Читать книгу Yes We Could - Meike Mittmeyer-Riehl - Страница 5

11.7.2008

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Ein langer Weg

Bewerbung abschicken, Visum beantragen, Stipendium besorgen, Wohnung suchen - klingt doch nicht so schwer! Nachdem ich diese Schritte nun hinter mich gebracht und dafür insgesamt fast ein ganzes Jahr gebraucht habe, kann ich euch sagen: Es ist schwer! Und wer von euch mit dem Gedanken spielt, auch mal für längere Zeit zum Arbeiten in die USA zu gehen, dem kann ich nur wärmstens empfehlen, früh anzufangen...

Zur Entwarnung sei vorab noch gesagt: Die meiste Zeit dieses einen Jahres der Vorbereitung habe ich natürlich mit Warten verbracht - warten auf Zusagen, warten auf Post, warten auf Termine. Aber ohne das Warten geht es nicht - es muss in alle Vorbereitungsschritte mit eingeplant werden.

Abenteuer Bewerbung

Von den 3 "Abenteuern", die ich inzwischen in der Vorbereitung hinter mich gebracht habe, war die Bewerbung noch das einfachste und am wenigsten spektakuläre. Die Bewerbungsunterlagen für das Goethe-Institut gibt es auf goethe.de herunterzuladen. Einfach drei Wunsch-Institute auswählen, Unterlagen ausfüllen, abschicken und warten - und einige Wochen oder Monate später eine Zusage erhalten. Geschafft!

Neben Chicago hatte ich mich außerdem noch in Los Angeles und Washington beworben. Warum habe ich nun die windy city, in der es im Winter schon mal bitter kalt werden kann, dem sunny California vorgezogen? Komischerweise hat es mir Chicago schon immer angetan. Schon als Kind wollte ich in diese Stadt, die ich auf Bildern gesehen hatte und in die mein Vater schon mehrmals beruflich gereist war. Chicago, my kind of town. Das hat schließlich schon Frank Sinatra gesungen. Und der muss ja Recht haben.

Abenteuer Visum

Jetzt geht's also los mit der Bürokratie. Ich weiß ja nicht, wie es ist, eine Steuererklärung zu machen, aber seitdem ich ein J1-Visum für die USA beantragt habe, kann mich das glaube ich nicht mehr schockieren. Ich erspare mir und euch die einzelnen Schritte im Detail (wer es genauer wissen will, der informiert sich am besten im Auslandsbüro der Hochschule). Wahrscheinlich habe ich nach dem 15. Formular, in das ich Name, Anschrift, Geburtstag, Zeitraum und Anlass meines Praktikums usw. eintragen musste, aufgehört zu zählen. Dazu kamen diverse Besuche bei der Sparkasse und der Studiengangsleitung, reger E-Mail- und Telefonverkehr mit meiner TravelWorks und Briefwechsel mit dem Goethe-Institut. Nebenbei liefen Bewerbungsprozess und Auswahlgespräche für das Stipendium bei der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Und dann endlich - der Termin beim US-Konsulat in Frankfurt. Ich fühlte mich an diesem Tag im Mai so, als würde ich bereits nach Chicago einreisen. Strenge Sicherheitskontrollen am Eingang, amerikanische Flaggen überall und Warten in einem riesigen Aufenthaltsbereich, der gut und gerne als Wartehalle am Flughafen durchgehen könnte. Alles war straff durchorganisiert: Jedes Dokument musste exakt in der richtigen Reihenfolge in der Mappe angeordnet sein.

Jeder Antragsteller hatte am Eingang ein kleines Zettelchen mit Nummer bekommen und wartete nun darauf, zwei Mal aufgerufen zu werden: Einmal, um Fingerabdrücke aller 10 Finger zu hinterlassen und die Dokumente einzureichen, und ein zweites Mal, um ein kurzes Interview zu führen und dann endlich die Bewilligung des Visums zu erhalten. So war ich also nach gut eineinhalb Stunden wieder draußen - ohne Reisepass, denn den musste ich dort lassen, um das Visum ausstellen zu lassen. Er wurde mir eine Woche später per Post zugeschickt.

Ganz in trockenen Tüchern ist die Sache allerdings noch nicht: Direkt nach meiner Einreise in die USA muss ich noch zu einem Social Security Officer, um mich an meinem Wohnort registireren zu lassen. Was mich dort erwartet, werdet ihr also irgendwann ab dem 23. August lesen können...

Abenteuer Wohnungssuche

So richtig abenteuerlich war aber erst die Suche nach einer Unterkunft in Chicago. Frühere Praktikantinnen vom Goethe-Institut empfahlen mir, Inserate bei craigslist.com zu schalten - einer Seite, auf der man nach WGs und möblierten Zimmern suchen kann. Abenteuerlich war nicht das Inserieren selbst - sondern die Antworten meiner potentiellen Roommates.

Da schrieben etwa 35-jährige Männer, die einen Platz in ihrem Penthaus an "pretty single girls" abzugeben hätten - ääh, ja. Schon klar. Oder es schrieb eine einsame Frau in den End-Vierzigern, die beruflich angeblich viel unterwegs sei und mir ihr komplettes zweigeschossiges Haus im neugotischen Baustil anbot, unter der Bedingung, ihre Hunde zu versorgen (wie viele Hunde das denn wären habe ich besser gar nicht erst nachgefragt....).

Wenn dann mal ein halbwegs seriöses Angebot dabei war, dann waren entweder die Mietpreise unbezahlbar, oder das Zimmer befand sich viel zu weit von der Innenstadt entfernt. Oder aber es gab ein Apartment in der südlichsten Südstadt, von der man sich im Dunkeln vor allem als Frau besser fernhalten sollte. Inzwischen habe ich aber vermutlich ein gutes Arrangement gefunden - eine WG mit einer Amerikanerin und ihren zwei Katzen, 5 Meilen nordwestlich der Innenstadt und mit super Verkehrsanbindung. Ein mulmiges Gefühl bei solchen Arrangements über das Internet bleibt natürlich - aber ein bisschen Angst gehört zu einem richtigen Abenteuer ja schließlich dazu.

Und nun habe ich alles beisammen: Praktikumsplatz, Visum, Stipendium und Wohnung. Chicago kann kommen! Und meine erste Steuererklärung in ferner Zukunft auch!

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