Читать книгу Yes We Could - Meike Mittmeyer-Riehl - Страница 6

14.7.2008

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Mission: Kultur

Mit interkulturellem Austausch werde ich in Chicago ständig zu tun haben. Kein Wunder bei einem Praktikum bei Deutschlands offiziellem Kulturinstitut. Kulturpolitik ist für mich eine der spannendsten politischen Disziplinen überhaupt. Aber was ist unsere "deutsche Kultur" überhaupt? Genau deshalb will ich nach Chicago: Um zu lernen, wie die Amerikaner unsere Kultur verstehen. Dazu werde ich nicht nur im Institut selbst Gelegenheit haben …

Das Land der Dichter und Denker - lang ist's her! Gibt es in Zeiten der Globalisierung überhaupt noch nationale Kultur? Was macht unsere deutsche Kultur aus und wo steckt sie - in den Köpfen der Menschen, in unserem Alltag, oder doch nur noch zusammengeschrumpelt im Feuilletonteil der Zeitungen?

Wenn ich eine Antwort auf diese und viele weitere Fragen wüsste, dann wäre ich wahrscheinlich nicht so riesig gespannt auf mein Praktikum am Goethe-Institut in Chicago wie ich es im Augenblick bin. Natürlich hat jeder sein eigenes Verständnis von Kultur. Kultur, das heißt ja auch: Tradition. Bewahrung des Einzigartigen. Ich bin sehr neugierig darauf, wie die offizielle Kulturarbeit der Bundesrepublik in den USA verwirklicht wird.

Aber beinahe noch viel gespannter bin ich darauf, meine eigene Kultur aus der Vogelperspektive betrachten zu können: Als Fremde in einem Land, das sich rein äußerlich vielleicht gar nicht so sehr von unserem eigenen unterscheidet, aber in Wirklichkeit doch ganz anders tickt als wir hier.

Darüber hinaus bin ich auch mit meinem ganz eigenen Kulturauftrag unterwegs. Schließlich ist jede Einzelperson Repräsentant seines Landes und seiner Kultur. Was man aus dieser Mission macht, bleibt jedem selbst überlassen. Ich jedenfalls habe meiner amerikanischen Mitbewohnerin versprochen, ihr die englische Edition von "Faust" mitzubringen. Sie liest sehr gerne, doch die deutsche Literatur ist ihr bisher fremd - wenn Goethe ihr gefällt, ändert sich das vielleicht bald. Aktueller als heute war der Faust vermutlich sowieso noch nie. Ich kenne die englische Ausgabe übrigens auch noch nicht. Das verschafft mir die nötige Distanz zum Werk, um es aus einer ganz anderen Sicht neu zu entdecken. Mal sehen, was ich dabei über mich und uns alle lernen kann. Ein großer Bestandteil von Kulturarbeit ist für mich vor allem auch, viel über sich selbst zu lernen - um das Handeln anderer dann besser nachvollziehen zu können.

Sicherlich ist meine ganz persönliche "Mission Kultur" nur ein winziger Teil der kulturpolitischen Aufgabe an sich. Aber wo soll Kultur denn anfangen, wenn nicht im Allerkleinsten? Der Teufel steckt doch meistens im Detail. Das heißt aber nicht, dass aus jedem Detail auch ein Teufel herausspringt, so wie Mephisto aus einem Pudel. Gerade nochmal Glück gehabt.

Ich bin der Geist, der stets verneint!

Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,

Ist wert, dass es zugrunde geht;

Drum besser wär's, dass nichts entstünde.

So ist denn alles, was ihr Sünde,

Zerstörung, kurz das Böse nennt,

Mein eigentliches Element.

(Aus: Johann Wolfgang von Goethe: „Faust. Der Tragödie erster Teil“, Hamburger Lesehefte Verlag, Husum)

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