig von den Autoren des PEERS-Programms ist, führten eine Replikationsstudie zu PEERS mit 58 Jugendlichen (Jungen-N = 47, Mädchen-N = 11) im Alter von 11–16 Jahren (M = 13,7 Jahre) durch, die randomisiert einer Wartegruppe (N = 29) und einer Interventionsgruppe (N = 29) zugeteilt wurden. Die Teilnehmer des Programms verbesserten im Prä-Post-Vergleich zur unbehandelten Wartegruppe ihr Wissen über Freundschaftskonzepte und Kompetenzen zur Entwicklung von Freundschaft sowie die Anzahl von freundschaftlichen Treffen während der Gruppendauer signifikant, nicht jedoch die Qualität ihrer Freundschaften. In dieser Replikationsstudie verbesserten sich die sozialen Kompetenzen in den Eltern- und Lehrerangaben nicht signifikant, aber deskriptiv. Zudem zeigt sich gemäß Elternangaben ein signifikanter Unterschied in den autistischen Kernsymptomen (gemessen mit dem SRS), die sich auch in der Warteliste signifikant, aber weniger deutlich verbesserten. Auch soziale Angst und weitere Verhaltensauffälligkeiten nahmen in der Therapiegruppe signifikant ab. Die Lehrpersonen beobachten jedoch nur eine Verbesserung der allgemeinen Verhaltensauffälligkeiten, nicht jedoch der sozialen Kompetenzen und der autistischen Symptomatik.

Außerdem untersuchten Laugeson et al. (2014), welche Wirksamkeit eine Adaptation von PEERS für das Schulsetting aufweist, wenn Lehrpersonen das Programm durchführten. Das Programm wurde in einer Privatschule für Jugendliche mit einer Autismus-Spektrum-Störung implementiert und für N = 73 Schülerinnen (N = 9) und Schüler (N = 64) im Alter von 12–14 Jahren (M = 13 Jahre) fünf Mal pro Woche während 30 Minuten über 14 Wochen hinweg durchgeführt. Die Autoren verglichen N = 40 Schüler, die PEERS besucht haben, mit N = 33 Schülern, welche dieselbe Schule in einem anderen Gebäude besuchten und in einem alternativen Curriculum zu sozialen Kompetenzen unterrichtet wurden. Im Unterschied zur Kontrollgruppe verbesserten sich im Lehrerurteil das soziale Funktionsniveau und die soziale Reaktivität bei der Therapiegruppe signifikant mehr. Die PEERS-Schüler selbst berichteten von signifikant mehr sozialen Aktivitäten (Treffen, Einladungen) und einem besseren Wissen über Freundschaftskompetenzen als die Kontrollschüler.

Chang et al. (2014) suchten in einer Stichprobe von 49 Jungen und elf Mädchen im Alter von 12–17 Jahren, die das PEERS-Programm absolviert hatten, nach Prädiktoren für die Verbesserung der sozialen Kompetenzen durch die Behandlung. 63% der Varianz konnte durch die bei Trainingsbeginn besseren Werte in den von den Eltern berichteten sozialen Fertigkeiten (v. a. Verantwortungsgefühl, Selbstkontrolle) und das von den Teilnehmern wahrgenommene tiefere soziale Funktionsniveau erklären. Die Autoren schließen, dass das Training für Teilnehmer mit guten Basiskompetenzen, die ihre sozialen Schwächen wahrnehmen können, wirksamer ist.

Vaughan van Hecke et al. (2015) untersuchten anhand des PEERS-Programms, ob ein soziales Kompetenztraining das »neuronale Funktionieren« verändert. Sie teilten Jugendliche mit einer Autismus-Spektrum-Störung randomisiert der Gruppenbehandlung (N = 35) oder der Wartegruppe (N = 31) zu und verglichen sie mit einer Stichprobe von Jugendlichen ohne Autismus-Spektrum-Störung (N = 30). Sie fanden nur bei den behandelten Probanden mit einer Autismus-Spektrum-Störung eine Veränderung, die zu einer Angleichung des EEG-Musters an nicht-autistische Jugendliche führte.

Schließlich setzten Gantman et al. (2012) ein für Erwachsene adaptiertes 14 Wochen dauerndes PEERS-Programm mit jungen Erwachsenen ein. In einer randomisiert kontrollierten Studie untersuchten sie die Wirksamkeit an N = 17 jungen Erwachsenen (zwölf Männer, fünf Frauen) mit einer Autismus-Spektrum-Störung im hochfunktionalen Spektrum im Alter von 18–23 Jahren. Zehn Teilnehmer begannen das Training sofort, neun bildeten die Wartegruppe und begannen 14 Wochen später. Die behandelten Probanden berichteten nach dem Training von signifikant geringeren Einsamkeitsgefühlen und einem verbesserten sozialen Wissen. Bezugspersonen beobachteten signifikante Verbesserungen in den sozialen Kompetenzen im Allgemeinen, der sozialen Reaktivität und Empathie sowie vermehrten Verabredungen. Somit wirkt das Programm bei jungen Erwachsenen ähnlich wie bei Jugendlichen, Kinder und im schulischen Setting.

KOMPASS - Zürcher Kompetenztraining für Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Störungen

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