Читать книгу Einführung in die Theologie der Offenbarung - Michael Bongardt - Страница 30
b) Glaube und Geschichte
Оглавлениеbegründeter Glaube
Die Bibel spricht durchgängig von einem Gott, der in der Geschichte zum Heil der Menschen handelt. Wenn sie von seinem rettenden Handeln berichtet, haben solche Berichte nicht nur die Funktion, den Glauben auszumalen. Sie sollen ihn auch bewahrheiten. In dem überlieferten Geschehen erwies sich Gott als der, der er ist. Der Glaube stützt sich auf das Geschehen. Für Paulus steht und fällt er gar mit der Tatsächlichkeit des Geschehenen: „Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos“ (1 Kor 15,14).
deutender Glaube
Die Mehrdeutigkeit allen Geschehens, die selbst von den biblischen Berichten immer wieder eingeräumt wird, stellt die Rede vom geschichtlichen Handeln Gottes als Glaubensgrund vor Probleme, die offenbarungstheologisch genauer bedacht werden müssen. Die biblischen Autoren sehen die Ereignisse, von denen sie berichten, als Glaubende. Für sie zeigt sich in dem, was geschieht, der Gott, auf den sie bauen. Mit der Absicht, andere zu einem ebenfalls glaubenden Blick auf das Geschehene zu bewegen (Joh 19,35b), formen sie die Erzählungen so, dass das Handeln Gottes in ihnen deutlich zu erkennen ist. Ihre Überlieferung ist bereits Ausdruck ihres Glaubens, setzt den deutenden Blick des Glaubens also voraus. Doch nicht schon die Tatsache, dass die biblischen Schriften in einer bestimmten Perspektive berichten, stellt ein Problem dar. Darin sind sie jedem anderen Bericht über Geschehenes gleich, denn anders als aus einer besonderen Sicht und unter Voraussetzung bestimmter Grundannahmen können Menschen weder etwas sehen noch etwas berichten.
haltloser Glaube?
Zu Schwierigkeiten führt erst die Frage, ob und wie sich belegen lässt, dass die Sicht der Bibel, die die Geschichte der Welt als Geschichte Gottes mit den Menschen erzählt, dem faktisch Geschehenen angemessen ist (s. o. S. 22.32); ob und wie sich der Verdacht ausräumen lässt, dass hier verständliche, aber unbegründete Hoffnungen und Wünsche, nicht aber der klare Blick auf die Wirklichkeit die Feder geführt haben.