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Stil und Affekt Wortstellung
ОглавлениеIn der Wortstellung macht Gracchus im Gegensatz zu Cato und zu Cicero nur selten von der Inversion Gebrauch.76 Die Verben stehen meist – regelrecht und ohne besondere Betonung – am Ende der Sätze.
Berücksichtigt man aber die übrigen Satzteile, so entsteht ein anderes Bild:77 Zweimal tritt in Fragment 48 der Eigenname Marcus Marius an bevorzugte Stelle; ähnlich die Ortsnamen Teanum Sidicinum und Ferentini. Gracchus empfand, dass Eigennamen besonders hervorgehoben werden müssen (was Goethe den Schauspielern ans Herz legte)78 und rückte die Namen daher jeweils an den Anfang beziehungsweise an das Ende des Satzes.
Die bei stillem Lesen wenig auffallenden Anfangs- und Endstellungen offenbaren ihre Gewalt im mündlichen Vortrag.79 In dem Satz eoque adductus suae civitatis nobilissimus homo M. Marius entsteht die Emphase durch ungewöhnliche Endstellung des Subjekts und durch das Attribut nobilissimus,80 zumal Gracchus sonst mit Beiwörtern spart.81
In Fragment 49 ist durch die Endstellung jeweils das entscheidende Element des Satzes hervorgehoben: einmal das Subjekt, das nicht ohne ironischen Unterton dem Publikum als homo adulescens pro legato vorgestellt wird; zum andern der Witz des Ochsentreibers: num mortuum ferrent; schließlich der empörende Schluss der Szene: dum animam efflavit. Unter diesem Gesichtspunkt gewinnt auch das scheinbar so matte idcirco am Satzanfang Gewicht („aus diesem Grund und keinem andern, aus diesem lächerlichen Grund“). Im Gegensatz zu J. Marouzeau, der Inversionen bei Gracchus vermisst, müssen wir also zu dem Ergebnis kommen, dass das geschickte Ausnützen der Anfangs- und Endstellung im Satz unserem Text Lebendigkeit und Eleganz verleiht.