Читать книгу Meister römischer Prosa - Michael Albrecht - Страница 32
2. Cicero gegen Verres3
ОглавлениеIpse inflammatus scelere et furore in forum venit; ardebant oculi, toto ex ore crudelitas eminebat. Exspectabant omnes, quo tandem progressurus aut quidnam acturus esset, cum repente hominem proripi atque in foro medio nudari ac deligari et virgas expediri iubet. Clamabat ille miser se civem esse Romanum, municipem Consanum; meruisse cum L. Raecio, splendidissimo equite Romano, qui Panhormi negotiaretur, ex quo haec Verres scire posset. Tum iste: se comperisse eum speculandi causa in Siciliam a ducibus fugitivorum esse missum; cuius rei neque index neque vestigium aliquod neque suspicio cuiquam esset ulla; deinde iubet undique hominem vehementissime verberari. 162. Caedebatur virgis in medio foro Messanae civis Romanus, iudices, cum interea nullus gemitus, nulla vox alia illius miseri inter dolorem strepitumque4 plagarum audiebatur, nisi haec: ‚civis Romanus sum!‛ Hac se commemoratione civitatis omnia verbera depulsurum cruciatumque a corpore deiecturum arbitrabatur; is non modo hoc non perfecit, ut virgarum vim deprecaretur, sed cum imploraret saepius usurparetque nomen civitatis, crux, crux inquam, infelici et aerumnoso, qui numquam istam pestem viderat, comparabatur. 163. O nomen dulce libertatis! O ius eximium nostrae civitatis! O lex Porcia legesque Semproniae! O graviter desiderata et aliquando reddita plebi Romanae tribunicia potestas! Hucine tandem omnia reciderunt, ut civis Romanus in provincia populi Romani, in oppido foederatorum, ab eo qui beneficio populi Romani fascis et securis haberet, deligatus in foro virgis caederetur? Quid? Cum ignes ardentesque laminae ceterique cruciatus admovebantur, si te illius acerba imploratio et vox miserabilis non inhibebat, ne civium quidem Romanorum, qui tum aderant, fletu et gemitu maximo commovebare? In crucem tu agere ausus es quemquam, qui se civem Romanum esse diceret?
Wutentbrannt und mordlustig kam er zum Forum. Es loderten seine Augen; aus dem ganzen Gesicht sprach Grausamkeit. Alle waren gespannt, wohin er sich endlich wenden und was er denn tun würde, – als er plötzlich einen Mann hervorzerren, ihn mitten auf dem Forum entblößen, anbinden und die Ruten bereitmachen ließ. Der Ärmste schrie immer wieder, er sei römischer Bürger aus dem Municipium Cosa, er habe zusammen mit L. Raecius, einem hochangesehenen römischen Ritter, gedient, der in Panormus Handel treibe und der dem Verres dies bestätigen könne. Darauf entgegnet Verres, er habe erfahren, er sei von den Anführern der Flüchtigen nach Sizilien geschickt worden, um zu spionieren – keiner, der ihn angezeigt, kein bestimmter Anhaltspunkt noch überhaupt bei jemandem ein Verdacht. Dann lässt er den Mann von allen Seiten aufs heftigste schlagen. 162. Mit Ruten gestäupt wurde mitten auf dem Forum Messinas ein römischer Bürger, ihr Richter, während kein Seufzen, kein anderes Wort des Unglücklichen mitten unter dem schmerzhaften Sausen der Schläge zu hören war als dies: „Ich bin römischer Bürger.“ Durch diese Erwähnung seines Bürgerrechts glaubte er, alle Rutenhiebe abwehren und die Marter von sich fernhalten zu können. Aber nicht genug, dass es ihm nicht gelang, die gewaltsame Auspeitschung durch Bitten zu verhindern, vielmehr wurde, während er immer öfter flehte und sich auf sein Bürgerrecht berief, das Kreuz, das Kreuz, sage ich, dem Unglücklichen in seiner Drangsal, der noch nie dieses Grauen geschaut hatte, zugerüstet. 163. O süßer Name der Freiheit! O köstliches Vorrecht, römischer Bürger zu sein! O Porcisches Gesetz und ihr Sempronischen Gesetze! O heißersehnte und endlich dem Volke Roms geschenkte tribunizische Gewalt! Ist denn dies alles wiederum so weit in Verfall geraten, dass ein römischer Bürger in einer Provinz des römischen Volkes, in einer verbündeten Stadt von dem Manne, dem das römische Volk die Hoheitszeichen anvertraut hat, auf dem Markt angebunden und mit Ruten geschlagen wird? Wohlan: als er mit Feuer, glühendem Metall und den übrigen Foltern gequält wurde – wenn dich nicht da schon sein bitteres Flehen und seine klagende Stimme hemmte – was ließest du dich dann nicht einmal vom erschütternden Weinen und Stöhnen der anwesenden römischen Bürger rühren? Ans Kreuz hast du einen zu liefern gewagt, der sagte, er sei römischer Bürger?