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Würdigung

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Die Sprache der gracchischen Erzählung ist rein, klar und präzis. Den Ursprung solcher Latinitas30 können wir biographisch zurückverfolgen; Gaius wuchs – mehr noch als sein Bruder – in der Obhut der Mutter Cornelia auf, die nach Ciceros Zeugnis (der ebenfalls Purist war) ihre Söhne in dem gesunden Element einer unverfälschten Muttersprache aufwachsen ließ und sich auch selbst um deren Erziehung und Bildung kümmerte31 (wir besitzen noch einen Brief dieser bedeutenden Frau).32

Die disziplinierte Sprachhaltung des Gracchus hat freilich in ihren stilistischen Auswirkungen spätere Leser, die in bestimmten Zusammenhängen eine reichere, pathetischere Registrierung erwarteten, befremdet. In der Tat klingt der Bericht des Gracchus im Vergleich mit Ciceros kunstvoll ausgestalteter und affektisch getönter33 Erzählung alltäglich und schlicht – Gellius findet die Diktion „komödienhaft“,34 das heißt dem Umgangston nahestehend35 und auf tragischen Aufputz verzichtend.36 Darin braucht freilich kein Mangel an gravitas zu liegen, die Gracchus auch nach Ciceros Urteil besaß.37 Man darf also auch Ciceros Vorstellung von gravitas nicht einseitig auf das Pathos der Verrinenstelle festlegen.

Besser als die Vorstellung des Komödienhaften trifft den Tenor der gracchischen Erzählung der Schönheitsbegriff mundities38. Etymologisch wohl zur Wurzel *meu-(„waschen“) gehörig, bezeichnet es den ästhetischen Eindruck, der durch Sprachreinheit (Latinitas) erzielt wird.

Meister römischer Prosa

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